Trauung geplatzt - Priester vergißt Termin“, lautete im August eine Schlagzeile in Die Presse. Ein schlimmes Versäumnis, keine Frage, wenn man bedenkt, was an Vorbereitung und Geld in so eine Feier investiert wird und wie emotionsgeladen dieses schöne, wichtige Fest ist. Man kann die Enttäuschung, den Ärger der Betroffenen gut verstehen. Zu denken aber gibt die medial kolportierte Drohung des Paares, wegen der Panne aus der Kirche auszutreten. In Gesprächen über den Vorfall wurde immer wieder Verständnis für diese Reaktion gezeigt.
Wird da nicht ein weitverbreiteter Irrtum deutlich?Verstehen nicht viele heute im „christlichen Abendland“ ihr Christsein nicht so sehr als persönliche Herausforderung, als Nachfolge Christi, sondern als Mitgliedschaft im Verein Kirche, von dem man gewisse Dienstleistungen erwarten darf? Schließlich zahlen die meisten ja nach wie vor brav ihren Mitgliedsbeitrag, die Kirchensteuer. Also habe man Anspruch auf Gegenleistungen: Taufe, Firmung, Trauung, Palmkatzerlweihe, Mette zu Weihnachten, Beerdigung, Fahrzeugsegnung… Selbst_ver_ständlich erwartet man, daß es Gottesdienste im eigenen Ort gibt, auch wenn sich die Reihen bei der Messe noch so lichten. Aber so vielen fehlt der freudige Bezug zur befreienden Botschaft Christi.
Daß mit Taufe und Firmung das Abenteuer eines neuen Lebens beginnt, ist vielen zu wenig bewußt, eines Lebens aus dem Heiligen Geist, das sich für das Heil der Mitmenschen verantwortlich weiß, eines Lebens, das sich in entscheidenden Belangen von den gängigen Prioritäten der Umwelt unterscheiden sollte. Dieses Bewußtsein gilt es zu stärken, besonders in unseren Tagen, in denen sich durch Gesetz und im Trommelfeuer der Medien immer massiver ein Lebensentwurf etabliert, der mit der befreienden Botschaft Jesu Christi kaum vereinbar ist.
Christof Gaspari