Wähle das Leben - klingt irgendwie trivial. Schließlich will doch jedere leben. Daher auch die Parole: Leben und leben lassen. Wer sich jedoch in unserer Welt umschaut, muß allerdings feststellen, daß die westlichen Nationen sich immer weiter von dieser naheliegenden Haltung entfernen.
Ich muß es am Beginn dieses Schwerpunkts leider wieder einmal festhalten: Wir leben in einer Gesellschaft, die sich häuslich im Umfeld von Massentötungen eingerichtet hat. Papst Johannes Paul II. hat dafür den Begriff “Kultur des Todes" geprägt.
Ich weiß, man kann es schon nicht mehr hören, die Zahlen wirken abgedroschen, haben keinerlei News-Wert. Und dennoch seien sie erwähnt: Jahr für Jahr werden allein in Europa Millionen Kinder im Mutterleib getötet! Und in immer mehr Ländern wird das Töten von Menschen an ihrem Lebensende - schönfärberisch als Euthanasie (schöner Tod) bezeichnet und aus Mitleid verübt - gang und gäbe. Eine dunkle Wolke von Schuld lastet auf unseren Völkern, die sich noch dazu als Vorkämpfer der Menschenrechte wähnen. Und wir alle sind von dieser Kultur des Todes betroffen. Keiner kann sich dem von ihr erzeugten Klima ganz entziehen.
Darum erscheint es uns so wichtig, immer wieder auf diesen Themenkreis zurückzukommen - um unseren Blick für die Herausforderung zu schärfen, vor der wir Christen stehen: nämlich dezidiert und stets aufs Neue für die “Kultur des Lebens" zu optieren. Papst Benedikt XVI. hat es auf den Punkt gebracht, als er vor einigen Monaten feststellte: “Die Option für das Leben und die Option für Gott sind identisch."
Der folgende Schwerpunkt ist eine Einladung, diese beiden Optionen zu erneuern und Hoffnung zu schöpfen, weil in den Händen Gottes jede Art von Verirrung zu einem Weg des Heils werden kann.
Christof Gaspari