Wer die Berufung der Frau im Plan Gottes wirklich verstehen will, muß zunächst im Anfang des Buches Genesis nachlesen. Erst am Ende des ersten Schöpfungsberichts ist von Mann und der Frau die Rede, geschaffen “als Abbild Gottes" (Gen 1,27), gleich an Würde und dem Rest des Universums überlegen: Sie sind dessen Herrscher. Der zweite Schöpfungsbericht enthält eine weitere Klarstellung: gebaut “aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte..." (Gen 2,22) ist die Frau die letzte in der Reihe der Schöpfungen. Nun wissen wir aber, daß das, was am Ende einer Ordnung des Schaffens steht (unter dem Blickwinkel des Werdens), aus der Sicht der Weisheit fundamental an erster Stelle zu stehen kommt.
Die Frau ist Quelle der Liebe - wie man leicht im Leben der Familie erkennen kann. Es ist ihre Liebe als Gattin und Mutter, die für den Erhalt der Einheit und daher des Friedens in der Familie sorgt. Sie ist es, die die Liebe ihres Mannes erweckt. Zugegeben: Die Rollen können manchmal vertauscht sein, aber meist ist es die Frau, die die eheliche Lieb belebt oder wiederbelebt, etwa so wie bei einem brennenden Holz im Kamin: die Flamme züngelt, lodert auf, verschwindet und leuchtet sofort wieder auf. Die Frau ist es die brennt, die fortgesetzt die Liebe weckt.
Die Kirchenväter liebten das Bild von Gott, wie Er als Chirurg Eva aus der Seite Adams hervorbringt. Sie betonten dabei ihre Herkunft und hoben hervor, daß Eva weder aus dem Kopf - dann wäre sie nur eine Arbeitskollegin gewesen -, noch aus der Hand des Mannes genommen wurde - dann wäre sie die Dienerin. Die Frau wird vielmehr der Seite des Mannes, seinem Herzen entnommen: Das ist ihre ureigene Identität, ihre fundamentale Würde. Indem sie die Liebe weckt, ist die Frau Quelle der Ordnung. Und in dem Maß, in dem sie sich durch ihre Hingabe selbst übersteigt, reißt sie zum eigentlichen Ziel mit: zur Ordnung der Liebe.
P. Marie-Dominique Philippe
Auszug aus einem Interview in "Famille Chrétienne" v. 7.9.95