VISION 20003/2005
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Kinder werden Missionare

Artikel drucken Birgit und Hannes Minichmayr, die Initiatoren der Kindersingkreise “Kisi-Kids" (Von Alexa Gaspari)

Wiener Stadtfest 2005: eine Gruppe von rund 40 Kindern ... die jüngsten wohl erst vier oder fünf Jahre alt - und einige Jugendliche tragen am Stephansplatz mit viel Schwung, Überzeugung und Gestik christliche Lieder vor. Viele Leute bleiben stehen, hören zu, etliche Kinder versuchen mitzusingen. Am besten gefällt uns das gesungene Glaubensbekenntnis, denn die jungen Akteure haben keinerlei Hemmung, ja sie scheinen sichtlich stolz darauf zu sein zu bekennen: Ich glaube an Jesus Christus,“Ja das glaube ich", singen sie, in dem sie mit einer ausholenden Armbewegung auf sich selbst zeigen.

Es stimmt, was ich wiederholt schon gehört hatte: Diese Kinder haben die Gabe, Menschen das Herz zu öffnen durch das, was sie singen und durch die Art, wie sie es tun. Viel Herz und Liebe ist da dabei. Die Rede ist von den Kisi-Kids, einer christlichen Kindersinggruppe: Allein im Vorjahr haben sie 85 Mal Musicals aufgeführt, in 39 Workshops andere Kinder zum Singen animiert und sie waren 25 Mal bei Puppentheateraufführungen in ganz Österreich und in den Nachbarländern im Einsatz. Auch Gottesdienste haben sie gestaltet und Singtage abgehalten. Mehr als 28.000 Besucher kamen zu ihren Musicalaufführungen. Eine beachtliche Bilanz.

Ich hatte schon öfter von den Kisi-Kids gehört und sie auch schon dreimal bei Auftritten erlebt. Vor kurzem bekamen wir nun vom Wiener Pastoralamtsleiter Michael Scharf den ausgezeichneten Tip, Birgit und Hannes Minichmayr, die diese Initiative ins Leben gerufen haben, als Portrait vorzustellen. Scharf hat die beiden lächelnd folgendermaßen beschrieben: “Sie sind spontan, kreativ, chaotisch, begeistert, liebenswert - und sie sind von der Nachfolge des Herrn begeistert." Na, wenn das keine Empfehlung ist, die neugierig macht.

Und so habe ich unlängst das Ehepaar zu einem Interview in der Nähe von Linz getroffen, in der Ikea-Cafeteria, wo die beiden ihre jüngste Tochter im nebenan gelegenen Kinderspielplatz unterbringen konnten. Mein erster Eindruck: beide jung, groß, sehr gut aussehend. Ihre offene und herzliche Art des Umgangs mit anderen - wie könnten sie auch sonst so viele Kinder und Jugendliche für Christus begeistern - macht unser Gespräch sehr schnell zu einem freundschaftlichen Treffen.

Zunächst erzählt Birgit aus ihrem Leben: 1969 wird sie in Linz, wie sie sagt, in eine Bilderbuchfamilie hineingeboren und verbringt gemeinsam mit dem jüngeren Bruder eine sehr glückliche Kindheit. Zwar geht sie zur Erstkommunion, wird auch gefirmt, doch mehr Glaubensleben gibt es nicht daheim. Also verabschiedet sie sich nach der Firmung von der Kirche. Birgits ganze Freude ist das Reiten. Jeder Schultag endet im Reitstall und auch die Wochenenden und Ferien verbringt sie mit den Pferden im Freundeskreis, der sich dort gebildet hat. Das bewahrt sie auch vor der Gefahr, von Alkohol oder Drogen verführt zu werden.

Eine Freundin aus der Gruppe findet zu einem Bibelgebetskreis und es gelingt ihr nach einigen Monaten - der Gebetskreis betet mittlerweile schon für Birgit - diese zum Mitkommen zu bewegen. Birgit ist von dem Geschehen dort berührt, vor allem davon, daß sich alle über ihr Kommen freuen, während die Reiterclique eher ein geschlossener Kreis ist. Von da an nimmt Birgit jeden Freitag an den Treffen teil, sogar als die Freundin nicht mehr kommt.

In diesem Kreis bekommt sie ihre christliche Grundausbildung und stellt entsetzt fest, was sie trotz jahrelangen Religionsunterrichts alles nicht weiß. Nach einem Jahr beim Bibelkreis bekehrt sich Birgit. “Bei einem Vortrag, bei dem darüber gesprochen wird, daß der Glaube nicht im Kopf bleiben, sondern ins Herz rutschen müsse. Es ginge um eine Entscheidung: Es genüge nicht, alles theoretisch über das Christentum zu wissen."

Birgit ist jetzt 18 und übernimmt eine Jungschargruppe in der Pfarre, hilft mit, Gottesdienste zu gestalten. Nach der Matura beschließt sie, Theologie zu studieren. Sie hat nun schon viele Heiligenbiographien gelesen und Bücher über den christlichen Glauben, doch sie will ein wirklich fundiertes Wissen erwerben. Neben Theologie studiert sie auch noch Englisch.

Während ihres Studiums lernt sie Hannes - ebenfalls Jahrgang 1969 - kennen, der eine doch recht andere Geschichte hat: Seine Kindheit ist vom Glauben geprägt. Der Vater ist Eisenbahner und die Mutter im Pflegedienst des Krankenhauses tätig. Die Minichmayrs leben zunächst in Frankenmarkt und übersiedeln dann nach Attnang-Puchheim, wo Hannes die Kindergarten- und Schulzeit verbringt.

Die Eltern sind traditionell gläubig und die Gottesbeziehung des Buben ist eher die zu einem strengen Vater, der genau aufpaßt, ob sich das Kind auch gut benimmt. Die beiden Kapläne, die nacheinander in der Pfarre wirken, werden dieses Vaterbild positiv verändern. Zu ihnen baut Hannes eine sehr gute Beziehung auf. Beim ersten lernt er ministrieren und darf ihn auch sonntags beim Austragen der Krankenkommunion begleiten. Hannes bewundert den Kaplan und würde einmal gerne so wie dieser werden.

Als dann ein neuer Kaplan in die Pfarre kommt, nimmt dieser den engagierten Teenager zu Seminaren der Glaubenserneuerung mit, die P. Anton Gots hält. Hier trifft er Jugendliche, denen der Glaube ebenso wichtig ist wie ihm. Endlich eine Gemeinschaft! In der Schule ist er, der jeden Sonntag dreimal ministriert, ebenso ein Außenseiter wie unter den Ministranten, die ihn wegen seiner guten Beziehung zum Kaplan beneiden. Erstaunlich, daß er das durchgehalten habe, sage ich meinem Gegenüber. Ich weiß ja von meinen Kindern und Enkeln, wie schwer es ist, in diesem Alter gegen den Strom zu schwimmen.

Hannes nickt: “Sonntag Abend war immer eine eher depressive Phase. Denn wochentags konnte ich nicht ministrieren gehen. Wirkliche Freunde hatte ich nicht. Das war nicht einfach. In unserer jetzigen Arbeit versuchen wir die Kinder zu ermutigen, gegen den Strom zu schwimmen und suchen gemeinsam mit ihnen nach Wegen, wie das gehen kann. Es funktioniert vor allem dann, wenn du eine starke Gemeinschaft hast, die deine Außenseitersituation auffängt."

In Losensteinleiten bei Pf. Gots wird ihm auch bewußt, daß Beten ein persönliches Sprechen mit Gott, nicht nur ein Aufsagen von Gebeten ist. Dort lernt er auch, kleine Gruppen zu leiten. Gott bereitet ihn schon auf sein jetziges Tun vor. Weil er schön singt, bittet ihn eines Tages eine Frau, doch eine Kassette für den Geburtstag ihrer Schwester zu besingen. Ganz erstaunt erzählt er das einem Freund. Auch dieser findet, Hannes sei musikalisch talentiert und schenkt ihm eine Gitarre. Mit 16 beginnt er somit Gitarre zu spielen, in der Oberstufe lernt er auch noch Schlagzeug und besucht auf Wunsch seines Vaters, der Kapellmeister ist, auch noch eine Gesangschule. Die Vorbereitung für Kisi-Kids läuft auf Hochtouren.

Bei Pater Gots fühlt er sich weiterhin wohl und arbeitet bei Sommerwochen für Kinder und jugendliche Behinderte mit. Er überlegt, ob er hier nicht bei den Kamillianern eintreten soll: “Wer vollkommen sein will, der lasse alles zurück und folge mir nach - diese Schriftstelle hat mich bewegt. Ich wollte ja vollkommen werden und Gott gefallen. Daher dachte ich, ich müßte ins Kloster gehen. Andererseits konnte ich mir nicht gut vorstellen, ohne Familie zu leben."

Nach der Matura entscheidet er sich zunächst für ein Theologiestudium. Die Frage, ob er Priester werden soll, ist immer noch offen. Mit einer Karmelitin spricht er öfter über seine Berufung. Hannes erinnert sich an ihre Worte: “ Eine Berufung legt Dir Gott ins Herz. Er stülpt sie dir nicht über. Sicher mußt Du Gott nachfolgen, aber das kann ebenso gut in der Ehe wie im zölibatären Leben sein."

Im dritten Studienjahr lernt er Birgit kennen: Sie musizieren gemeinsam, nehmen an den Sommerwochen in Losensteinleiten teil, gehen ins Altersheim oder singen im Behindertendorf Altenhof. Hannes macht auch ein Praktikum im Krankenhaus und bei geistig behinderten Kindern, um herauszufinden, ob ihm Krankenpflege - die Tätigkeit der Kamillianer, deren Orden er immer noch überlegt beizutreten - überhaupt liegen würde.

Nach Beendigung ihres Studiums beginnen beide jungen Leute als Pastoralassisten: Hannes in Altmünster, Birgit in Bad Ischl. Er ist für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig und unterrichtet Religion, möchte mit den Kindern Lieder singen und ein Musical einstudieren. Birgit hilft ihm dabei. Sie hat während ihres Studiums ein halbes Jahr in einer Bibelschule in England verbracht und bringt von dort Kinderlieder mit, die mit Gesten gesungen werden. Hannes erzählt temperamentvoll: “Wir haben die Lieder gleich in der Schule ausprobiert und gemerkt: Das gefällt den Kindern. Mit ihnen habe ich dann ein Weihnachtsmusical einstudiert. Das war eigentlich der Start unserer jetzigen Arbeit. So haben wir den Kindersingkreis der Pfarre Altmünster gegründet. Und Birgit hat das gleiche in Bad Ischl begonnen. Das Interesse war von Anfang an beachtlich. Im Dezember 1993 haben wir die erste Aufführung gehabt. Das Stück ,Die sonderbare Nacht' ist dreimal aufgeführt worden."

Die Begeisterung ist groß, die Kinder wollen nicht, daß diese Arbeit wieder aufhört. Also wird weitergeprobt und das nächste Musical einstudiert.

Am 16. Juli 1994 heiraten die beiden engagierten jungen Leute und entscheiden sich für Altmünster als gemeinsamen Wohnort. Birgit hatte mittlerweile ihr Schulpraktikum für Englisch und Religion gemacht und ist nun zur Hälfte in der Pfarre angestellt. Hannes ist Religionslehrer in der Hauptschule und Dekanatasjugendleiter.

Die Jugendarbeit wächst rasch. Immer mehr Kinder von auswärts stoßen dazu - auch aus freikirchlichen und evangelischen Familien - und so wird die Arbeit bald zu viel: 70 bis 80 Jugendliche und gleich viele Kinder gilt es zu betreuen und zu beschäftigen und außerdem ist da auch noch Religionsunterricht zu halten.

1998 fahren die Minichmayrs zu einer Veranstaltung von “Campus für Christus" in die Schweiz. Hier erhoffen sie sich eine Antwort auf Fragen wie: Sollen wir Kinder oder lieber Jugendarbeit machen? Wie soll die Verkündigung aussehen? Unter anderem ist das Zeugnis mehrerer Teilnehmer, die sich schon als Kinder für Jesus entschieden hatten, für das Paar eine klare Antwort auf diese Fragen. Sehr überzeugt meint Hannes: “Ich hatte immer gedacht, für Gott könne man sich erst als Jugendlicher entscheiden. Heute weiß ich, daß das falsch ist. Schon als Kind kann man sich für Gott entscheiden. Wer schon als Kind die Entscheidung trifft, Jesus nachzufolgen, dem bleibt im Leben viel erspart. Man muß solche Entscheidungen sehr ernst nehmen und nicht denken: Ach, das sind ja nur Kinder!"

Machen wir nicht alle mit unseren kleinen Kindern und Enkeln die Erfahrung, daß sie als kleine noch einen ganz natürlichen Zugang zum Glauben haben, ohne Vorbehalte? Dadurch können sie leicht für das Evangelium gewonnen werden.

Das junge Ehepaar entscheidet sich also für die Arbeit mit Kindern. Doch wie läßt sich das finanzieren, wenn dann der Religionsunterricht, der ja ein großes Engagement - auch außerhalb der Schule - verlangt, aufgegeben werden müßte? Bei Birgits Eltern wird über die Idee einer Stiftung debattiert, also eine Einrichtung bei der Geldmittel gebunden werden, um von deren Erträgen bestimmte Anliegen zu finanzieren. Schön wäre das, denken die beiden auf der Heimfahrt, aber...

Zu Hause angekommen, finden sie einen Brief von einem englischen Geschäftsmann vor. Er habe von ihrer Arbeit erfahren und biete seine Unterstützung an. Er verfüge über Geld - aus einer Stiftung! Das ist kein Zufall! Auf diesem Weg wird ihr Projekt für fünf Jahre finanziell unterstützt. Das erlaubt Hannes, nur mehr halbtags in der Pfarre zu arbeiten.

Die Arbeit mit Musicals wird nun forciert. Zunächst schreiben die Minichmayrs die Werke einer deutschen Künstlerin so um, daß immer auch ein Bezug zum Leben der Kinder hergestellt ist. Das ergibt Probleme mit dem Urheberrecht und sie dürfen die geschützten Werke nicht mehr aufführen. Da springt ein deutscher Verlag ein, der Kindermusik verbreitet. Obwohl es sich um eine evangelische Einrichtung handelt, nimmt er die beiden unter Vertrag und Birgit beginnt ihr erstes Musical selbst zu schreiben. Das Thema: die Auferstehung. Der Titel: “Lilli und das unglaubliche Comeback."

Das Musical wird ein Hit. Mittlerweile haben die Kisi-Kids es mehr als 150 Mal aufgeführt. Hannes erzählt lächelnd: “Durch den Titel kommen auch Fernstehende. Sie merken dann: hups, da bin ich in einer frommen Veranstaltung! Da das Stück aber viel Freude atmet, gefällt es ihnen dann doch. Außerdem haben wir zu Beginn immer ein paar Songs, in denen es um Spaß und ums Mitmachen geht."

Plötzlich kommt für Hannes die Einberufung zum Zivildienst. Da er immer noch Jugendarbeit in der Pfarre macht, beschließt er, diese halbe Anstellung aufzugeben, damit sie ein anderer übernehmen kann. Kaum ist die Übergabe erfolgt, erfährt er jedoch, daß er noch ein Jahr Aufschub bekommen hat. Die fixe Anstellung ist nun allerdings verloren.

Hannes wird nun das Singen mit Kindern in Schulen und Pfarren in ganz Österreich forcieren. So kommt es, daß er ab nun wöchentlich 1.800 Kilometer im Auto zurücklegt, um Gruppen im ganzen Land zu betreuen. Die Sache wird ein Erfolg: Im selben Dezember wird das Auferstehungs-Musical 33 Mal von insgesamt 700 Kindern aufgeführt. Es entsteht eine richtige Kisi-Kids- (Kindersingkreis)-Euphorie.

Ordensgemeinschaften, Pfarren, aber auch eine Baptistengemeinde machen mit und überall wollen die Kinder weitermachen. Das schafft auch Probleme. Für die Minichmayrs wird dieses Laufen auf Hochtouren langsam zu viel. Denn mittlerweile - wir stehen im Jahr 1999 - ist Tochter Tabea nach dem großen Bruder Johannes geboren (2001 wird Rahel, die zweite Tochter folgen).

Als Hannes nun doch den Zivildienst antreten muß, ist eine gute Gelegenheit etliche Gruppen abzugeben. Einige machen sich selbständig, gründen einen eigenen Chor. Und der Zivildiener selbst behält die Gruppen in Altmünster, in Kirchdorf und in Vorchdorf.

Den Zivildienst leistet er beim Roten Kreuz. Es stellt ihn nach ein paar Monaten frei, mit den Kisi-Kids ein Musical für das Rote Kreuz einzustudieren. So kann Hannes wieder seine Arbeit machen und wird sogar vom Staat dafür bezahlt. Wenn das nicht ein lieber Gruß vom Herrn ist! Tatsächlich sehen Minichmayrs in all den “Zufällen" sehr wohl Gottes Handschrift.

Und auf das Wirken Gottes haben Birgit und Hannes auch tatsächlich ihr Leben gebaut. So sieht es auch Michael Scharf: “Daß sie so viele Gnaden bekommen, hat sicher auch damit zu tun, daß sie ihr Leben in die Hände der Vorsehung gelegt haben", ist sich der Wiener Pastoralamtsleiter sicher. Und tatsächlich fragen die beiden auch immer wieder, wohin Gott sie führen möchte.

Auf diese Weise sind sie auch zur Einsicht gelangt, daß aus den Kisi-Kids eine Bewegung werden soll. Bei dem Managementseminar einer christlichen Organisation, an dem Hannes nach dem Zivildienst teilnimmt, wird ihm klar, daß die Kisi-Kids bei ihren Auftritten nicht weiterhin eine “One man show" bleiben können. Er muß sich selbst mehr zurücknehmen, mehr in jugendliche Mitarbeiter investieren, damit dieses Anliegen der Glaubensverkündigung durch Kindergesang zu einer Bewegung werden kann.

Und dieses Konzept wird nun umgesetzt: Derzeit haben sie fünf 18jährige Mädchen als Mitarbeiterinnen, wodurch der Wirkungsbereich der Kisi-Kids erheblich erweitert werden konnte. Und die Sache scheint zu funktionieren. Zur Zeit wirken 120 Kinder an den Musicals mit, und weitere 400 in verschiedenen Projekten. Hannes freut sich: “Während wir jetzt in Israel waren, haben hier zu Hause schon die 15jährigen Jugendlichen die Proben und sogar Auftritte übernommen."

Ich staune. Und wie wird das alles finanziert? Die Frage drängt sich mir auf, schließlich haben doch beide ihre Pfarrarbeit aufgegeben. Nach dem Auslaufen der Finanzierung durch die Stiftung gibt es nur mehr den Verein. Er finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, Aufführungsrechten, Konzerthonoraren und dem CD-Verkauf. Bei diesem Verein ist Hannes angestellt mit einem Gehalt, das “weitaus höher sein müßte, wenn man bedenkt, was er alles leistet", wie Michael Scharf meint. Die fünf jungen Damen sind Volontärinnen, bekommen eine Aufwandsentschädigung und Taschengeld. Birgit betont allerdings lächelnd, daß sie selbst sich natürlich vor allem als Mutter sieht.

Aus allem, was ich erfahre, wird mir klar, daß die beiden Minichmayrs einander wirklich wunderbar ergänzen. Hannes macht neben den Proben und Auftritten vor allem auch die Ausbildung der Kids in Gesang-, Tanz- und Pantomime-Workshops. Er hat die Begabung auf der Bühne zu stehen, dort Verkündigung zu machen und Kinder zu begeistern.

Birgit ist der ruhende Pol, sie schaut darauf, daß es den Kindern nicht zu viel wird. Ihre Stärke ist das Komponieren und Texten. Sie hat da ein einmaliges Charisma. Alle 5 Musicals - andere sind gerade in Arbeit - und ungefähr 120 Lieder sind von ihr. Wer ihre Texte liest, entdeckt, wie tief sie sind - und das in einer einfachen und kindgerechten Sprache. Beide ziehen sich auch immer wieder zu Einkehrtagen und Gebet zurück. Ein Beweis dafür, daß die Texte und Produktionen wirklich aus dem Gebet wachsen.

Das zentrale Anliegen beider aber ist das Hinführen der Kinder zu Gott: Gebet, Bibellesen und Katechese sind daher selbstverständlicher und natürlicher Teil der Probenarbeit. Dadurch wird das was sie auf der Bühne machen nicht zur Show, sondern zu einer besonderen Art der Verkündigung. Dazu Michael Scharf: “Besonders beeindruckt hat mich, wie die Kinder miteinander umgehen. Wie sie einander das Essen bringen, aufeinander Rücksicht nehmen (zuerst kommen die kleinen, dann die größeren dran), wie sie bei auftauchenden Schwierigkeiten völlig natürlich zu beten beginnen...Das ist eine Echtheitsprobe." Und so werden die Kinder tatsächlich zu Missionaren. Einige von ihnen beten bespielsweise für die Bekehrung ihrer Eltern.

Daß das Singen der Kinder sogar Erwachsene anspricht, haben die Minichmayrs schon oft erfahren. Viele Zuhörer werden von dem berührt, was sie auf der Bühne vorgesetzt bekommen, und können dazu gebracht werden, sich ernsthaft mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen. Birgit und Hannes sehen es daher als ihre Aufgabe an, nicht nur Kinder zum Glauben zu führen, sie wollen vielmehr mit den Geschichten aus der Bibel, die die Kinder spielen, möglichst vielen Menschen zeigen, daß Gott auch in ihrem Leben wirkt und sie liebt.

Besonders freut sich das Paar über die CD mit Liedern zum Gottesdienst. Hannes meint mit großer Dankbarkeit: “Ich bin überzeugt, daß Gott für diese Lieder eine besondere Salbung gegeben hat. Da schwingt etwas mit, was die Herzen der Menschen berührt." Scharf wundert das nicht, denn “es sind gute kindgemäße Messen, die auch den Texten der Liturgie gerecht werden und nicht Wald- und Wiesenloblieder sind."

Es ist schön, den beiden zuzuhören, weil so viel echte Freude und Begeisterung mitschwingt. Gegen Ende des Interviews stelle ich fest, daß obwohl beide Minichmayrs diese sicherlich auch aufreibende Tätigkeit nun schon so lange machen, ein Funke der Begeisterung für diese Arbeit mit und für Jesus merkbar auch auf mich übergesprungen ist.

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