Die Vorstellung von der Wiedergeburt als einer sehr alten Vision menschlichen Weiterlebens, auf die man in allen heiligen Schriften stößt, das ist es, was New Age verbreitet und die Leute glauben machen will. Dabei handelt es sich hier aber nur um das Echo eines esoterischen Mythos, demzufolge alle Religionen nichts anderes sind als Interpretationen einer einzigen Universalreligion, bruchstückartige und oft deformierte Interpretationen, die einander folgen und ablösen. Auftrag von New Age sei es nun, diese Urlehre in ihrer Ganzheit und ursprünglichen Reinheit wiederentdecken zu helfen.
Der Erfolg dieser doch recht willkürlich aufgestellten Hypothese, die jeder wissenschaftlichen Begründung entbehrt, zeigt zweifelsohne das Bestreben unserer Zeitgenossen auf, sich der Unruhe zu entledigen, die sie angesichts der Vielfalt des religiösen Angebots befällt. Diese Vielfalt zwingt sie dazu, eine “riskante" Wahl zu treffen, deswegen, weil es um die Frage nach dem Sinn des Lebens geht. (...)
Es ist falsch zu sagen, dieses Konzept sei universell anerkannt, es reiche in vorgeschichtliche Zeiten zurück und zähle zu einem “gemeinsamen Ursubstrat" aller Religionen. Dabei sprechen nicht einmal die Veden von Reinkarnation. Das Konzept taucht erst im 6. vorchristlichen Jahrhundert auf, und zwar in den Upanishaden... (S. 193f)
Wir können die Zahl der Schriftstellen im Alten wie im Neuen Bund, die gegen die Annahme der Wiedergeburt sprechen, beliebig vermehren. Ich möchte hier einen Psalmvers zitieren, der Gott seinen Zorn zurückhalten läßt, “denn er denkt daran, daß der Mensch nichts ist als Fleisch, nur ein Hauch, der vergeht und nicht wiederkehrt." (Ps. 78,39)
Rufen wir uns aus dem Neuen Testament das Wort ins Gedächtnis, das Jesus am Kreuz zu dem reumütigen Schächer spricht, der mit Ihm gekreuzigt ist: “Amen, ich sage dir, heute noch wirst du mit mir im Paradies sein." (Lk 23,43)
Man müßte auch das ganze 5. Kapitel des zweiten Briefes des heiligen Paulus an die Christen von Korinth lesen, die ihn nach dem Schicksal der Gläubigen nach dem Tod befragen. Dort sagt uns der Apostel: “Ja wir sind voller Zuversicht und ziehen es vor, aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein." (2Kor 5,8) “Daheimsein" bezeichnet eine endgültige Dauerhaftigkeit, die jede Rückkehr in Lebensbedingungen des Sterblichen ausschließt, da “der Herr", zu dem er aufbricht, der Lebendige ist, der ihm in die endgültige Glorie vorausgeht. Präzis sagt es der Hebräerbrief (10,12): “Jesus hat für die Sünden nur ein einziges Opfer dargebracht, und hat sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt." (S. 204)
Joseph Verlinde
Auszug aus dem sehr empfehlenswerten Buch: Die verbotene Erfahrung. Union Verlag, Hochaltingen. Siehe auch die Besprechung in VISION 1/2004 (S. 21).
Diese und andere Bücher können bezogen werden bei: Christoph Hurnaus, Waltherstr. 21, 4020 Linz, Tel/Fax: 0732 788 117; Email: hurnaus@aon.at