VISION 20004/2007
« zum Inhalt Portrait

Baggerfahrer als Missionar

Artikel drucken Alois Eder: Ein vom Glauben entfremdeter Bauarbeiter bekehrt sich in Medjugorje (Von Alexa Gaspari)

Als ich Alois Eder in Grein auf seinem Motorrad heranbrausen sehe, bin ich beeindruckt und freue mich auf das Gespräch mit dem blonden, braungebrannten jungen Mann, der fröhlich auf uns zukommt. Ein gemeinsamer Freund hatte uns auf ihn aufmerksam gemacht:

Als Baggerfahrer komme er mit Leuten ins Gespräch, die sonst nie etwas vom Glauben hören. Ihnen erzähle er unkompliziert und begeistert von Jesus. So sei z.B. kürzlich sein Arbeitseinsatz in Tirol fast eine kleine Volksmission gewesen.

Meinen ersten Kontakt mit ihm hatte ich per Telefon: Humorvoll, auf Anhieb sympathisch, locker so mein erster Eindruck. In seiner Wohnung mit Blick auf einen tiefergelegenen Bach und den Eisenbahnviadukt, der ihn überbrückt, setzen wir uns dann zusammen.

Geboren ist Alois 1972 als das zweitjüngste von 6 Geschwistern in Mitterkirchen. “Das liegt zwischen Perg und Grein", erklärt er mir. Die Eltern sind Landwirte. In dieser wunderschönen Gegend mit der Donau vor der Haustür verbringt er seine Jugend: Volks- und Landwirschaftsschule, Lehre als Maurer und Zimmerer. Bis zu seinem zwölften Lebensjahr ist der Sohn sehr gläubiger Eltern eifriger Ministrant. Fast täglich in der Messe vor der Schule ministriert er, geht bei Versehgängen mit, ist bei Begräbnissen eingeteilt.

War das gut so? “Ja, das ist eine große Gnade, wenn man Ministrant war. Denn die fast tägliche Kommunion, die ich bekam, bleibt - auf Dauer gesehen - ja nicht ohne Wirkung," erkennt er im Rückblick. Zunächst aber verliert er mit 15, 16 den Kontakt zur Kirche. Im ersten Lehrjahr übersiedelt er nämlich auf eine Baustelle nach Wien. Durch den neuen Umgang am Bau wird der Glaube für ihn immer bedeutungsloser: “Die Arbeitskollegen - so nett manche auch sind - und die ganze Atmosphäre am Bau sind schon eine harte Bandage. Da gibt es kaum jemand, der vom lieben Gott begeistert ist," faßt er seine Erfahrungen zusammen.

Die neuen Freunde zeigen dem Burschen, wie man das Leben genießt: “Da ging es locker und bunt zu: Alkohol, Partys, natürlich Mädchen, nächtliche Gelage und Zeltfeste. Für die Älteren war es sicher auch lustig, wenn der Lehrbub so richtig eingetunkt wurde und einen Rausch hatte."

Alles ist neu, aufregend und lustig. “Da war es schnell soweit, daß ich nicht mehr in die Kirche gegangen bin. Für mich war jetzt das Neue das richtige, das interessante Leben." Und nach kurzer Überlegung: “Wenn man viel auswärts arbeitet, verliert man die Gemeinschaft und den Halt durch heimische Vereine, die doch auch auffangen."

Bald stellt sich jedoch heraus, daß er den Beruf am Bau nicht ausüben kann: Starke Schmerzen machen sich bemerkbar, zunächst in der Wirbelsäule. Der Grund: Ein Unfall, den er als Dreijähriger hatte. Sein Fuß war dabei - nachdem er vom Traktor gefallen war - von diesem überrollt worden. Eine Wachstumsfuge wurde damals verletzt. Nun ist sein rechtes Bein kürzer. Eine Verkrümmung der Wirbelsäule, eine Knorpelabnützung im Knie, ein Problem mit dem Becken sind die Folgen.

Eine Umschulung und ein Baugerätekurs werden ihm angeboten. Und so wird Alois Baggerfahrer. Sein munteres Leben führt er auch in diesem Job fort. Nicht nur die Wirtshäuser werden ihm immer vertrauter, auch die Mädchenwelt lockt: Die Beziehungen zum weiblichen Geschlecht halten allerdings höchstens jeweils ein Jahr. Alois erinnert sich: “Da gab es eine, die war a recht a brave, etwas häuslicher. Da war ich nicht soviel unterwegs. Aber vom Glaub'n hat's auch nicht viel g'wußt." Und so geht auch diese Beziehung mit der “recht braven" bald in die Brüche.

Seine letzte Freundin: Eine Frau, die gerade in Scheidung vom alkoholkranken Ehemann lebt und zwei Buben - 4 und 7 Jahre - hat. Alois, der nichts von Erziehung versteht, fühlt sich überfordert, die Probleme nehmen mit der Zeit zu, werden für den jungen Mann zu ernst. Bei einem Gottesdienst, an dem er seiner Mutter zuliebe mit der Freundin und den Kindern in Mauthausen - wo sie niemand kennt - teilnimmt, spürt er zum ersten Mal deutlich, daß in seinem Leben gar nichts mehr stimmt. Ja, daß es ihm eigentlich recht schlecht geht.

Zieht er nun die richtige Konsequenz aus der Erkenntnis? Nicht unbedingt: “Ich könnte doch ein viel einfacheres, schöneres Leben führen ohne Verantwortung für eine Frau mit zwei Kindern," geht es ihm durch den Kopf. “Mit Krach und sehr harten Worten habe ich nach einem gemeinsamen Urlaub die Trennung durchgeführt und bin in mein altes Leben zurückgeflüchtet," erinnert er sich mit Bedauern. Daß die Trennung nicht unbedingt die große Erleichterung bringt, merkt er bald: Die Kinder waren ihm doch schon ans Herz gewachsen und gehen ihm nun ab. Soll er es noch einmal versuchen? Diesen Vorschlag lehnt die junge Frau aber ab.

So geht es Alois die ersten Wochen nach der selbst gewollten Trennung sehr schlecht. Auch der Kontakt zu gemeinsamen Freunden reißt ab. “Eine Zeit der tiefen Not. Ich fühlte mich plötzlich in allen Belangen als Versager. Als ich ganz am Boden war, bin ich - wie der verlorene Sohn - zu meiner Mutter, um mich auszuweinen." Ein Büchlein von Dr. Madinger, “Hauskirche", das er von ihr mitnimmt, macht ihm bewußt, welch schwere Fehler er in der Beziehung gemacht hat. Bei einem weiteren Besuch daheim sieht er einen Rundbrief der Kalasantiner herumliegen: die Einladung zu einer Fahrt nach Medjugorje. “,Da fahr' ich mit', habe ich gesagt. Meine Mutter ist bis zur Decke gesprungen und hat gemeint, sie zahlt mir die Reise," erinnert er sich.

29 ist Alois, als sein Leben sich total zu wenden beginnt. Die Reise tritt er noch mit Flinserln im Ohr, den obligaten Zigaretten in der Brusttasche und “total am Sand" an, aber dann: “Vor der Fahrt bekam jeder im Autobus einen Zettel mit Worten der Gospa. Diese sollten wir nicht nur lesen, sondern sie sollten uns in diesen Tagen besonders begleiten. Auf meinem stand: ,Liebe Kinder! Gott läßt jeden Menschen das Gute und das Böse erkennen. Ich fordere euch auf, das Licht zu tragen für die Menschen, die sich in der Dunkelheit befinden'." Für Alois, denke ich, sind diese Worte zum Lebensmotto geworden.

Über seinen Aufenthalt in Medjugorje - wo er mittlerweile schon siebenmal war - erzählt er weiter: “Es war unbeschreiblich. Die Beichte hat mich besonders getroffen. Ich sehe den Priester heute noch, wie er nachher meine Hand genommen, geschüttelt und gesagt hat: ,Endlich hat wieder einer zu Gott zurückgefunden.' Die Freude in seinem Gesicht war unbeschreiblich - und meine auch." Die Anbetung und die Zeugnisse der Burschen vom Cenacolo, die durch Gebet und Gemeinschaft “aus der Gefangenschaft des Bösen befreit worden waren und von ihrer Auferstehung mit einer unglaublichen Ausstrahlung erzählten," haben ihn ungemein berührt.

“Was ich in jenen Tagen in Medjugorje erlebt habe, war der Durchbruch zum wirklichen Licht," faßt er zusammen. In den 15 Jahren davor war er höchstens ein- bis zweimal im Jahr in der Kirche gewesen. Jede Stunde eine lästige Qual. “In Medjugorje aber wollte ich sogar nach drei Stunden nicht hinaus, erlebte unbeschreibliche Gefühle." “Welche ?", frage ich. “Ich habe mich von Jesus und Seiner Mutter geliebt gefühlt."

Nach seiner Rückkehr beginnt sich sein Leben radikal zu verändern. Zunächst, gesteht er, “habe ich zwei Monate viel geweint, alle Worte der Muttergottes aufgenommen. War total betroffen, immer wieder." Sehr bald stellt er fest: Seine Süchte werden ihm sanft und mütterlich eine nach der anderen genommen." Er stellt das Rauchen ein, meidet Wirtshausorgien, schränkt Fernsehen stark ein...Dafür lernt er Gitarrespielen, hofft, bald anderen mit Musik eine Freude machen zu können. “Ich wollte alle Botschaften umsetzen und hatte eine große Sehnsucht nach der Wahrheit. Ich wußte, was die Muttergottes sagt, ist wahr. Man lebt ja vorher - durch all die Süchte, die man hat - nicht in der Wahrheit." Er fängt also sofort mit Rosenkranzbeten, Fasten, regelmäßiger Beichte, Heiliger Messe, Bibellesen an. “Und ich habe alles, was mit Kirche und Glaube zu tun hat, gestürmt."

Daß er auf dem richtigen Weg ist, merkt er daran, “daß ich alles bekommen habe, was ein Mensch zum Glücklichsein braucht", und daß Gott ihm sein früheres oberflächliches Lotterleben vergeben hat. “Ich durfte neu anfangen und alles mit Mut, Zuversicht, Freude und Selbstvertrauen angehen." Und nach kurzem Überlegen: “Ich glaub', ich hab' einen Raketenstart gemacht."

Um nicht ebenso rasch wieder abzustürzen, nimmt er an einer Gebetsgruppe teil. “Die Jüngergemeinschaft der Kalasantiner war mir von Anfang an eine große Stütze. Durch sie bin ich tiefer in den lebendigen Glauben hineingekommen und sie hat mir auch geholfen, dem neu eingeschlagenen Weg treu zu bleiben." Er weiht sich der Muttergottes und schenkt sich “bedingungslos dem Himmelvater. D'rum rennt alles so glatt," erklärt er mit einem Lausbubenlächeln.

Nicht so glatt waren die ersten Bekehrungsversuche bei Freunden. Dabei rennt er sich gehörig die Nase an, erntet Gelächter und Spott. Bald wird ihm klar, daß er viel Geduld brauchen wird. Aber mit der Zeit stellen sich auch missionarische Erfolge ein, zum Beispiel, als er 2002 auf Kur geschickt wird.

Im Kurhotel trifft er mit viel religiösem Material und der Wandermuttergottes bewaffnet ein. Gleich am ersten Tag erkundigt er sich nach einem ruhigen Raum, wo er mit anderen Rosenkranz beten könnte. Dem Kurmanager kann man es gar nicht verübeln, daß er dieses Ansinnen zunächst entschieden - wahrscheinlich erschrocken - ablehnt. Einem Vortrag über Medjugorje stimmt er dann jedoch zu. (“Aha! Die Schockmethode," denke ich). Der Vortrag wird sogar in den Kurnachrichten angekündigt. Alois ist sehr nervös. Betet viel, fastet, geht vor dem Vortrag noch in die Kirche.

Er rechnet mit wenigen Zuhörern. Tatsächlich kommen über 40 Kurgäste. Er beginnt damit, von seiner Bekehrung in Medjugorje zu erzählen ,daß er nun überzeugter Christ sei. Dann spielt er einen Film über die Erscheinungen vor, singt auf der Gitarre. Die Zuhörer, stellt er erstaunt fest, sind interessiert, ja bewegt. Sie bewundern - ebenso wie ich jetzt - seinen Mut, sich vor fremde Menschen hinzustellen, sichtlich ohne im Reden geübt zu sein. Auf Wunsch wird der Vortrag wiederholt. Die Wandermuttergottes findet in den Wochen seines Aufenthaltes immer wieder neue Abnehmer.

Außerdem bekommt er doch noch sein Zimmer zum Rosenkranzbeten. Beim zweiten Treffen versammeln sich schon 12 Mitbeter. Julia, eine Mitbeterin, gibt bei einer späteren Gelegenheit ein sehr bewegendes Zeugnis. Sie, eine gebürtige Chilenin habe einen langen Leidensweg hinter sich: ein Martyrium in der Kindheit, eine Ehe mit Mißhandlungen. Nun ist sie mit drei Kindern allein in Österreich. Als sie zur Kur kommt, hat sie schwere Depressionen, keinen Bezug zum Glauben, kein Vertrauen. Alois sei ihr gleich aufgefallen, wegen seiner besonders vertrauenserweckenden Ausstrahlung. Vielleicht kann er helfen ihre Last zu tragen? Alois tut es gern, hört ihr zu, singt ihr auf der Gitarre vor, lädt sie ein, mit ihm in die Messe zu gehen. Sie möge Gott bitten, ihre schweren seelischen Wunden zu heilen.

Schließlich rafft sie sich auf, mit einem Priester zu sprechen. Er spendet ihr auf Alois' Anraten die Krankensalbung und sie geht zum ersten Mal nach 20 Jahren wieder zur Heiligen Kommunion. Darüber hat sie folgendes geschrieben: “Ich spürte, daß Jesus mich mit Seiner ganzen Liebe überflutete. Es war als würde die ganze Kapelle beben. Als würden Felsen von meinem Herzen abgesprengt werden. Mein Dynamit waren: die Beichte, die Krankensalbung und die Eucharistie. So eine Freude und Erleichterung werde ich wohl nie wieder erleben können."

Im selben Jahr macht Alois eine Umschulung als Bürokaufmann - die Schmerzen waren wieder aufgetreten. Da er den Beruf aber nie ausgeübt hat, meine ich: “Du hast das wohl nur als Missionsterrain gebraucht." “Da könntest du recht haben", lacht er“die ganze Schule war mit Medjugorje-Botschaften vollgehängt. Der Direktor hat schmunzelnd gemeint: “So einen Schüler haben wir noch nie da gehabt."

Alois läßt tatsächlich kaum eine Gelegenheit aus, um anderen von seiner Freude, Christ zu sein, zu erzählen: Weihnachten 2003 fragt er beispielsweise im Obdachlosenheim an, ob er mit der Wandermutergottes kommen und für die Menschen dort religiöse und Weihnachtslieder singen dürfe. Er darf. Allerdings: “Vor der Tür des Heims hat mich der Mut verlassen. Das ganze Lokal war voll, zum Teil mit stark alkoholisierten Männern. Ich war sicher: die werden mich rauswerfen. Also habe ich schnell einen Freund angerufen: ob er mitkommen würde? Er war von der Idee begeistert."

Die Heiminsassen haben die beiden dann natürlich nicht hinausgeworfen, sondern zum Teil mitgesungen. Einige waren sehr bewegt. “Die Leute haben sich nachher herzlich bedankt und uns sehr lieb eingeladen, bald wiederzukommen, um wieder zu spielen."

In vieler Hinsicht ändert Alois auch einst verfestigte Ansichten, z.B. über voreheliche Beziehungen. Wie es dazu kam? Ausgangspunkt war eine Reise nach Banja Luka zu einem Papsttreffen. Große Begeisterung, als er Papst Johannes Paul II. zum erstenmal aus der Nähe sieht: “Einfach gewaltig. Bei der Privataudienz, bei der mein Freund und ich dabeisein konnten, ist der Papst zwei Meter neben mir mit dem Rollstuhl vorbeigefahren. Auch einen Rosenkranz des Papstes haben wir bekommen." (Kein Wunder, daß er nach dessen Tod einen ganzen Rosenkranz an seinem Grab in Rom gebetet hat.) Bei diesem Treffen lernt Alois ein sehr liebes Mädchen kennen.

Sie kommen ins Gespräch, reden über Gott und die Welt und er ist von ihr und ihren Einsichten tief beeindruckt: Mit 14 hatte sie P. Daniel Ange, einen französischen Missionar, kennengelernt. Seit Jahrzehnten versteht dieser es, jungen Leuten glaubhaft den gegenseitigen Respekt und die Keuschheit als Weg zu tieferer Liebe verständlich zu machen, einer Liebe in Schönheit, Wahrheit - und völliger Freiheit. Und dem Mädchen, das nun Alois' Interesse erweckt hatte, gelingt es, auch ihm diese Sicht der Sexualität begreiflich zu machen: “Für mich war das ganz wichtig. Zum erstenmal habe ich eine Beziehung gelebt, die ganz auf Reinheit und Freundschaft ausgerichtet war, eine starke Erfahrung, auch eine Erfahrung der Freiheit. Heute wissen leider die wenigsten jungen Leute, wie wichtig und schön Keuschheit sein kann. Leicht ist das natürlich nicht, aber die Standfestigkeit zu leben, ist super."

Diese Erfahrung war wohl auch der Grund dafür, daß er sich für die Verbreitung des Teen-Star Programms, das Jugendlichen einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Sexualität vermitteln will, zur Verfügung stellt (VISION 1/07).

Alois spricht unumwunden davon, daß er gerne heiraten und eine Familie gründen möchte - “doch nur, wenn es dem Herrn recht ist", wie er mit seinem sympathischen Lächeln erklärt: “Okay, ich versteife mich jetzt nicht auf's Heiraten. Wenn Er mich ins Kloster schickt, dann werd' ich einfach marschieren. Aber ich laß mich überraschen. Die Berufung ist immer wieder meine große Frage." Einstweilen jedenfalls bleibt er offen für Gottes Überraschungen und hat eine Ausbildung an der Religionspädagogischen Akademie begonnen. Vielleicht wird er eines Tages Religionslehrer, um Kindern den Glauben näherzubringen. Ich bin sicher, daß ihm da sein Humor, seine lebhafte, offene Art und seine überzeugende Sprache sehr helfen werden.

Noch eine nette Episode bekomme ich zu hören: Beim Weltjugendtreffen in Köln kann Alois bei der Ansprache des Papstes auf dem Schiff nicht direkt dabei sein. Er und seine Freunde wollen aber die Worte des Papstes im Fernsehen hören. “Ich kenn' mich mit Wirtshäusern aus, da gibt es doch überall einen Fernseher," sagt er. Nicht so in Köln. Das einzige Lokal weit und breit, das einen Fernseher besitzt, ist ausgerechnet eine Spielhölle. Also wird vor dem Eingang gebetet und dann hinein. Alois' fröhlicher missionarischer Eifer läßt ihn auch hier nicht im Stich. Gemeinsam mit den Freunden verwickeln sie die Anwesenden in lockere, aber doch tiefgehende Gespräche. Und so werden sie nach einigen Stunden - gut bewirtet - von der sichtlich bewegten Bardame nur ungern entlassen.

Ähnliches Erlebnis in einem Tippydorf am Attersee, wo Alois auf dem Weg nach Italien (Schio und Padua) mit seinem Motorrad übernachtet hat: Eine Gruppe junger Leute, die an einem Lagerfeuer sitzt, interessiert sich für seine Reisepläne. Bereitwillig erzählt er von den religiösen Zielen seiner Reise. Dann zieht er den MP3-Player, der ihn immer begleitet, mit den Boxen heraus und spielt der Versammlung christliche Lieder vor. Bis zwei Uhr Früh erzählt und diskutiert er, beantwortet Fragen oder hört einfach zu. Das Interesse wächst und manche erzählen aus ihrem eigenen Leben. Diese Gruppe schließt er immer wieder in seine Gebete ein.

Diese einsame Italienreise hätte eigentlich eine größere Motorradwallfahrt werden sollen. Die Idee kam ihm bei einer Frühmesse in Grein. Motorradlärm während der Wandlung - bei zwei Messen davor war es genauso gewesen - geben ihm den Gedanken einer Wallfahrt mit Motorrädern ein. Heuer versucht er es wieder mit einem motorradbegeisterten Priester. Fünf Anmeldungen gibt es derzeit (siehe S. 32). Alois hofft, daß es noch mehr werden. Wer hat Lust?

Humor hat er auch in folgender Geschichte bewiesen. Nach Exerzitien bei Father James Manjakal, die ihn sehr begeistert hatten, möchte er dem indischen Priester Dank sagen: “Um neun Uhr bin ich zu P. James gegangen, um mich zu bedanken. Ich wollte ihm auch etwas schenken. Am Tag davor hatte ich mir Boxershorts gekauft, ohne allerdings auf die Größe zu achten: XXL stand dann drauf. Da ich nichts anderes hatte, bin ich auf ihn zugegangen und habe gesagt:,I have a Gift for you', und habe ihm die bunte, übergroße Boxershort hingehalten. Ich glaub' er hat noch nie so dumm d'rein g'schaut," erzählt er lachend. Jedenfalls nimmt P. James das Geschenk mit einem Schmunzeln an.

“Was ist denn das Besondere an Alois," fragt mich mein Mann? Daß er sich ohne großes Bedenken verschenken kann; daß er die Menschen einfach mag, nicht nur heute oder morgen; daß er tolle Dinge organisiert: etwa Motorrad- oder Taxiwallfahrten für Rollstuhlfahrer mit Multipler Sklerose; daß er bemüht ist, seinen Glauben lebendig zu erhalten und ihn konsequent vertieft.

Vor allem aber, die fröhliche, natürliche, selbstverständliche Art, über seinen Glauben zu sprechen. Man nimmt ihm das ab, weil es nicht aufgesetzt wirkt. So macht er den Glauben an Jesus für andere attraktiv und nachahmenswert.

Alois Eder lädt alle, die in der Nähe wohnen, zur Anbetung nach Grein ein. Sie findet jeden ersten Samstag im Monat um 20 Uhr im Antoniushaus statt. Nachher gibt es eine Agape.

© 1999-2024 Vision2000 | Sitz: Hohe Wand-Straße 28/6, 2344 Maria Enzersdorf, Österreich | Mail: vision2000@aon.at | Tel: +43 (0) 1 586 94 11