VISION 20001/2006
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Jesus ist immer in Hörweite

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Die Himmelfahrt Christi ist keine Weltraumfahrt zu den fernsten Gestirnen; denn im Grunde genommen bestehen auch die Gestirne, ebenso wie die Erde, aus physischen Elementen. Die Himmelfahrt Christi bedeutet, daß Er nicht mehr der Welt der Vergänglichkeit und des Todes angehört, die unser Leben bedingt. Sie bedeutet, daß Er vollkommen Gott gehört. Er - der ewige Sohn - hat unser Menschsein vor das Angesicht Gottes getragen, Er hat das Fleisch und Blut in einer verwandelten Gestalt mit sich getragen.

Der Mensch findet Raum in Gott; durch Christus wurde das menschliche Sein in das innerste Leben Gottes selbst hineingenommen. Und da Gott den ganzen Kosmos umfaßt und trägt, bedeutet die Himmelfahrt des Herrn, daß sich Christus nicht von uns entfernt hat, sondern daß Er jetzt, weil Er beim Vater ist, jedem von uns für immer nahe ist. Jeder von uns darf zu ihm “Du" sagen; jeder kann Ihn anrufen. Der Herr befindet sich immer in Hörweite. Wir können uns innerlich von Ihm entfernen. Wir können leben, indem wir Ihm den Rücken zukehren. Aber Er erwartet uns immer und ist uns immer nahe.

(Wir) erfahren auch etwas mehr darüber, wie der Herr diese seine Nähe zu uns konkret verwirklicht.

Der Herr verheißt den Jüngern Seinen Heiligen Geist. (...) Jesus hat seinen Jüngern alles gesagt, da Er selbst das lebendige Wort Gottes ist, und Gott kann nicht mehr geben als sich selbst. In Jesus hat Gott sich uns selbst ganz geschenkt, das heißt, Er hat uns alles geschenkt.

Darüber hinaus oder daneben kann es für uns keine weitere Offenbarung geben, die in der Lage wäre, mehr mitzuteilen bzw. die Offenbarung Christi irgendwie zu ergänzen. In Ihm, im Sohn, ist uns alles gesagt, ist uns alles geschenkt worden.

Aber unsere Auffassungsgabe ist begrenzt; daher besteht die Sendung des Geistes darin, die Kirche immer wieder neu, von Generation zu Generation, in die Größe des Geheimnisses Christi einzuführen. Der Geist stellt nicht etwas anderes oder Neues neben Christus; es gibt nicht - wie einige behaupten - eine Geistoffenbarung neben der Offenbarung Christi, es gibt keine zweite Offenbarungsebene.

Nein: “Er wird von dem, was mein ist, nehmen", sagt Christus im Evangelium (Joh 16,14). Und wie Christus nur das sagt, was Er vom Vater hört und empfängt, so ist der Heilige Geist Sprachrohr Christi. “Er wird von dem, was mein ist, nehmen." Er führt uns nicht zu anderen Orten, die weit weg von Christus sind, sondern Er führt uns immer tiefer in das Licht Christi. Deshalb ist die christliche Offenbarung immer alt und neu zugleich. Deshalb ist uns alles seit jeher geschenkt. Gleichzeitig lernt jede Generation in der unerschöpflichen Begegnung mit dem Herrn - einer vom Heiligen Geist vermittelten Begegnung - immer etwas Neues. So ist der Heilige Geist die Kraft, durch die uns Christus seine Nähe erfahren läßt.

Auszug aus der Predigt des Papstes in der Lateranbasililka am 7. Mai 2005

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