In der heutigen Diskussion um die Menschenrechte und den Menschen wird immer wieder der Begriff Person verwendet. Leider wird der Begriff Persönlichkeit vielfach vom Begriff Person nicht unterschieden. Ja, oft wird die Verwirrung so groß, daß allen Ernstes behauptet wird, Person wird man erst. Da muß intensiv nachgefragt werden: Was ist denn deiner Meinung nach eine Person?
Wir halten uns jetzt einmal an den geschichtlich gewachsenen Begriff der Person und was wir darunter verstehen. Ich bin eine Person. Damit meine ich: meine Eigentlichkeit, das was ich bin, das was mich zum unverwechselbaren, eben diesem, der ich bin, macht. Das begreife ich als meine Person.
Als Person handle ich. Als Person teile ich mich anderen mit, persönlich. Als Person bin ich mir selbst nicht fremd, ich bin ich. Ich bin nicht Person geworden, bin wohl anders, aber der nämliche, der gleiche wie als Kind. Ich bin Person seit ich lebe. Nicht durch die Anerkennung durch andere werde ich zur Person. Ich trete jedem schon als solche gegenüber.
Als Person muß ich mich in und durch meinen Körper ausdrücken, zeigen, bemerkbar machen. Mein Tun, mein Verhalten, mein Fühlen paßt zu meinem Körper, den ich als Erbe erhielt. “Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm." Gesten, das Lächeln, die Augen, der Klang der Stimme - so viel wird weitergegeben und natürlich auch bekommen.
Zu diesem konkreten Leib, Körperbau, Benehmen, usw. paßt nun auch die entsprechende Seele. Leib und Seele sind nicht etwas total Verschiedenes, sondern korrespondieren, sind aufeinander hingeordnet. Gedanklich können wir uns folgendes vorstellen: Zum entsprechenden Erbgut kommt die eben zu diesem passende Seele, nicht irgendeine, sondern die, die ihm entspricht. Die Seele ist auf den Leib hin geschaffen, auf diesen speziellen. In der Computersprache wäre der Leib vergleichbar mit der Hardware, die Seele mit dem Programm oder der Software. Anders gesagt: Die Seele “informiert" den Leib - ein Begriff übrigens aus der Philosophensprache.
Zusammengefaßt: Mit unserer Leiblichkeit und der zu ihre passenden Geistigkeit bleiben wir als Person derselbe in einer einzigartigen Individualität, trotz unserer Entfaltung, Entwicklung und den Veränderungen.
Das Heil wird im Christentum durch “Körperlichkeit" vermittelt, verwirklicht und bemerkbar gemacht. Die Erlösung geschah am Kreuz, im Tode Christi, der nur sterben konnte, weil Er einen Leib hatte. Ebenso konnte er nur auferstehen mit und wegen seines Leibes (sonst wäre es ja nur ein Geist). Um Seine Körperlichkeit zu zeigen, sagt Er ja nach der Auferstehung: "Habt ihr nicht etwas zu essen?" (Joh 21,5)
Mit Wasser wird der Leib getauft, mit Öl wird er gesalbt und der Leib des Herrn wird gegessen. Wo ist da das Christentum leibfeindlich? Und das gilt auch für das Thema Sexualität. Da ich mich als Person durch und in meinem Körper ausdrücke und keine andere Möglichkeit habe als Mimik, Gestik, Sprache, als Tun im umfassenden Sinne, zeige ich mich - und zwar mich als ganzer - im Tun. Den Ausdruck meiner Liebe und meiner ganzmenschlichen Wertschätzung kann ich total und ganzheitlich im Geschlechtsverkehr ausdrücken.
Als Person kann ich mich jemandem zeigen, den ich total, ganzheitlich, gesamt-menschlich liebe. Ich vereinige mich mit ihm mittels meines Menschseins, auf höchste Weise im Geschlechtsverkehr. Dieser kann nur zwischen Mann und Frau vollzogen werden, die sich ganzheitlich, nicht nur körperlich lieben. Letzteres wäre ja tierisch.
Paulus erklärt das so: Eure Leiber sind Glieder Christi. Wenn Ihr nun Glieder Christi nehmt und sie zu Gliedern einer Dirne macht, macht ihr Glieder Christi zu “einem Fleisch" mit der Dirne. Wer Unzucht treibt, sündigt gegen seinen eigenen Leib. Da ja der Leib der Tempel des heiligen Geistes ist, gehört er Gott - der Körper!
Daraus wird deutlich, wie personal und vollmenschlich der Geschlechtsverkehr aus christlicher Sicht ist. Wenn wir unserer Berufung als Menschen gerecht werden wollen, also als Personen mit Verstand und freiem Willen, können wir über dieses Geschehen nur so hoch denken. Für Menschen sollte dieses Verhalten daher eigentlich das Normale sein.
Josef Bättig
Der Autor ist Arzt und Internist in Muttenz, Schweiz.