Über viele Jahre hinweg hatte ich nie ganz verstanden, warum Papst Johannes Paul II. das “Totus Tuus" (Ganz Dir, Maria) so wichtig war, warum er das M in sein Wappen setzte. Ich hielt das für einen Ausdruck typisch polnischer Frömmigkeit, für westliche Verhältnisse eher befremdlich. Als ich mich später mit der Väterlehre über Maria auseinandersetzte, fielen es mir wie Schuppen von den Augen und es wurde mir Einsicht geschenkt in das wunderbare Geheimnis der Gottesmutterschaft, das so viele Jahrhunderte liebenswürdiger Frömmigkeit überstrahlt hat.
Ich erkannte in ganz neuer Weise, daß die hochzeitliche Verbindung, die Gott bei seiner Menschwerdung durch Maria mit seiner Schöpfung einging, gar nicht groß und wunderbar genug gedacht werden kann. Und daß überall dort, wo der Mensch trennt, was hier Gott verbunden hat, ein wunderbares Geheimnis zerstört und Seiner inspirierenden Kraft beraubt wird. Vielleicht ist das ein Grund, warum so viele Christen - vor allem auf nichtkatholischer Seite - ihres Glaubens nicht richtig froh und gewiß werden.
Gerade heute, wo es darum geht, daß die Frau zu ihrem ursprünglichen Bild zurückfindet, zu ihrer wahren Identität und schöpferischen Berufung, ist eine gnadenhafte Begegnung mit der “Frau nach dem Herzen Gottes" unerläßlich: denn Maria ist das unberührte, lebendige, von keinem verfälschenden Gedanken entstellte schöne Bild, das Gott von der Frau hat.
Zu einer solchen Begegnung kann das Buch von Scott Hahn Die Königin des Himmels hinführen. Es darf als Ereignis der ganz besonderen Art angesehen werden, wenn ein ehemaliger evangelikaler Calvinist und Bibelwissenschafter ein so warmherziges Buch über Maria schreibt - das vor allem auch für alle nichtkatholische Christen eine Hilfe sein kann, grobe Mißverständnisse und Vorurteile abzubauen und Maria als die herausragende biblische Gestalt kennen zu lernen.
Hier ein paar Kostproben aus dem empfehlenswerten Buch:
“Eine Familie ohne eine liebende Mutter ist unvollkommen. Die abgesplitterten christlichen Kirchen, für die Maria im Grunde keine Rolle spielt, werden sich unweigerlich wie in einer Junggesellenwohnung vorkommen: reichlich maskulin, ordentlich, aber wenig gemütlich, funktional eingerichtet, aber ohne wirkliches Gespür für Schönheit und Poesie."
“Manche Nichtkatholiken meinen vorwurfsvoll, all diese Mariendogmen liefen nur darauf hinaus, Maria anzubeten: reiner Götzendienst. Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich auch so dachte. Als junger Evangelikaler habe ich sogar Aufsätze verteilt, in denen ich Maria mit der babylonischen Göttin Astarte identifizierte, auf deren Verehrung der Prophet Jeremia warnend hinweist (Jer 7, 18; 44, 15-17). Marienverehrung, so dachte ich, wäre nichts anderes als ein Götzendienst, der vor langer Zeit von Heiden, die eine echte Bekehrung vorgetäuscht hätten, ins Christentum eingeschmuggelt worden sei." °
“Maria ist gleichsam der Test, an dem sich zeigt, wie ein Christ das Evangelium verstanden hat. Das soll nicht heißen, daß sie die zentrale Gestalt der Heilsgeschichte ist. Das ist nicht sie, sondern Jesus. Doch an der Weise, wie wir Maria sehen, wird deutlich, wie wir Jesus und sein Heilswerk verstehen."
“Unser Bemühen um die Evangelisierung muß einen marianischen Einschlag haben. Die Evangelisierung sollte mit dem Gebet zu Maria beginnen und durchdrungen sein von marianischer Frömmigkeit und Lehre. Denn evangelisieren bedeutet, eine Familie aufzubauen, und niemand kann zu einer Familie gehören, wenn er die Mutter der Familie nicht ehrt. Zudem spielt Maria, wie das Zweite Vatikanische Konzil ausführt, eine unersetzliche Rolle in der Erziehung ihrer Kinder zur Heiligkeit.
Doch wie viele - selbst von denen, die Brüder und Schwestern Christi sind - wissen nicht, daß sie Kinder Marias sind?"
“Vor Jahren sah ich mit Abscheu auf eine Schnur mit Rosenkranzperlen. Ich sah in ihr eine Schlinge, die zahllose Katholiken die Luft wahrer Frömmigkeit abschnürte...Wenn ich jetzt auf meinen eigenen Rosenkranz schaue, dann sehe ich denselben Kreis. Aber er ist anders geworden. Er läßt mich an die Krone einer Königin denken - und an die umarmenden Arme einer Mutter."
Urs Keusch
Die Königin des Himmels. Maria suchen und finden. Von Scott Hahn.
Sankt Ulrich Verlag, 2004, 157 Seiten, 17,40 Euro
Diese und andere Bücher können bezogen werden bei: Christoph Hurnaus, Waltherstr. 21, 4020 Linz, Tel/Fax: 0732 788 117; Email: hurnaus@aon.at