VISION 20002/2006
« zum Inhalt Zeichen der Zeit

Der Augenblick

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Was ist ein Augenblick? Eine kurze Zeitspanne? Oder mehr? Ist er nicht die Möglichkeit - der Augen-Blick -, dem anderen zu begegnen? Ist der Augenblick nicht die erhabene Fähigkeit auszudrücken, was wir im Herzen haben! Freude, Schmerz, Dankbarkeit, Güte, Mitgefühl, Freundlichkeit, Staunen, Ergriffenheit, Wohlwollen, Achtung, Wertschätzung. ehrliches Miteinander, Liebe...

Ist uns bewußt, welcher Reichtum in einem Blick der Augen verborgen sein kann? Ein Reichtum, den wir nicht kaufen, weil ihn das Herz birgt, den wir jedoch verschenken können, ohne arm zu werden. Wenn einer andere an seinem inneren Reichtum teilhaben läßt, ist er für die Mitmenschen Gebender und Empfangender zugleich, weil alles Gute Gott uns schenkt. Dieses Empfangen und Geben verändert die Welt. Viele Beispiele, kleine und große, weist die Geschichte aus.

Es wird viel von schlechten Zeiten und schlechten Leuten geredet - ungerechterweise, weil das Wesentliche übergangen und die Wirklichkeit verleugnet wird: Vom Morgen bis zum Abend empfangen wir viel Gutes und sind uns oft dessen nicht dankbar bewußt und sollten es doch weiterströmen lassen in unsere Umgebung. Bleibt es in unserer Umgebung?

Mir fällt das Gleichnis vom Sauerteig ein. Ein wenig Sauerteig genügt, um den ganzen Teig zu durchwirken und wie gut schmeckt doch das Brot! Als Kind habe ich gerne meiner Mutter zugeschaut, wenn sie Brot gebacken hat. Es hat mich fasziniert. Und faszinierend ist, wie Jesus daraus ein Gleichnis, ein Bild für uns macht, ein Bild für die geheimnisvolle Macht des guten Herzens.

Wir können gewiß sein, was in unserer kleinen Welt geschieht an gegenseitiger Herzlichkeit, Freundlichkeit, Güte und Wohlwollen füreinander - es bleibt nicht in unseren Wänden. Das Herz und nur das Herz vermag es, daß es unsichtbare geistige Ströme aussenden kann unter die Menschen in der Welt.

Gott weiß es, wieviele Mitmenschen ein jeder von uns hat, an deren Leben er schöpferisch beteiligt ist, einfach dadurch, daß er sein Herz “austeilt" an seinem Ort in der Welt. Wir sind im Miteinander ein Leib. Einer lebt vom anderen. Das Brot des Herzens vermehrt sich unter dem Segen Gottes und vielen stillt es den Hunger der Seele.

Gott ist nichts unmöglich. Wir dürfen nur nicht vergessen: Ein wenig Sauerteig genügt. Wenig ist ein Augenblick - und viel vermag er...

Maria Loley

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