Gebetswochen für die Einheit der Christen, Ökumenische Treffen, Expertengespräche von Theologen verschiedener christlicher Konfession: An all das haben die Christen sich mittlerweile gewöhnt, nehmen es zur Kenntnis, ohne daß von außen gesehen der Eindruck eines großen Engagements für das Anliegen entsteht.
Die Ökumene gehört außerdem zu jenen kirchlichen Themen, über die sogar weltliche Medien berichten. Genau diese Tatsache, nämlich, daß viele, die sonst an der Kirche kein gutes Haar lassen, die Ökumene begrüßen, machen die Einigungsbemühungen so manchen, die sich zur christlichen “Elite" zählen, suspekt.
So sind es wahrscheinlich gar nicht so viele, denen das Anliegen der Einheit unter den Nägeln brennt - und dabei: Mit welchem Nachdruck bittet der Herr Jesus vor Seinem Leiden den Vater um das Einssein der Jünger: “Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast." (Joh 17,21) Damit die Welt glaubt! Weil es an Einheit mangelt, fällt den Menschen das Glauben schwer.
Kaum daß man es sich ein wenig überlegt, ist es ohnedies sonnenklar: Wie soll denn jemand erkennen, daß Gott der große Liebende, ja die Liebe selbst ist, wenn jene, die behaupten, Gott wirke in ihnen, miteinander nicht können, sich in Glaubensfragen widersprechen und gegenseitig womöglich die Anhänger abspenstig machen?
Ich muß allerdings gestehen, daß mir die Bedeutung dieses zentralen Anliegens Christi auch erst im Zuge der Beschäftigung mit diesem Schwerpunkt so recht bewußt geworden ist. Es würde mich sehr freuen, wenn es Ihnen, liebe Leser, bei der Lektüre der folgenden Seiten ähnlich ergeht.
Christof Gaspari