VISION 20003/2006
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Suche nach dem Wesen der Frau

Artikel drucken Das Priestertum des Herzens

Ein paar Tage Erholung im Haus am Sonntagberg. Ich durchstöbere die kleine Hausbibliothek. Ein paar Bücher kenne ich schon, in einigen blättere ich, bei anderen genügt ein Blick auf den Buchrücken. Als ich Jo Croissants Buch “Die priesterliche Frau" zur Hand nehme, erinnere ich mich, daß ich schon öfter Zitate daraus gelesen habe - durchwegs interessante. Also lese ich die Einleitung - und lege das Buch nicht mehr aus der Hand.

Die Autorin - sie ist die Frau von Bruder Ephraim, dem Gründer der Gemeinschaft der Seligpreisungen - geht der Frage nach: Warum so viel Leiden der Frauen in unserer Zeit? Ihre Begegnungen mit Frauen hätten sie betroffen gemacht, weil spürbar wurde, “daß sie ihr wahres Wesen verloren hatten und nicht mehr wußten, wie sie sich dem Mann gegenüber einstellen sollten und welche Sendung sie haben könnten."

So begibt sich Jo Croissant auf die Suche nach dem wahren Wesen der Frau - ein gewagtes Unternehmen in unserer Zeit, die von Relativismus und Feminismus geprägt ist. Ihre Antwort formuliert sie in drei Kapiteln: “Tochter Gottes", “Ehefrau", “Mutter", um das Buch mit Überlegungen zu den Themen “Gnade der Frau" und “Priestertum des Herzens" zu beschließen.

Obwohl ich mich seit Jahrzehnten mit dem großen, bewegenden Themenkreis der Mann-Frau-Beziehungen beschäftige, habe ich die Ausführungen von Jo Croissant mit viel Gewinn gelesen. “Die priesterliche Frau" ist nämlich keineswegs ein Buch, das nur Frauen angeht. So behandelt es beispielsweise ausführlich die Bedeutung des Kindseins, dieser Grundberufung des Menschen, Kind Gottes zu werden, sich von Ihm geliebt zu wissen - eine Erfahrung, für die wir uns öffnen müssen und die entscheidend mitgeprägt wird von den Erlebnissen mit dem eigenen Vater.

Sehr lesenswert - jedenfalls für Menschen, die in einer Ehe leben, aber nicht nur für sie - ist das Kapitel “Ehefrau". Da geht es um so wichtige Fragen wie die gegenseitige Unterordnung, Demut, Gehorsam... - alles Haltungen, die heute nicht hoch im Kurs stehen, für das Zusammenleben aber von entscheidender Bedeutung sind.

Da liest man etwa zum Thema Demut: “Der Demütige hat nichts gemein mit einem komplexbeladenen Menschen oder mit einem, der sich selbst verachtet. Er ist jemand, der im Blick Gottes lebt... Der Demütige kennt seine Grenzen, weiß aber, daß Gott alles in ihm vermag. Diese sanfte, fröhliche Demut soll unseren Umgang miteinander bestimmen und Frieden schaffen..." (S. 83)

Ein großes Anliegen der Autorin ist die Betonung der besonderen Berufung von Mann und Frau: “In unserer Zeit, in der die Gesellschaft alles zur Abschaffung des Unterschieds der Geschlechter unternimmt und sich auf ein Zwitterwesen zubewegt, müssen wir uns unbedingt unserer Identität als Männer und Frauen, unserer Besonderheiten bewußt werden, wenn wir unsere Beziehungen nicht auf Mißverständnissen gründen und uns vielem Leid aussetzen wollen." (S. 102)

Erzählungen von Frauen, die sich um jene Haltungen bemühen, die Jo Croissant dem Leser ans Herz legt, machen das Buch lebendig. Diese Zeugnisse lassen erkennen, daß die Aussagen der Autorin nicht fromme Sprüche sind, sondern ihren Sitz im Leben haben.

Am besten schließe ich diese Besprechung mit dem Hinweis auf einen Appell Jo Croissants im letzten Kapitel: Die Größe der Berufung der Frau sei, sich auf die Seite Gottes zu stellen, um so den Mann zu retten. Denn die Frau habe eine Mittlerrolle zwischen Gott und dem Mann.

Christof Gaspari

Die priesterliche Frau - oder das priestertum des Herzens. Von Jo Croissant, Parvis-Verlag, 207 Seiten, 13 Euro

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