Vater, Sohn und Heiliger Geist. Bei jedem Kreuzzeichen, in den meisten Gebeten und in jeder Eucharistiefeier verwenden wir diese Formel. Und doch - wie unbegreiflich, vom einen Gott zu sprechen und zugleich drei Personen in ihm zu bekennen.
Es ist daher allzu verlockend, nicht mehr weiter darüber nachzudenken. Viele meinen, in der Bibel finde sich ohnehin kein trinitarisches Bekenntnis und beim kirchlichen Trinitätsdogma handle es sich um begriffliche Spielerei oder um praxisferne Spekulation griechisch-philosophischen Denkens.
Gott ist Gott und Jesus sein auserwählter Mensch, der uns vorbildhaft zeigt, wozu wir berufen sind. Und dann ist da noch eine Kraft, der Heilige Geist, eine Energie, die uns beseelt und zu Gott führt. Basta.
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Nicht umsonst hat die Christenheit um die Bedeutung dieser Worte, um die Beziehungen zwischen diesen Wirklichkeiten in Gott Jahrhunderte lang bis aufs Blut gerungen. Es geht dabei um nicht weniger als um das unterscheidend Christliche.
Der Wiener Dogmatikprofessor Bertram Stubenrauch meint in seinem Büchlein über die Dreifaltigkeit, daß die kirchliche Verkündigung nicht zuletzt deshalb “flach und langweilig geworden" sei, weil höchstens noch am Dreifaltigkeitssonntag vom dreieinen Gott gesprochen wird. Ansonsten herrsche im normalen pfarrlichen Leben ein “eigenartiger Jesuanismus" vor.
In seinem Buch will er die Vielgestaltigkeit des christlichen Glaubens durch eine Besinnung auf das Dreifaltigkeitsdogma zurückgewinnen. Für jedermann gut verständlich schildert er, mit welch großen Anstrengungen die frühe Kirche sich so sehr darum bemühte, den Vater als Ursprung allen Lebens zu beschreiben, den Sohn als menschgewordenen Gott zu verstehen und den Heiligen Geist als Lebensspender, Beistand und Tröster. Sohn und Geist sind andere als der Vater, wirken aber wie er auf göttliche Weise und sind daher nichts anderes als der Vater.
Salopp gesagt: Gott ist nicht einsam. Er ist seit aller Ewigkeit bereits Gemeinschaft. Das heißt, Gott ergeht sich in der Liebe zwischen Vater, Sohn und Geist, und in diese Liebe des Dreifaltigen sind wir hineingenommen.
Das vorliegende Buch weist sich insbesondere dadurch aus, daß es sich nicht damit begnügt, das rechte Verständnis von Gott zu definieren. In der Kirche wird ja “nicht nur geredet, sondern vor allem gefeiert". Deshalb ist Stubenrauch bemüht, anhand von Gebeten, liturgischen Texten und Bildern die Lehre von der Dreifaltigkeit verständlich zu machen.
Dieser ständige Bezug zu den kirchlichen Gebeten, Liturgien und Sakramenten macht dieses Buch zu einer spannenden und geistlichen Lektüre. Kaum jemand wird es weglegen, ohne in die Mitte des christlichen Mysteriums eingedrungen zu sein. Ein hervorragendes Hilfsmittel, sich wieder neu bewußt zu sein, was wir tagtäglich mit Vater, Sohn und Heiliger Geist sagen.
Bernhard Eckerstorfer OSB
Dreifaltigkeit. Von Bertram Stubenrauch. Regensburg: Pustet-Verlag, 2002. 151 Seiten.
Diese und andere Bücher können bezogen werden bei: Christoph Hurnaus, Waltherstr. 21, 4020 Linz, Tel/Fax: 0732 788 117; Email: hurnaus@aon.at