Europa - ein Thema, das in den letzten Wochen die Schlagzeilen beherrscht hat. Zunächst die Europawahlen, erstmals in 25 Ländern durchgeführt und mit enttäuschenden Ergebnissen: Nicht einmal jeder zweite EU-Bürger ist zur Wahl gegangen. Den Minusrekord lieferte die Slowakei: 16 Prozent Wahlbeteiligung. Kein gutes Zeugnis für das Vertrauen der Menschen in das Projekt EU. Bedenklich auch das Feilschen hinter verschlossenen Türen, als es Ende Juni darum ging, den neuen Kommissionspräsidenten zu küren, ein Intrigenspiel abseits der Öffentlichkeit, das kein gutes Vorzeichen für die Zusammenarbeit im Europa der 25 ist.
Am meisten betroffen macht aber das Treffen der EU-Regierungschefs in Dublin. Auf dem Programm der Tagung: die Verfassung der Union. Nach der fehlgeschlagenen Einigung im vergangenen Dezember gelang es diesmal, sich auf einen Verfassungstext zu verständigen. Er wird - gegen die wiederholten Forderungen des Papstes - endgültig weder auf Gott, noch auf das christliche Erbe Bezug nehmen.
Für uns Christen ist diese Entscheidung ein Anlaß innezuhalten, um grundsätzlich über die Perspektiven unseres Kontinents nachzudenken. Keine Frage: Die Erwähnung Gottes in der Verfassung hätte an der Tagespolitik der Union nichts geändert. Und der Bezug auf das christliche Erbe hätte wohl kaum eine geistige Rückbesinnung unserer Eliten ausgelöst. Zumindest aber hätte man den historischen Tatsachen Rechnung getragen, nämlich daß Europa ohne das Christentum nicht denkbar ist (siehe S. 6).
Die militante Leugnung des Christlichen ist ein Zeichen der Zeit, mit dem wir uns in diesem Schwerpunkt auseinandersetzen. Wir gehen der Frage nach, vor welchen Herausforderungen Christen im Europa zu Beginn des 3. Jahrtausends stehen.
CG