VISION 20006/2006
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Die Eucharistie neu entdecken

Artikel drucken Wenn die Liebe Gottes greifbar wird

Die Zahl der Meßbesucher am Sonntag ist rückläufig. Nur mehr zehn bis 15 Prozent der Katholiken finden sich in deutschsprachigen Diözesen einmal wöchentlich zum Gottesdienst ein. Aber wissen die verbliebenen Treuen, welchen Schatz sie bei der Heiligen Messen vorgesetzt bekommen? Wenn ich an das häufige Zuspätkommen, das - zumindest nach außen hin - lässige Entgegennehmen des Leibes Christi und den eher gelangweilten Blick vieler Teilnehmer während der Lesungen denke, kommen mir Zweifel. Aber wissen jene, die sogar regelmäßig wochentags zur Heiligen Messe kommen, Bescheid?

Nach der Lektüre von Daniel Anges Buch Die Eucharistie - Leib der Liebe kann ich diese Frage jedenfalls für mich mit nein beantworten. Mir wurde beim Lesen so richtig bewußt, wie wichtig es ist, sich der tiefen Wahrheit dieses lebensspendenden Geheimnisses auszusetzen. Würden wir sie nämlich erkennen, “wir würden an einem Herzinfarkt der Liebe sterben", meint Daniel Ange. Jenen, die eine sehr direkte, charismatisch geprägte, leicht emphatische Sprache vertragen, leistet der Autor, Leiter einer Evangelisationsschule in Frankreich, diesen Dienst.

Am besten greife ich ein paar Zitate aus dem Buch heraus: “Die Eucharistie ist nicht eine Gabe Gottes, sondern sie ist Gott, der sich selbst verschenkt. Sie vermittelt nicht Gnade, sondern sie ist die Person Jesu selbst, der die Quelle aller Gnaden ist."

“Bei jeder Kommunion befinde ich mich ganz in der Situation Marias, die ihren Herrn in sich empfängt, nachdem sie sich ihm allerdings mit Leib und Seele hingeschenkt hat." Wie wichtig ist daher die Vorbereitung auf diese Begegnung!

“Wenn der Priester dir sagt: ,Der Leib Christi!', so bedeutet dies: Jesus, der Sohn Gottes und das Kind Marias, ist jetzt höchstpersönlich da... Glaubst du das? Dein Amen heißt: Ja, ich glaube es mit meiner ganzen Seele! Ja, ich bin überzeugt davon! Ja, ich empfange ihn mit Freude und aus Liebe! Und in deinem Amen vernimmt der ewige Vater das Fiat von Maria, das hier und jetzt wie in einem Echo widerhallt."

Über die Anbetung, das “Bräunen in der Sonne der Liebe": “Jesu Leib zu betrachten, ist Reinigung meines Blickes, Heiligung meiner Augen und Entgiftung meines Geistes."

An vielen Stellen nimmt Daniel Ange Bezug auf die Feierlichkeit des Rituals in der Ostkirche. Der Leser begreift, wie wichtig eine dem Geschehen entsprechende Gestaltung ist. Sie macht deutlich, wie wunderbar hier Gott am Werk ist - eine Sichtweise, die heute vielfach verloren gegangen ist, die aber die Heilige Messe erst wirklich faszinierend macht: Nicht wir sind die Hauptakteure, sondern es ist der Herr selbst.

An vielen Stellen bringt der Autor einprägsame Zeugnisse ein - viele übrigens von Kindern, die oft eine größere Offenheit für das Wunderbare des Geschehens haben. So läßt er etwa an einer Stelle eine Mutter zu Wort kommen: “Ab und zu nahm ich die kleine Cécile vor ihrer Erstkommunion zur Wochentagsmesse mit, weil sie mich immer wieder darum bat. Nach der Kommunion wollte sie jedesmal ihren Kopf an meine Brust lehnen. Sie schloß dabei die Augen und verblieb einige Zeit in Stille: ,So kann ich ganz nahe bei Jesus sein. Er hört mich, und ich höre ihn'..."

Ein Kapitel beschäftigt sich mit der Schönheit der Reinheit, die zu erhalten der Jugend heute so schwer gemacht wird, ein anderes mit der heilenden Wirkung der Eucharistie, deren Empfang uns hilft, das anzunehmen, was im Leben schwer ist. Eine größere Zahl von Zeugnissen läßt den Leser erkennen, welche Kraftquelle die Eucharistie für Menschen in der Bedrängnis (insbesondere in Zeiten der Verfolgung) darstellt.

Ein kleines Buch also, das es in sich hat. Es hat mir bewußt gemacht, wie routiniert ich allzu oft an dieser Feier teilnehme. Und dabei sind bei jeder Heiligen Messe alle Engel und Heiligen anwesend - und feiern mit. Der Himmel steht offen, wenn wir in den Lobgesang der himmlischen Mächte einstimmen: “Heilig, heilig, heilig..."

Christof Gaspari

Die Eucharistie - Leib der Liebe. Von P. Daniel Ange. Medienverlag Christoph Hurnaus, Linz 2006

Diese und andere Bücher können bezogen werden bei: Christoph Hurnaus, Waltherstr. 21, 4020 Linz, Tel/Fax: 0732 788 117; Email: hurnaus@aon.at

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