Die Grundidee ist gut: Ein Kind, dessen Großmutter gestorben ist, befragt seinen Vater: Wo ist denn nun die Oma? Wie geht es ihr jetzt? Wie ist das mit dem Himmel? ...Und der Vater versucht zu antworten. So kommen beide in ein Gespräch über die Letzten Dinge, über Tod, Himmel, Hölle, Fegefeuer, Gericht... Angeschnitten werden auch weitere Themen: Was man unter Paradies oder Erbsünde zu verstehen habe, wie Gott zum Menschen stehe, daß Er barmherzig, daß Er die Liebe ist...
Viele Antworten scheinen mir gelungen, manche Vergleiche sind erhellend. Etwa wenn das Fegefeuer mit einer Waschmaschine verglichen wird, die es gestattet, mit strahlend weißen Kleidern vor Gott zu treten. Ein Ort, in dem man umso länger verweilen muß, je schmutziger das Gewand war, mit dem man sein Leben verlassen hat. Oder die “Sache mit den Turnschuhen", die den Sinn des Fürbittgebets erklären soll: Der Vater tritt für sein Kind bei der Mutter ein, sie möge ihm doch den Wunsch nach neuen Turnschuhen erfüllen, obwohl es diese Anschaffung aufgrund seines Verhaltens eigentlich nicht verdient habe.
Die Einleitung des mit sehr netten, bunten einschlägigen Kinderzeichnungen illustrierten Buches macht deutlich, warum es gerade heute so wichtig ist, über den Tod zu sprechen: Weil in unserer auf diesseitigen Fortschritt ausgerichteten Gesellschaft Tod und Sterben Tabuthemen sind, “aus dem Alltag, aus der Familie und aus dem Bewußtsein überhaupt verdrängt". Und dabei geht es doch genau um jene Fragen, mit denen jeder von uns mit Sicherheit konfrontiert sein wird.
Bedenkenswertes bekommt man da vorgesetzt: “Ohne den Tod wäre unser Leben nur von stets wechselnden Zuständen gekennzeichnet, von einer Art langweiliger Ewigkeit - durch den Tod erst bekommt die Zeit jenen Charakter des Verlaufens, der unserem Leben Reiz und Richtung gibt." Oder: “Die wahre Freiheit des Menschen besteht nicht im verantwortungslosen Ausleben von unendlich viel Zeit, sondern in der dankbaren Annahme der Zeit, die jedem von uns geschenkt ist."
Die Sätze deuten allerdings auch etwas an, was ich beim Lesen immer wieder auch als Mangel empfunden habe: Die Antworten - auch manche Fragen - sind nicht wirklich kindgerecht, eben von einem Erwachsenen, einem - jedenfalls sehr bemühten - Theologen verfaßt.
Und noch etwas sei kritisch angemerkt: Es fehlt vielen Antworten die Entschiedenheit, jene zuversichtliche Sicherheit, die der Christ aus der Offenbarung durch den menschgewordenen Gott, Jesus Christus, schöpft. Manchmal spiegeln die Antworten eine Relativierung wider, die das falschverstandene interreligiöse Gespräch so leicht verursacht. Was bringt es, über die Vorstellungen von Moslems oder Buddhisten zu sprechen? Kinder wollen von Erwachsenen - soweit man sie geben kann - klare Antworten.
Auf die Frage des Kindes: “Und wer hat nun recht?" (im Zusammenhang mit den verschiedenen Vorstellungen vom Leben nach dem Tod) liest man aber erstaunt die Antwort: “Jetzt stellst du genau die Frage, die so oft im Laufe der Geschichte zu Streit ... geführt hat, weil jeder meinte, nur er hätte Recht. Es geht aber vielleicht gar nicht darum, wer Recht hat. Allenfalls geht es darum, welche Vorstellung dem Menschen mehr entspricht." Nein, also wirklich nicht. Über das Leben mit Gott gibt schon Er selbst die richtigen Antworten!
Fazit: Ein hübsch gemachtes Buch, das dem sicher im Glauben Stehenden gute Anregungen geben kann, dem es aber passagenweise an Unterscheidung fehlt.
Christof Gaspari
Papa, was ist der Tod? - ein Kind fragt nach dem leben. Von Hermann-Josef Zoche. Landesverband Hospiz NÖ. ISBN-13: 978-3-200-00597-6
Diese und andere Bücher können bezogen werden bei: Christoph Hurnaus, Waltherstr. 21, 4020 Linz, Tel/Fax: 0732 788 117; Email: hurnaus@aon.at