VISION 20003/1999
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Einleitung

Artikel drucken (Christof Gaspari)

Vergebung - ein aktuelles Thema: Da ist zunächst die Einladung des Papstes in diesem Jahr, das Gott, dem barmherzigen Vater, gewidmet ist, in besonderer Weise das Sakrament der Buße, der Versöhnung und der Vergebung zu betrachten. Ein stiefmütterlich behandeltes Sakrament, das es neu zu entdecken gilt, da sich die Beichtstühle und Aussprachezimmer leeren, die Wartezimmer der Psychotherapeuten aber füllen.Vergebung ist aber auch deshalb aktuell, weil mitten im Herzen Europas ein schrecklicher Krieg tobt. Unsagbares Unrecht wird einer Unmenge von Menschen angetan: Tod, Elend, Vertreibung, Vergewaltigung, Mißhandlung von Hunderttausenden bilden den Nährboden für Haß und Rachegefühle.Wenn heute niemand weiß, wie dieser Krieg in Jugoslawien beendet werden soll, wie man die Waffen wieder zum Schweigen bringen kann, so ist es noch schwerer vorstellbar, wie die Betroffenen wieder zu einem halbwegs einträchtigen Miteinander finden können - nach all dem, was vorgefallen ist! Nur das Vergeben wird die Wunden heilen. Es ist auch in extremen Situationen möglich, wie zwei Beiträge dieses Schwerpunktes (Seiten 9 und 10) zeigen.Aber abgesehen von diesen Extremsituationen ist Vergebung ein Geschehen, ohne das wir im Alltag nicht bestehen können: Ohne fortgesetztes, stets neu geschenktes Verzeihen kein Zusammenleben. Aber woher die Kraft dazu nehmen? - eine naheliegende Frage. Einer gottlosen Zeit, in der Verdrängen, Ablenken, Vergessen vorherrschen, darf der Gläubige in Erinnerung rufen, daß es der gütige Vater im Himmel ist, der dieses Wunder des Vergebens in uns wirken will. Diesem Thema ist der folgende Schwerpunkt gewidmet.

Christof Gaspari

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