VISION 20003/2006
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Die Enkel - welche Freude!

Artikel drucken Episoden aus dem Alltag einer engagierten Großmutter

Kinder sind nicht nur Geschenk an ihre Eltern, sondern an die gesamte Familie. Wieviele Paare warten doch heute sehnsüchtig darauf, Großeltern zu werden! Enkel zu haben, ist tatsächlich einge wunderbare Erfahrung:

Erster Schauplatz: Die Schulhalle zu Mittag. Ich warte auf meine beiden jüngeren Enkel. Eigentlich hätte auch meine Tochter Zeit, die beiden zu holen, doch ich komme her, um ihre leuchtenden Augen zu sehen, wenn sie mich entdecken, und genieße ihre Arme um meinen Hals und ihre Begrüßungsbussis. Jede Großmutter sollte sich diese Freude, zumindest von Zeit zu Zeit, vergönnen. Haben die beiden nicht zur gleichen Zeit Schulschluß, freue ich mich darauf, mit einem der beiden die Zeit in gemütlicher Zweisamkeit beim Austausch der eben erlebten Freuden und Sorgen im Café nebenan zu verbringen, bis wir dann gemeinsam den Bruder holen.

2. Schauplatz: Adventsingen in der ersten Klasse Volksschule. Aufgeregt sind die Kleinen und warten brav aufgereiht auf den Beginn ihrer Darbietung. Voll Liebe betrachte ich unseren jüngsten Enkel, Benjamin, und denke an die vielen schönen Erlebnisse, die wir miteinander haben durften, etwa an die ersten Schwimmversuche im gemeinsam verbrachten Urlaub. Oder an die Aufregungen, die der kleine Sturzpilot der Familie schon beschert hat: an den Vorderzahn, den er beim Versuch, mit der Schaukel das Fliegen zu erlernen, in den Parkettboden gerammt hat...

Das Singen beginnt. Benni schaut zu seiner Mutter und zu mir: Ob wir auch alles mitverfolgen? Na klar - und wie! Entspannt wie selten, genieße ich, wie die Kinder mit Freude und Eifer ihre Lieder vortragen. Und wenn nicht jeder Ton getroffen wird , ist es noch herziger.

3. Schauplatz: Osternacht in Wien, St. Rochus. Feierlich, ernst und voll Ehrfurcht hält Pauli (9) die Statue des Auferstandenen: mit der einen Hand den Sockel, mit der anderen den Rücken des Heilands. Als jüngster Ministrant, an der Spitze der Osterprozession schreitend, trägt er den Heiland in seinen Händen. Das Stehen dauert länger als erwartet. Wie lange kann er die Statue noch halten, schießt es mir durch den Kopf. Voll Sorge deute ich: Nimm beide Hände! Ein kurzes Kopfschütteln: nur auf diese Art ist der Heiland zu tragen, gibt er mir zu verstehen. Und daran hält er sich.

Ich bin stolz auf meinen Enkel, bitte seinen Schutzengel ihm doch beim Tragen zu helfen. Die Prozession setzt sich in Bewegung, Pauli voran. Offensichtlich läßt ihn nun die ehrenvolle Aufgabe das Gewicht vergessen. Seine behutsame ehrerbietige Haltung dem Herrn gegenüber überträgt sich auf mich und so erfahre auch ich des Auferstandenen Anwesenheit in besonderer Weise. Ja, Kinder können uns wirklich Jesus näherbringen.

4. Schauplatz: Ostersonntag im Garten. Der Jüngste der Familie, der bald zweijährige Maxi hält sich fest an Paulis Hand. Er hilft dem Großen beim Eiersuchen. Liebevoll kümmert sich der Größere um den Kleinen und läßt diesen immer wieder etwas finden. Ganz neidlos freut sich Maxi über jede Entdeckung des Cousins und klatscht begeistert in die Hände. Nichts will er für sich haben, nicht einmal das, was für ihn selbst versteckt war. Alles soll Pauli gehören, den er doch so verehrt. “Sind die beiden nicht ein wunderbares Vorbild für uns?", überlege ich und denke an den Satz: “Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder..."

5. Schauplatz: Fußballtmatch im Garten der Schwiegermutter am Ostersonntag. Wie so oft spielen da mehrere Generationen mit: Großvater, Großonkel, Onkel, zwei Väter und ihre drei Söhne. Alle sind mit großem Eifer bei der Sache, besonders die Buben. Sie wollen den Großen zeigen, wie vollwertig ihre Mitwirkung ist. Aber auch die erwachsenen Männer wollen beweisen, daß sie noch nicht zum alten Eisen zählen. Es wird also hart gekämpft aber doch mit Rücksicht auf die Jüngsten. Und mit Lob und Ansporn - auch wenn es “Gegner" sind - wird nicht gespart. Mit Maxi an der Seite, losgelöst von den Alltagssorgen, verfolge ich, zufrieden und froh, dieses für mich berührende Spiel dreier Generationen, das die Familienbande stärkt. Für wen soll ich Daumen halten?

6. Schauplatz: Internationales Basketball-Osterturnier in Floridsdorf: Unser ältester Enkel, Adrien (fast 14), spielt gegen eine deutsche Mannschaft. Nie hätte ich gedacht, daß Basketball so aufregend sein kann. Im Zentrum meiner Aufmerksamkeit steht natürlich Adrien: Er ist wendig, schnell, geschickt mit dem Ball - einfach “cool", wie seine Cousins sagen würden. Als er den ersten Korb wirft, klatsche ich begeistert. Schade, daß ich nicht auch so ein trompetendes Miniinstrument habe, wie meine Nachbarin, um meiner Freude Ausdruck zu verleihen.

Wie groß er schon geworden ist und wie sportlich! Es ist noch gar nicht solange her, daß er, an mich gekuschelt, begeistert meinen selbsterfundenen Geschichten gelauscht hat. Und so wißbegierig war er: So vieles gab es da zu erklären. Nun ist er es, der mir Fragen beantwortet: So weiß ich mittlerweile, was ein “Threesixty-dunk" und ein “Rebound" beim Basketball ist.

Ich muß aber auch erkennen, daß er ein junger Mann geworden ist für den ich zwar da bin, wenn er die Großmutter braucht, der aber auch recht gut ohne mich auskommt. Ja, alles schon dagewesen.

So bin ich sehr dankbar für meine Kinder, dafür, daß wir Enkel haben dürfen, die unser Leben nicht nur sehr bereichern sondern uns auch helfen, Wesentliches über das Leben, die Liebe und Gott wieder neu zu erfahren.

Alexa Gaspari

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