Wir lieben unsere Kinder und möchten ihnen die christlichen Grundwerte mitgeben können. Leider wird dies immer schwieriger, da die Schule immer strenger wird und die Schulpflicht früher beginnt," so schreibt die Schweizer Bergbäuerin Maria Weber-Marty in einem Brief.
Vor der farbenfrohen Wäsche, die hoch über der Pragelpaßstrasse zwischen den Bergen des Kantons Schwyz und des Kantons Glarus an einer langen Leine im Winde flattert, bleiben immer wieder Touristen stehen, zücken den Fotoapparat und fragen auch mal die Bäuerin Maria, wie sie denn all die Leibchen und Hosen dort vier Meter über dem Boden aufhängt. Hansueli, ihr Mann, lacht verschmitzt, als er die Geschichte erzählt.
Und es fällt einige Wäsche an bei Familie Weber auf dem Eggli im glarnerischen Klöntal. Maria und Hansueli haben fünf Kinder. Den ganzen Tag in Haus und Hof dabei sind vorerst noch Maria (5), Monika (3) und Ueli (17 Monate). Der achtjährige Bruno und der sechsjährige Jürg werden täglich vom Schulbus abgeholt, damit sie im zwölf Kilometer entfernten Glarus die erste und zweite Primarklasse besuchen können. Erst abends gegen fünf Uhr kommen sie wieder heim.
Eigentlich, so findet Mutter Maria, dauert die obligatorische Schulzeit viel zu lang. Was die Kinder im Leben brauchen, nämlich Lesen, Schreiben und Rechnen lernen sie schon in den beiden ersten Schuljahren. Und was ihnen noch viel weiter hilft als alles Schulwissen, nämlich eine christliche Erziehung, die bekommen sie bei ihren Eltern ebenfalls.
Im Winter, wenn eine Lawine die Straße verschüttet, ist die ganze Familie Weber-Marty jeweils für einige Tage von der Außenwelt abgeschnitten und Selbstversorger. Das mache ihnen gar nichts aus. “Ich freue mich, wenn alle Kinder um mich sind." In solchen Lawinenwintern ruft immer wieder mal ein Glarner Gemeindevertreter an und fragt nach dem Wohlbefinden.
Ein Beitrag an eine Satellitenschüssel für den Fernsehempfang wurde nicht genehmigt. Jetzt gibt es bei Webers halt keinen Fernseher. Dafür hören sie aufmerksam die Radio-Nachrichten, lesen die Zeitung und wissen Bescheid, was sich so tut im Schweizerland und darüber hinaus.
Das bestätigt auch ein pensionierter Arzt aus Norddeutschland, der für zehn Tage dank Vermittlung der Caritas mithilft. “Am Abend haben wir oft sehr angeregte Diskussionen und es ist eindrücklich, mit welcher Phantasie die Kinder sich sozusagen mit Nichts unterhalten," sagt er. Tagsüber geht er Hansueli im Stall und auf dem Feld zur Hand, schleppt Pfähle herbei oder hält das Melkzeug sauber.
1996 stellten Webers auf Bio-Landwirtschaft um. Seither bleiben die 20 Milchkühe und 20 Stück Jungvieh sowie ein dreijähriger Stier im Sommer Tag und Nacht an der frischen Luft, außer wenn es auch in diesem Hochtal gar zu heiß wird. Kunstdünger ist tabu. Im Winter betreiben sie hinter dem Haus einen 300 Meter langen Schlepplift. Der ehemalige Besitzer hat ihn der unternehmungslustigen Familie zu einem günstigen Preis überlassen.
Neben dieser im Verhältnis kleinen Ausgabe sind es vor allem die Schuldenrückzahlung, die Amortisation der Maschinen und die Gebäude- und sonstigen Versicherungen, die Webers Budget belasten.
“Wir leben von der Milch- und Fleischproduktion. Um all die finanziellen Fragen gründlich zu regeln, füllen Maria und Hansueli immer wieder bergenweise Formulare aus für die Bank, den Kanton, die Caritas, die Berghilfe, die Gemeinde und natürlich den Bund. Die Kleider bekommen sie von den Nachbarn in den Ferienhäusern. Dafür geben sie ihnen Butter, Milch und Eier aus der Selbstversorgung.
Um den Steuerzahlern zu zeigen, wofür ihr Geld gebraucht wird, laden Webers jeweils im Herbst zum Tag der offenen Tür auf ihren Hof.
Vater Hansueli macht keine großen Worte. Im Sommer besucht die ganze Familie jeweils den Sonntagsgottesdienst in der Bergkapelle. Der achtjährige Bruno amtete da auch schon als Meßdiener. Mutter Maria ist ein eifriges Mitglied des Marianischen Müttervereins. Name verpflichtet...
Hoch über dem stotzigen Heimwesen thront ein weitsichtbares Holzkreuz, das nachts sogar leuchtet. Das paßte einigen Nachbarn allerdings nicht so recht und es gab Reklamationen bei der Gemeindebehörde. Maria setzte sich durch. Das Kreuz steht noch immer. “Ich fühle mich darunter beschützt und habe mir das immer gewünscht," sagt sie und schaut ihrem ältesten im Vorbeigehen ins Aufgabenheft.
Info
Familie Weber gehört mit rund 1000 anderen Familien zur schweizerischen Interessengemeinschaft Familie 3 plus, die sich für die Anliegen von Familien mit mehr als drei Kindern einsetzt. Derzeit läuft in der Schweiz ihre eidgenössische Volksinitiative “Kinder sichern Zukunft", die höhere Steuerabzüge und die bessere Anerkennung der Familienarbeit verlangt. Unterschriftenbogen und nähere Informationen bei
Initiativkomitee “Kinder sichern Zukunft" , Tel. 031 351 90 75
Postfach 801, CH-300 Bern 31, www.familieninitiative.ch