VISION 20005/2005
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Mehr Ideologie als Wissenschaft

Artikel drucken Gedanken zum Thema “blinder Zufall" (Von Christof Gaspari)

Universum-Sendungen, Schulbücher, Ausstellungen über die Entwicklung der Welt vom Urknall bis zur heutigen Vielfalt des Lebens auf unserer Erde prägen die Vorstellungen des Normalverbrauchers: Alles sei dem blinden Zufall zu verdanken.

Was da rund um uns kreucht und fleucht, sei durch zufällige Veränderungen der genetischen Ausstattung der Lebewesen entstanden. In einer über Jahrhundertmillionen währenden Entwicklung hätten sich Fauna und Flora durch Mutation und Auswahl der besser angepaßten Wesen aus Einzellern entwickelt. Endpunkt der Kette: der Mensch.

Wie man sich das vorzustellen habe, liest man etwa im profil (29/05): “Dem Stand der heutigen Forschung zufolge begab sich vor mehr als 55 Millionen Jahren ein Säugetier, das einem Eichhörnchen geähnelt haben mag, auf die Bäume, um sich dort von Blüten und anderer Pflanzenkost zu ernähren. Dieses unscheinbare Tier war der Ahnherr aller Primaten. Mehrere Eigenschaften erinnern noch an diese Vergangenheit: die exzellent ausgebildeten Greifhände, das geschärfte Sehvermögen und das ungewöhnlich große Gehirn, das einen weiteren Selektionsvorteil bot. Vor rund sechs Millionen Jahren, nehmen Forscher heute an, zweigte sich aus der Primatenfamilie der Zweig der Hominiden, unserer Urgroßeltern, ab. So passend dieses Modell die Vielfalt des Lebens auf der Erde erklärt, so war sich schon Darwin durchaus offener Fragen bewußt, deren Beantwortung Evolutionsbiologen bis heute noch beschäftigen."

Fazit: Es ist zwar noch nicht alles beantwortet. Aber im Großen und Ganzen wisse man, wie sich die Dinge abgespielt haben. Die Wissenschaft sei sich einig: Zufällige genetische Veränderungen, die den Lebewesen in ihrem Umfeld Vorteile verschaffen, seien der Ursprung allen Wandels.

Für den gläubigen Christen ist diese Deutung unproblematisch, solange er dem Zufall einen Namen geben darf, den Namen Gottes, des allmächtigen Vaters, des Schöpfers des Himmels und der Erde. Oder, wie es im großen Glaubensbekenntnis heißt: “Wir glauben an den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt."

Das hört die Wissenschaft allerdings nicht gern (siehe S.25). Solange sie bei ihrem Metier bleibt, sollte es eigentlich keine Probleme mit dem Schöpfungsgedanken geben. Und ihr Metier ist: Sie sammelt Reste und Spuren von Lebewesen aus verschiedenen Zeiten, beobachtet Ähnlichkeiten, stellt chemische Analysen, genetische Untersuchungen an, usw... Und der Sukkus Ihrer Beobachtungen lautet: Lebewesen sind imstande, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen, nicht nur durch ihr Verhalten, sondern auch durch Veränderung von Merkmalen. Das kann so weit gehen, daß aus einer Art, zwei Arten werden, die sich gegenseitig nicht mehr als artverwandt erkennen (beobachtet bei Vogelarten, die in getrennten Milieus leben). Auch lassen sich durch Züchtung gezielt Merkmale verändern. Offenkundig ist auch, daß die Verwandtschaft der Arten ein unterschiedliches Ausmaß hat. Hund und Wolf sind einander ähnlicher als Giraffe und Meerschweinchen.

Stand des Wissens ist also: Lebewesen passen sich auch körperlich an veränderte Umweltbedingungen an. Das kann man als Evolution der Arten deuten. Wohlgemerkt: Der Arten!

Die Evolution ist also mehr als eine Hypothese, wie Papst Johannes Paul II. einmal gesagt hat, auf der Ebene der Arten. Sie ist aber reine Spekulation, wenn es darum geht, die Vielfalt der Arten in ihrer Entstehung zu deuten. Denn niemals wurde bisher der Übergang von einer Art zur anderen beobachtet!

Die jahrzehntelange, fieberhafte Suche nach Übergängen ist bisher im Sand verlaufen. Es ist wichtig, dies festzuhalten. Denn nur aufgrund solcher Beobachtungen - vieler solcher Beobachtungen - wäre die Wissenschaft befugt, halbwegs abgesicherte Theorien über die Entstehung der Arten zu entwickeln. So beschränkt sie sich aber darauf, das Phänomen der Evolution innerhalb der Arten auf den Übergang von einer Art zur anderen zu übertragen. Ohne empirische Belege dafür ist das reine Spekulation.

Und selbst wenn es Beobachtungen über artverändernde genetische Mutationen gäbe, wäre dies noch kein Hinweis auf den Auslöser der Mutation. Das Wort Zufall verdeckt ja nur das Unwissen bezüglich des Verursachers der Veränderung. Wissenschaft, die darauf besteht, daß es sich um einen blinden und nicht um einen göttlichen “Zufall" handelt, überschreitet ihre Kompetenz. Sie macht eine Aussage über etwas, was außerhalb ihrer Beobachtungen liegt. Sie verkündet eine Ideologie.

Und noch etwas. Wenn die Wissenschaft heute imstande ist, Lebewesen durch gezielte Eingriffe in deren genetische Struktur zu verändern, so zeigt dies höchstens: Es sind geistgelenkte Maßnahmen, die das Experiment und die daraus ernstehenden Folgen gestalten. Sollten dabei lebensfähige neue Arten entstehen, wären diese eben Geschöpfe des Wissenschaftlers.

Wir kommen hier zu einer wichtigen Feststellung: Wenn neodarwinistische Paläonthologen sich auf die Suche nach “Vorfahren" des Menschen machen, sind sie bemüht, Knochen von Primaten zu finden, in deren Nähe Steine mit auffallend scharfen Kanten anzutreffen sind. Dann ziehen sie nämlich den naheliegenden Schluß, daß erkennbar geschärfte Steinkanten einem gezielten Tun zu verdanken seien. Wo etwas sinnvoll gestaltet, also auf einen Zweck hin geordnet ist, kann man nämlich auf einen ordnenden Geist schließen. Wo Ordnung, da Intelligenz.

Ist es dann nicht erstaunlich, daß dieselbe Wissenschaft, die von Ordnung auf Geist schließt, sich weigert, die unfaßbar komplexe und sinnvolle Ordnung, die ganz offensichtlich in der Welt rund um uns existiert und deren Großartigkeit sie mit fortschreitendem Forschen immer besser erkennt, nicht als Werk eines gezielten Tuns des Schöpfers deutet? Ist das nicht der klassische Fall eines Vorurteils? Den Schöpfer aus der Schöpfung zu eliminieren - und koste es die Vernunft?

Kardinal Schönborn hat recht, auf diesen Mißstand hinzuweisen. Denn die Lehre vom blinden Zufall, die heute von allen weltlichen Kanzeln verkündet wird, hat schwerwiegende Folgen für so viele Menschen heute: Es wird ihnen das Staunen über die Wunder der Schöpfung abtrainiert und damit - was noch viel schlimmer ist - ein wichtiger Weg zum Schöpfer verbaut.

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