VISION 20003/2005
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Pressesplitter kommentiert

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Korruption am Bau

Baustellen, auf denen viel Geld in kurzer Zeit und an breiter Front ausgegeben wird, sind die liebsten Plätzchen der Korruption. Diese Grundregel gilt für den Wiederaufbau im Irak ebenso wie für die Hilfe in den überschwemmten Gebieten nach der Tsunami-Katastrophe und die nachholende Modernisierung der neuen Länder im Zuge der deutschen Wiedervereinigung. “Solche Situationen sind überall in der Welt korruptionsverdächtig", sagte Michael Wiehen, Vorstandsmitglied von Transparency International (...)

Das Branchenvolumen der Bauwirtschaft beträgt weltweit über drei Billionen US-Dollar im Jahr. Transparency International geht davon aus, daß etwa zehn Prozent der Auftragssumme, also gut 300 Milliarden Dollar, über Bestechungsgelder, Preisabsprachen oder ähnliches in den Taschen korrupter Unternehmer und Verwaltungsangestellter fließen. (...) Schätzungen von Transparency International und Staatsanwaltschaften rechnen mit jährlichen Verlusten von 10 bis 15 Milliarden Euro durch Korruption im Bauwesen in der Bundesrepublik.

Die Tagespost v. 19.3.05


Im Trüben gefischt wird eben in allen politischen Systemen. Neu ist jedoch, daß die EU mit den illegalen Einkommen ihre wirtschaftliche Bilanz auffetten will. Länder, in denen die Mafia gedeiht und der Rauschgifthandel blüht, stehen somit vor einem Wachstumsschub:

Prostitution ins Nationalprodukt

Was verrechnen Prostituierte pro Stunde für ihre Dienste? Wie viel kosten 10 Gramm Heroin? Geht es nach Eurostat, dem Statistischen Amt der EU, müssen sich die EU-Mitglieder noch heuer intensiv mit Berechnungen dieser Art befassen. Die Europäische Kommission wird nämlich 2006 prüfen, wie weit die Staaten bei der Messung illegaler produktiver Tätigkeiten fortgeschritten sind. (...) Der Grund für diesen auf den ersten Blick seltsam anmutenden Vorstoß: Die Kommission will, daß die Wirtschaftsleistung in der Union so umfassend wie möglich erfaßt wird. Und dazu zählen auch drei Gruppen von Aktivitäten, die in den meisten EU-Staaten ungesetzlich sind: Schmuggel, Drogenhandel und Prostitution.

Die Presse v. 30.3.05


Höchstgericht pro Abtreibung

Der Lebensschützer Klaus Günter Annen hatte mit einem Plakat “Abtreibung tötet ungeborene Kinder" - “Du sollst nicht töten" vor einer Abtreibungspraxis protestiert. Dagegen hat ein Gynäkologe Klage erhoben. Die Karlsruher Richter haben jetzt das Urteil des Oberlandesgerichts Stuttgart bestätigt. In dem Urteil heißt es, ein Gynäkologe dürfe in unmittelbarer Nähe seiner Praxis nicht auf seine Abtreibungstätigkeit hin angesprochen werden, weil hier das “Recht auf Schutz des allgemeinen Persönlichkeitsrechts des betroffenen Arztes" berührt sei. Auch Passanten oder eventuelle Patientinnen dürften im Umkreis der Klinik sowie in bestimmten Straßen nicht auf die Abtreibungen hin angesprochen werden. (...) Besonders erschrecken muß jedoch die Formulierung des Gerichts, der abtreibende Arzt stelle seine Fachkompetenz “in den Dienst einer von Verantwortung getragenen Elternschaft". Die für Kinder verantwortlichen Eltern lassen also abtreiben, sie töten aus Verantwortung?

Die Tagespost v. 29.1.05


Ähnlich hat der Wiener Gemeinderat vor kurzem entschieden. Kein Ansprechen von Frauen mehr vor der Abtreibungsklinik! Immer mehr wird deutlich: Wenn es um die Abtreibung geht, versagt das normale Urteilsvermögen, wie auch folgender Fall zeigt.

Kirchenschelte

Das war's mit dem Sonntagsfrieden: Die Sonntagszeitung der Diözese Innsbruck Kirche verteufelt auf der Titelseite Rot und Grün: Für “überzeugte Christen ist es schwer, ja unmöglich, Rot oder Grün zu wählen". Grund dafür sei “die unverantwortliche, todbringende Haltung wichtiger Repräsentanten von SPÖ und Grünen" in der Abtreibungsdebatte. Diese widerspreche “dem Recht auf Leben und dem Gebot Du sollst nicht töten." Rot und Grün würden “dieses Recht ausklammern". ... SP-Chef Hannes Geschwentner treibt es die Zornröte ins Gesicht: “Die Kirche soll von parteipolitischen Empfehlungen die Hände lassen." Das stehe ihr nicht zu. (...) Kopfschütteln ... bei der roten Frauensprecherin Gabi Schiessling...: “Abtreibung ist ein sensibles Thema. Damit Parteipolitik zu machen, ist ein Wahnsinn."

Tiroler Tageszeitung v. 21.3.05


Von Verteufelung kann wirklich nicht die Rede sein. Jedermann kann im SP-Programm nachlesen, was dort zum Thema Abtreibung gesagt wird.

Was Sozialisten sich wünschen

Antrag Nr. 34: Ob Kinder oder keine, bestimmen wir alleine!

(...) Es hat immer Frauen gegeben, und es wird immer Frauen geben, die mit einer Schwangerschaft in ihrer momentanen Lebenssituation nicht fertig werden. Wenn Abtreibungen wieder verboten werden, verringert sich die Zahl der Abtreibungen dadurch nicht. Es würden aber mehr Frauen an unsachgemäß durchgeführten Schwangerschaftsabbrüchen sterben oder ihr Leben lang an den Folgeschäden leiden. Doch das nehmen die GegnerInnen der Selbstbestimmung in Kauf, solange nur das “ungeborene Leben" geschützt wird. Nicht nur gegen das Recht auf Abtreibung wettern die katholisch-fundamentalistischen “KämpferInnen für das Leben".

(...) Aus unserer Sicht geht es in der Abtreibungsdiskussion nicht darum, ab wann Leben beginnt, sondern um das Recht, Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen. Das beinhaltet die freie Entscheidung für eine verantwortungsvolle Mutterschaft und umfaßt auch die Perspektive des künftigen Kindes, denn diese Perspektive ist mit der konkreten Lebenssituation der Frau untrennbar verbunden.

(...) Ein Abtreibungsverbot fordert von Frauen die totale Unterwerfung unter ihre biologische Fähigkeit zur Mutterschaft: physisch, psychisch, sozial und rechtlich. Wenn einer Frau zugemutet wird, sich einer Schwangerschaft zu fügen und ein Kind zu gebären, das sie nicht gewollt hat, dann ist dies Zwang und Fremdbestimmung, eine Verletzung elementarster Grundrechte. Frauen werden dadurch zu Gebärmaschinen reduziert.

Der Bundesparteitag der SPÖ fordert daher:

* Kostenlose Abgabe von Verhütungsmitteln in öffentlichen Einrichtungen

* Herausnahme der Regelung des Schwangerschaftsabbruches aus dem Strafgesetzbuch Schwangerschaftsabbruch ist kein Straftatbestand! Die notwendigen Regelungen sollen im Bereich des Gesundheitsrechts erfolgen; dafür bieten sich in unserem Rechtssystem das Krankenanstaltenrecht und das Ärzterecht an.

* Maßnahmen zum Schutz der betroffenen Frauen (vergleichbar mit der Bannmeilen-Regelung in Frankreich)

* Schwangerschaftsabbrüche müssen österreichweit in Landesspitälern oder Ambulatorien kostenlos und anonym durchgeführt werden können. (...)

*Flächendeckende Abgabe von Mifegyne auch durch niedergelassene ÄrztInnen

Aus “Startklar für Österreich", Anträge und Resolutionen des 38. Ordentlichen Bundesparteitages. 29. Und 30. November 2004 (Seite 175f). Kann von der SP-Homepage heruntergeladen werden.


Wer kann auf die Idee kommen, daß eine Partei, die landesweites, kostenloses Töten ungeborener Kinder auf ihre Fahnen schreibt, für Christen wählbar sein könnte? Und das sollte man in einer Kirchenzeitung nicht mehr sagen dürfen! Dabei zeigt sich: eindeutig Position zu beziehen, bewährt sich:

Klare Beratung kommt an

Die Katholische Schwangerenberatung in Bayern ist gefragter denn je. Im vergangenen Jahr ließen sich mehr als 16.400 Frauen von Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes katholischer Frauen und der Caritas beraten, wie SkF-Vorsitzende Margarete Richardi ... mitteilte. Die Zahl der registrierten Ratsuchenden sei seit dem Jahr 2001 um knapp 3.000 gestiegen und damit jetzt höher als vor dem Ausstieg aus dem staatlichen System. Dies zeige, daß die katholische Schwangerenberatung weiterhin einen unverzichtbaren Dienst leiste. Die Frauen kämen bewußt zu einer katholischen Beratungsstelle, obwohl sie wüßten, daß sie dort keine Beratungsbestätigung erhielte.

Die Tagespost v. 17.3.05


Immer mehr Taufen von Erwachsenen

Die Taufe von Jugendlichen und Erwachsenen gewinne in der katholischen Kirche in Deutschland immer mehr an Bedeutung, weiß Ernst Werner, Leiter der Überdiözesanen Arbeitsgruppe Katechumenat der Deutschen Bischofskonferenz. Während die Gesamtzahl der Taufen sinkt, steigt die Zahl der Erwachsenentaufen: Von den bundesweit 205.904 Täuflingen im Jahr 2003 waren 3.411 “religionsmündige" Erwachsene, also über 14 Jahre alt. Zehn Jahre zuvor waren von den damals 281.612 neuen katholischen Christen 2.333 Erwachsene.

...) Daß heute wieder mehr Erwachsene getauft werden, sei eine Folge von Veränderungen in Gesellschaft und Kirche, sagt Werner. Das volkskirchliche Christentum in Deutschland löse sich auf, ein “vererbtes" Christsein sei nicht mehr die Regel. Immer öfter würden Menschen aus dem nichtchristlichen Milieu der ostdeutschen Bundesländer sowie Aussiedler, Asylbewerber und Einwanderer aus anderen Kulturkreisen um die Taufe bitten.

PURmagazin 3/05


Schön, daß die Zahl steigt, auch wenn es noch wenige sind, die da zu Gott finden. Sicher aber ist: Nur auf dem Weg der Neuevangelisierung hat Europa eine Zukunft. So auch die Diagnose von Alexander Solschenizyn:

Die Menschen haben Gott vergessen

Vor mehr als einem halben Jahrhundert, noch als Kind, hörte ich, wie ältere Leute die ungeheuren Erschütterungen, von denen Rußland damals heimgesucht wurde, so erklärten: “Die Menschen haben Gott vergessen, daher kommt dies alles."

Und heute, nachdem ich fast ein halbes Jahrhundert lang an der Geschichte unserer Revolution gearbeitet, Hunderte von Büchern gelesen, die Berichte Hunderter von Augenzeugen gesammelt und selbst acht dicke Bände zur Bewältigung des Erdrutsches geschrieben habe - heute könnte ich auf die Bitte, so kurz wie möglich, den Hauptgrund für diese verheerende Revolution zu nennen, die an die 60 (!) Millionen unserer Menschen verschlungen hat, heute könnte auch ich mich nicht genauer ausdrücken, als durch die Wiederholung: “Die Menschen haben Gott vergessen, daher kommt dies alles." Wenn man mich nun auffordern würde, auch das wesentlichste Charakteristikum des gesamten 20. Jahrhunderts kurz zu benennen, dann finde ich dafür wiederum nichts Genaueres und Gewichtigeres als: “Die Menschen haben Gott vergessen."

(...) Durch jahrzehntelange Aushöhlung ging im Westen der Begriff eines höheren Lebenssinnes verloren; übrig bleibt nur die Jagd nach “Glück", und dies wurde sogar ausdrücklich in den Verfassungen verankert. Die Begriffe Gut und Böse ersetzte man durch politische und klassenkämpferische Thesen von kurzer Lebensdauer. Es gilt als peinlich auch nur zu erwähnen, daß das Böse vielmehr im Herzen eines jeden Menschen und weniger im politischen System liegt. Nicht peinlich ist aber, dem Bösen tagtäglich nachzugeben.

(...) Der Hauptschlüssel zu unserem Sein oder Nichtsein liegt in jedem einzelnen Menschenherzen, darin, wie er sich entscheidet: für das tatsächliche Gute oder für das Böse. Fruchtlos sind die Versuche, einen Ausweg aus der heutigen Weltlage zu suchen, ohne dabei das Bewußtsein wieder reuig dem Schöpfer zuzuwenden. Wir selbst ziehen mit unserem täglichen leichtsinnigen Egoismus die Schlinge zu. Retten kann uns nur die beharrliche Suche nach der ausgestreckten Hand Gottes, die wir so unbekümmert und überheblich zurückgestoßen haben.

Aus “Vision und Botschaft" von A. Solschenizyn zitiert in “Katholische Wochenzeitung" 14/04.


„Der Spiegel" verteidigt den Papst

Noch während die Christenheit Abschied nimmt vom Papst, erhebt die linkskatholische Kirchenkritik bei “Sabine Christiansen" ihr schreckliches Haupt: Heiner Geißler und die Frauenfrage, die diesmal wieder ungelöst bleiben mußte, trotz des gewohnt ahnungslosen Einsatzes der Moderatorin. Zusammengefaßt läßt sich sagen: Die linke Kirchenkritik ist beleidigt darüber, daß sie in den vergangenen 26 Jahren durch die überwältigende Popularität des Papstes immens an Einfluß verloren hat.

Doch jetzt meldet sie sich zurück und macht da weiter, wo sie vor ein paar Jahrzehnten so rüde unterbrochen worden war. Während sich ein nie gesehenes Millionenheer von Pilgern aufmacht nach Rom und die Staatshäupter und Vertreter der Weltreligionen sich in Liebe und Respekt verneigen, spricht sie, die linke Kirchenkritik, na, von was wohl: von der tiefen Krise der katholischen Kirche. Das ist nur bei “Christiansen" möglich, nämlich die Lebensleistung des polnischen Giganten am Tag nach seinem Tod auf die üblichen muffigen drei Ladenhüter runterzuschnurren: Zölibat, Frauenbild, betriebliche, pardon: kirchliche Mitbestimmung. Interessant, daß es in Deutschland immer um zweierlei geht, wenn vom Papst die Rede ist: um die Gleichberechtigung der Frau und den Spaß im Bett. Keiner geht mehr in die Kirche bei uns, aber alle behaupten unisono, der Papst habe beides vermasselt, ja, das sei seine geschichtliche Mission gewesen.

Es muß die verpatzteste Mission des Papstes gewesen sein, da genügt ein Blick auf Sabine Christiansen, die doch schließlich die Gleichberechtigung verkörpert wie nichts sonst - und auf den Rückgang der Geburten bei gleichzeitigem Anstieg trostlosesten sexuellen Rummels.

Tja, vom heutigen demographischen Elend aus betrachtet wirkt die päpstliche Verdammung von Verhütungsmitteln geradezu prophetisch, und es wäre durchaus wunderbar gewesen, wenn sich einige nach dem päpstlichen Rat gerichtet hätten ...

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,349529,00.html

Erfreulich, solches im Spiegel zu lesen, dessen Gründer Rudolf Augstein gern zum Kampf gegen die Kirche geblasen hat. So schrieb er 1991 im Zusammenhang mit der Haltung des Papstes zum Lebensschutz: “Es ist offensichtlich, daß Papst Wojtyla kurz davor steht, seine rigide Morallehre in den Rang eines Dogmas zu erheben. Diesem Vorhaben nicht zu widerstehen, wäre eine Sünde wider den Heiligen Geist..."

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