Wenn der christliche Glaube ein Leben im Heiligen Geist ist und damit auch ein Leben der Gemeinschaft mit dem Sohn und dem Vater, so kann ich nicht sehen, wie dieses Leben des Dialogs mit dem transzendenten Ganz-Anderen vorbereitet oder bereichert werden könnte durch Techniken, die auf eine Auflösung der personalen Instanz in den kosmischen Energien abzielen. (S. 123)
Der religiöse Kontext dieser Techniken ist absolut unvereinbar mit einer authentischen Zugehörigkeit zur Person Christi. Wie könnte sich denn ein Christ dazu bereit erklären, sich vor bildlichen Darstellungen von Meistern, die einer fremden Tradition angehören, niederzuwerfen und sie anzubeten, um dann ein Mantra zu wiederholen, das meist aus nichts anderem als dem Namen einer Gottheit besteht? (S.124)
Entweder haben die paar Körper- und Atemübungen, wie sie westliche Christen ausführen, nichts mit dem Yoga nach hinduistischem Verständnis zu tun ... oder aber Sie sind Anhänger des traditionellen Yoga und übernehmen auch dessen Kern: in diesem Fall haben Sie mit dem Wesen des Christentums nichts mehr zu tun. Es gibt genau genommen kein christliches Yoga, wie es ja auch kein hinduistisches Gebet gibt. (...)
Die Natürliche Heiterkeit, die durch den langsamen Prozeß der Auflösung des persönlichen Bewußtseins entsteht, hat nichts zu tun mit dem übernatürlichen Frieden, der vom Geist des auferstandenen Christus kommt. Jene natürliche Heiterkeit bereitet auch nicht den Empfang dieses Friedens vor, ganz im Gegenteil! Sie ist vielmehr eine Falle, verführerisch und deswegen so gefährlich. Nicht wenige von ihnen sind dann versunken in der Kontemplation ihres eigenen tiefen Selbst, in der Annahme, die durchlebten Zustände des stillen, ja von Gott eingegebenen Gebetes. (S. 127)
Joseph Verlinde
Aus: Die verbotene Erfahrung. Union Verlag, Hochaltingen.
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