VISION 20004/2005
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Das Sterben nicht verdrängen

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Das Zisterzienserstift Wilhering übersetzte und veröffentlichte im März dieses Jahres eine kleine anonyme Schrift aus der Zeit um 1460 über die Kunst, den Hinübergang gut zu vollziehen. Das war immer eine aktuelle Aufgabe. Der Rezensent ist allerdings überzeugt, daß sie heute besonders wichtig ist, denn die meisten der typischen gegenwärtigen Probleme rühren von der Todesvergessenheit des Zeitgenossen im Westen her.

Das mangelnde Bewußtsein vom Ende des Lebens nimmt den Orientierungen, Handlungen und Entscheidungen Bedeutsamkeit, Ernst und Schärfe aber auch Tiefe, Reichtum und Glanz. Die Folgen sind Langeweile und Verzweiflung. Und im übrigen gibt es zwei Möglichkeiten für die Ewigkeit.

Darum soll hier einem Kundigen das Wort erteilt werden: Die Schrift bezeuge, “daß in den Augen des Herrn der Tod seiner Heiligen stets besonders kostbar ist... Aber nicht nur der Tod der heiligen Märtyrer ist kostbar, sondern auch der Tod der anderen Gerechten und guten Christen, ja auch der Sünder, mögen ihre Sünden noch so groß sein, wenn sie nur in echter Reue, in wahrem Glauben und in der Einheit mit der Mutter Kirche sterben."

Die typischen Widerstände gegen die letzte Ergebenheit werden beim Namen genannt: Glaubenszweifel, Verzweiflung, Ungeduld, Selbstgefälligkeit und Anhänglichkeit an das Irdische.

Das Buch schließt mit praktischen Anweisungen, wie sich der Sterbende und die, die ihn begleiten, konkret verhalten sollen und welche Gebete hilfreich sind.

Der Autor ist realistisch: Um die richtige Bereitschaft zum Hinübergang muß man ringen. “Wer aber getrost und ohne Gefahr richtig und sicher sterben will, muß sich eifrig und gleichsam geschäftlich um solche Dinge kümmern, er muß die Kunst des Sterbens und die vorerwähnten Bedingungen sorgfältig studieren und lernen, solange er noch gesund ist, und darf nicht warten, bis der Tod unmittelbar bevorsteht."

Die letzte Stunde entscheidet über die Ewigkeit. Stellt man nun sein Leben in den Horizont des Endes als Vollendung, so wird klar, wie sehr die Kunst des rechten Sterbens eigentlich die Kunst eines rechten Lebens von Wert und Bedeutung ist. Jemand hat einmal (in Abwandlung eines bekannten Herrenwortes) gesagt: “Wer so lebt, als würde er niemals sterben, wird sterben, ohne gelebt zu haben."

Wolfram Schrems

Über die Kunst des rechten Sterbens - Eine spirituelle Wegweisung. Zisterzienserstift Wilhering, Eigenverlag Stift Wilhering, Linzer Str. 4, A - 4073 Wilhering

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