VISION 20002/2004
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Sie glaubte immer an meine Rückkehr

Artikel drucken Zeugnis einer scheinbar gescheiterten Ehe

Thérèse und Jean Claude M. feierten 1962 Hochzeit in St. Louis. In den beiden folgenden Jahren bekommen sie zwei Kinder: Arnaud (1963) und Isabelle (1964). Jean Claude ist Arzt mit einer eigenen Praxis. Thérèse ist im Haushalt tätig und engagiert sich in der katholischen Aktion, in der Ehevorbereitung. Im folgenden berichtet Jean Claude über die Geschichte ihrer Ehe:

Wir haben ein aktives Leben, aber wenig Gebet und geistliches Leben. Ich lerne eine geschiedene Frau kennen, und um ehrlich zu bleiben und kein Doppelleben zu führen, lasse ich mich 1971 scheiden. Thérèse geht allein und im Schmerz mit den Kindern nach Lille. Die Scheidung akzeptiert sie nicht. In Lille arbeitet sie als Schulärztin.

Die neun Jahre Ehe versinken im Schweigen. Meiner zweiten Frau bin ich nicht treu und sie mir auch nicht. 1983 lernt meine zweite Frau einen 18 Jahre jüngeren Mann kennen, läßt sich scheiden und ruiniert mich, denn ich lasse alle finanziellen Mittel spielen in der Hoffnung, sie früher oder später zurückzugewinnen. Zwei Jahre stehe ich der Leidenschaft des neuen Paares allein gegenüber: körperliche Bedrohung - wie in einem schlechten Film.

Ich bleibe also allein, einsam, ruiniert, ohne Familie zurück und plane sogar einen Selbstmord, zu dem es aber - Gott sei Dank - nicht kommt. Um durchzuhalten, schreibe ich während dieser Zeit jeden Abend auf, was ich während des Tages erlebt habe.

Ein junger Priester gibt mir ein geistliches Buch. Ich brauche drei Monate, um es zu lesen. Eines Tages, in der Meinung, auf menschlicher Ebene genug bezahlt zu haben, beschließe ich, meine Rechnung mit Gott zu begleichen. Am 27. Oktober 1984 gehe ich in einer Abteil 100 Kilometer von uns entfernt zur Beichte. Während der Hinfahrt heule ich Rotz und Wasser, verstehe nichts.

Um 15 Uhr gibt mir ein Pater die Lossprechung, und ich frage ihn, ob ich jetzt zur Kommunion gehen kann - 14 Jahre lang habe ich das nicht getan.

Er sagt zu mir: Ja, wenn Sie allein sind. Was soll das heißen? Ihre zweite Frau ist nicht ihre Frau. Ihre Frau ist die Mutter Ihrer Kinder! Und in diesem Augenblick, an diesem letzten Sonntag im Oktober 1984 um 15 Uhr habe ich die Gewißheit, daß dieser Mönch die Wahrheit sagt.

Genau in diesem Moment hat sich mein Leben total verändert, um 180 Grad. Ich weiß, daß ich anders leben muß. Mir wird bewußt, daß ich beichten gegangen war, um mit dem Herrn reinen Tisch zu machen, damit er mir als Gegenleistung helfen sollte, meine zweite Frau zurückzugewinnen. Denn sie faszinierte mich sehr. Und dieser Mönch sage mir, ich solle mich um meine erste Frau kümmern.

Ich antwortete: “Wir sind seit 14 Jahren getrennt, ich sehe keine Chance, daß wir wieder zusammenkommen." “Aber können Sie sich nicht um ihre Kinder kümmern?" “Ja, das möchte ich gern tun."

Einige Monate später nehme ich Kontakt mit den Kindern auf und durch sie finde ich ihre Mutter wieder, die sie aufgezogen hatte. Das ist möglich geworden, weil Thérèse immer an die Gnade des Ehesakraments geglaubt hat. In den manchmal riesigen Schwierigkeiten glaubte sie immer an meine Rückkehr.

Aus: "Berufen zur Ehe", Referat für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg.

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