Im folgenden das berührende Zeugnis einer mittlerweile über-60Jährigen, die sich selbst als einfache Frau bezeichnet, aber nicht mit ihrem Namen aufscheinen will.
Auf meinem Arbeitsplatz in der Landwirtschaft - damals war ich Melkerin - war ich als Frau allein in der Männerwelt. Wir waren alle so um die 30 Jahre. Die vier Männer waren verheiratete Familienväter. Auch ein Lehrling war noch in unserem Kreis.
Das Arbeitsklima war sehr gut, bis einer der Kollegen anfing, mich sexuell zu belästigen. Er war ein großer, starker Mann. Über meine Abwehr lachte er nur. Meine Angst war groß, wenn er im Stall den Obermelker vertreten mußte und ich acht Stunden und mehr allein mit ihm im Stall war.
Meine Drohung, es dem Chef zu melden, nutzte nichts. Außerdem dachte ich an seine kleinen Kinder und die Frau, die es sehr schwer hatte. Auch hatte ich die Sorge, mit diesem Problem von den Männern nicht ernstgenommen zu werden und überdies hat man sich damals noch sehr geschämt, über solche Sachen zu reden.
Ratlos fragte ich mich, was ich denn tun könnte.
Ich bin schon immer gerne in die Kirche gegangen. Die Bibel habe ich aber nicht gelesen, weil ich sie nicht verstanden habe. In dieser Not nahm ich sie doch zur Hand und blätterte herum. Auf einmal stachen mir drei Worte in die Augen. Wie gebannt starrte ich auf sie. Es waren die Worte: "Hab keine Angst!".
Dieser kurze Satz ließ mich nicht mehr los. Und noch ein zweiter Ausspruch Jesu traf mich tief: "Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage."
In meiner einfachen Kammer kniete ich mich auf den Boden und begann Jesus persönlich und ganz laut zu fragen: "Was soll ich denn tun? Du siehst doch die Bedrohung. Du hast gesagt, daß Du mein Freund bist, du kannst mich jetzt doch nicht im Stich lassen. Jesus sage mir, was ich machen soll."
Auf einmal kam mir eine Idee. In der Bibel stehen die Worte: Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. "Ja, Herr, wenn Du in mir bist, dann bitte schaue Du durch mich den Kollegen an, mit Deiner Kraft und Lauterkeit. Segne ihn und seine große Familie."
Mit diesen Gedanken und Bitten ging ich am nächsten Tag zum Dienst. Offen und direkt blickte ich den erwähnten Kollegen an, schweigend machten wir unsere Arbeit. Er war nervös, konnte mich nicht anschauen. Am Abend, als wir fertig waren, sagte er plötzlich: "Heute kenne ich mich bei dir nicht aus. Wie schaust du mich an? Du bist total verändert. Irgendwas ist in deinem Blick, was ich nicht beschreiben kann. Du bist heute so ganz anders." Mir fiel keine Antwort ein und so schwieg ich. Er hätte es ja auch nicht begriffen.
Von diesem Tag an hatte ich Ruhe, die Angst war weg.
In dieser Situation habe ich begriffen, daß Jesus nicht irgendwer, irgendwo ist. Er ist im Alltag, im Heute, im Jetzt, in diesem Augenblick bei uns - bei dir.