Mit viel Schwung hat eine kleine Gruppe von Österreichern an der Stadtmission in Brüssel teilgenommen - und die meisten sind mit großer Freude und einer wichtigen Erfahrung heimgekehrt: Das Evangelium ist eine Botschaft, die selbst auf den Straßen unserer Städte ankommt. Ein Zeugnis.
Wie schon im vergangenen Jahr bei der Stadtmission in Lissabon komme ich auch heuer wieder mit vielen Eindrücken von diesem großen Ereignis in Brüssel zurück. Es ist sehr beeindruckend zu sehen, wie die vielen verschiedenen Pfarren, Gemeinschaften und Bewegungen zusammenwirken und in ihrem gemeinsamen Anliegen der Mission hinausgehen - auf die Straßen, Plätze, in die U-Bahn und in Kaffeehäuser, um die Menschen dort zu erreichen, wo sie sind.
So hatte auch unsere Gruppe an einem Nachmittag die Gelegenheit, sich einem “Evangelisationsbus" anzuschließen - eine Initiative des jungen Priesters Dany-Pierre Hilewaert aus der Diözese Tournai. “Bewaffnet" mit unseren Gitarren stiegen wir in den Bus und fuhren los, um die Stadt gleichsam mit unserem Lobpreis zu umkreisen.
Wir begannen schon im Bus gemeinsam zu singen und zu beten. An wichtigen öffentlichen Plätzen machten wir dann halt und führten unseren Lobpreis auf der Straße fort, während andere sich unter die Leute mischten und Infomaterial, Aufkleber und Einladungen für Veranstaltungen während der Kongreß- und Stadtmissionswoche verteilten. Die Reaktionen waren durchwegs positiv!
“Der erste Zeuge für die frohe Botschaft ist unsere Freude." Diesen Satz aus dem Vortrag von Timothy Radcliffe sehe ich als sehr zentral an, vor allem, wenn es um Evangelisierung geht. Wenn Gott selbst der Grund meiner Freude ist, wird diese Freude auch weiterstrahlen und andere anstecken! Für mich ist die Musik, der Lobpreis, ein sehr wichtiges Mittel, dies weiterzugeben.
Diese Freude am Glauben war für mich auch stark spürbar in der Feier der Heiligen Messe. Jeden Vormittag versammelten sich Tausende Kongreßteilnehmer in der Basilika in Koekelberg, um gemeinsam Eucharistie zu feiern. Der Einzug der Priester dauerte meist bis zu zehn Minuten: an die hundert fröhliche Gesichter, die singend zum Altar nach vorne zogen.
Der Schwung, den der Kongreßchor - aus verschiedenen Chören extra für den Kongreß zusammengewürfelt - dazu noch mitbrachte, war mitreißend. In den verschiedensten Sprachen wurde gesungen und gebetet, wurden Lesungen und Fürbitten vorgetragen.
Ermutigt durch die vielen Zeugnisse, die wir zu hören bekamen, gestärkt durch die Worte der Kardinäle und der Referenten konnten wir an den Nachmittagen und Abenden diese Freude weitergeben - in oft ganz einfachen, kurzen Begegnungen und Blicken, im Austeilen kleiner Geschenke (Bibelsprüche, Aufkleber, Rosenkränze, ...)
Vielfach war es gar nicht nötig, die Menschen anzusprechen, weil sie von sich aus aufmerksam wurden. Allein die bunten Rucksäcke mit der Aufschrift “Kommt und seht" - das Motto der Brüsseler Stadtmission - waren schon auffällig genug, um neugierig zu werden und schließlich ins Gespräch zu kommen.
Immer wenn es um Mission und Evangelisierung geht, ist meines Erachtens eines der wichtigsten Dinge, daß wir uns nicht verstellen! Wir können nur dann glaubwürdige Zeugen sein, wenn wir wahrhaftig und authentisch sind! Nur wenn wir selbst evangelisiert sind, können wir auch andere evangelisieren!
So freue ich mich schon jetzt auf Budapest 2007, wo es heißen wird: “Ich werde euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben." (Jer 29,11)
Maria Kotsis
Welch wunderbare Woche!
Kirche von Brüssel, wie schön war doch diese Woche, die wir in deinen Mauern verbracht haben. Wir haben dich wie das Morgenrot des Neuen Jerusalem gesehen. “Wie eine Braut, die ihr Geschmeide anlegt." (Jes 61,10) Wie waren wir doch glücklich in dieser Woche, als man uns sagte: “Ich freute mich, als man mir sagte: , Zum Haus des Herrn wollen wir pilgern." (Ps 122,1)
(...) Ich habe in dieser Woche glückliche Christen erlebt, die auf ihren Glauben stolz waren. Ich habe nur glückliche Gesichter gesehen: in Koekelberg, in der Kathedrale, in der Metro, in den Straßen. Daß das Evangelium eine frohmachende Nachricht ist, konnte man an allen Gesichtern ablesen. Eine Woche übergroßer und stiller Freude in der Liturgie.
Ich habe selbstbewußte Christen erlebt. Ja, wir hatten einen gewissen legitimen Stolz verloren, getauft, Schwestern und Brüder in Christus zu sein, Kinder Gottes zu werden und die Kirche als Mutter zu haben. Hatten wir uns nicht zu sehr hinter die Mauern des Zönakels, hinter Mauern der Angst, zurückgezogen, wie die Elf? Als wäre Christus nicht auferstanden? Christen, entdeckt wieder Euer Selbstbewußtsein. Das ist nicht Stolz. Geben wir uns einfach so zu erkennen, wie wir sind, also wahrhaftig. Ohne Komplexe, ohne Arroganz. Die Welt braucht uns, um wahrhaft menschlich zu werden. Das Evangelium ist ein Geschenk, das befreit: Wenn wir es für uns behalten, wäre das ein arger Mangel an Liebe und Barmherzigkeit.
Kardinal Godfried Danneels, Erzbischof von Brüssel
Unerwartet viel Anklang
Das waren schon eindrucksvolle Zahlen, die man da gegen Ende der Brüsseler Stadtmission, die unter dem Generalmotto “Kommt und seht" stand, zu hören bekam: Rund 100.000 Menschen dürften in den neun Tagen, an denen die Kirche Brüssels die Tore weit geöffnet hatte, angesprochen worden sein. Immerhin hatten die Pfarren der Stadt und die dort angesiedelten Gemeinschaften rund 700 Veranstaltungen angeboten. Vor allen Kirchen wurden Einladungen zu diversen Angeboten verteilt, alles Gelegenheiten zu vielen Gesprächen, insbesondere auch mit der Kirche Fernstehenden.
Die Veranstalter, die sich zunächst nur recht zögerlich und erst durch die Erfolge der vorhergegangenen Stadtmissionen in Wien, Paris und Lissabon ermutigt auf dieses Wagnis eingelassen hatten, mußten zu guter Letzt feststellen, daß die Teilnahme um 50 Prozent über ihren Erwartungen lag. Allein der vormittags in der riesigen Basilika in Koekelberg stattfindende Kongreß mit Morgenlob, Vortrag, Zeugnissen und Heiliger Messe nahmen 5.000 Menschen (1.500 aus dem aus dem Ausland) teil.
Bei manchen Veranstaltungen reichte nicht einmal der Platz für alle Interessierten. Das traf erfreulicherweise auch auf den von der Gemeinschaft Emmanuel und der Taizé-Bruderschaft geleiteten Gebetsabend zu. 500 Menschen kamen nicht mehr in der Kathedrale (!) hinein und mußten das Geschehen über einen Bildschirm auf dem Vorplatz verfolgen.
Ebenso erfreulich die Feststellung: Auch die Jugend zeigte wieder großes Interesse. Jeden Tag gab es gut besuchte Veranstaltungen vor und in der Kirche St. Catherine, die als Jugendzentrum eingerichtet worden war. Auch dort konnte man erleben: Die Anbetung nimmt immer mehr Platz im Leben der Gläubigen ein. Keine Frage: Brüssel war eine Reise wert.
CG