Seit einiger Zeit befindet sich im Stephansdom rechts vom Gnadenaltar “Maria Pötsch", wo immer viele Beter versammelt sind, eine Erinnerungstafel an den Gründer des Opus Dei, den heiligen Josefmaria Escrivá. Dieser hatte bei seinem Besuch in Wien - im Jahre 1955, dem Staatsvertragsjahr, vor diesem Gnadenbild gebetet.
Damals prägte er das Stoßgebet “Sancta Maria, Stella Orientis, filios tuos adiuva" - “Heilige Maria, Stern des Ostens (oder: Morgenstern), hilf deinen Kindern!" Mit dieser vertrauensvollen Bitte an die Muttergottes wollte er ihr die apostolische Arbeit des Opus Dei in den Ländern hinter dem “Eisernen Vorhang" anempfehlen - in der damaligen Situation ein Ausdruck kühnen Glaubens. Heute ist die apostolische Arbeit in Tschechin, Ungarn, der Slowakei Wirklichkeit geworden!
Jetzt liegt der zweite Band einer ersten umfassenden Biographie des Gründers auf Deutsch vor. Er umfaßt die Jahre 1936 bis 1946; zehn Jahre, die nicht gerade leicht für die Ausbreitung des noch jungen Opus Dei waren. Auch hier zeigt sich, wie es der Gründer verstand, seine kühnen Visionen trotz schwierigster Zeitumstände nicht aus dem Blick zu verlieren.
Es waren die Jahre des spanischen Bürgerkrieges, in denen Escrivá und seine jungen Gefährten, wie viele Gläubige und Priester, verfolgt wurden und eine abenteuerliche Flucht durchzustehen hatten. Der 2.Weltkrieg verhinderte zunächst die Ausbreitung des Werkes in andere Länder; auch hatte der Gründer viel Unverständnis auszustehen.
Vor dem 2.Vatikanischen Konzil waren Formulierungen, wie daß die “Laien zur Heiligkeit berufen" seien, noch allzu ungewohnt. Die Neuartigkeit des Apostolates, der Heiligung des Alltags, war anziehend, stieß aber zugleich auch auf Mißtrauen und Unverständnis.
Kardinal Ratzinger legte aus Anlaß der Heiligsprechung Escrivás dar, daß der Gründer zum Verständnis dessen beigetragen habe, was allgemeine Berufung zur Heiligkeit bedeutet.
Die Biographie, die sich auf Tagebuchaufzeichnungen Escrivás und Zeugnisse seiner nächsten Umgebung stützt, gewährt einen tiefen Einblick in das geistliche Leben des Gründers und seine Gelassenheit in schwierigen Situationen. Wir haben heute wohl nach allen neuen Entwicklungen in der Kirche ein geschärftes Verständnis dafür, was Leben des Gebetes, Liebe zur Kirche, Verantwortung der Laien bedeutet.
Niemand, der sich gründlich und kritisch mit dem Opus Dei auseinandersetzen möchte, wird an diesem mit akribischer Genauigkeit aufbereitetem Quellenmaterial vorbeigehen können.
Elfriede Hösch
Der Gründer des Opus Dei Josemaría Escrivá, Band 2: Die mittleren Jahre. Von Andrés Vázqzez de Prada. Adamas Verlag, Köln, 34.90 Euro
Diese und andere Bücher können bezogen werden bei: Christoph Hurnaus, Waltherstr. 21, 4020 Linz, Tel/Fax: 0732 788 117; Email: hurnaus@aon.at