VISION 20004/2007
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Der hl. Antonius

Artikel drucken Botschaft an uns (Von Andreas Laska)

Kaum ein Heiliger ist so tief in der Volksfrömmigkeit verankert wie Antonius von Padua. Antonius-Opferstöcke und Darstellungen des Heiligen finden sich in unzähligen Kirchen. Und welcher Gläubige dächte nicht spontan an den Heiligen, wenn er etwas verloren hat? Doch wer war Antonius wirklich? Was hat sein Leben geprägt? Sein Gedenktag am 13. Juni bietet einen willkommenen Anlaß, sich näher mit dem beliebten Heiligen zu befassen.

Antonius hieß eigentlich gar nicht Antonius - und aus Padua stammt er auch nicht. Er wurde vielmehr im Jahr 1195 als Sohn der Ritters Martin Alfonsi in Lissabon geboren und auf den Namen Fernando getauft. Nach einer ersten Ausbildung an der Kathedralschule seiner Heimatstadt trat er mit 15 Jahren in das Augustinerchorherren-Kloster San Vicente in Lissabon ein. Zwei Jahre später wechselte er von dort nach Coimbra, ins Kloster Santa Cruz.

So sehr er vom geistigen Leben in der berühmten Universitätsstadt fasziniert war - das Leben als Kanoniker stellte ihn nicht zufrieden. Zu weltlich, zu wenig monastisch schien ihm die Klerikergemeinschaft. Umso mehr fühlte sich der junge Fernando vom neuen Bettelorden der Minderbrüder angezogen, der 1217 nahe Coimbra ein Heiligtum bezogen hatte.

Als dann 1220 die ersten Märtyrer des Ordens - sie hatten in Marokko den Sarazenen das Evangelium verkündet und waren dabei dem Sultan in die Quere gekommen - feierlich in Coimbra bestattet werden, steht Fernandos Entschluß fest. Er tritt in den Franziskanerorden ein und nimmt den Namen des Wüstenvaters Antonius an.

Dem Beispiel der fünf Märtyrer folgend, läßt er sich sodann ebenfalls für die Sarazenen-Mission einteilen und reist gemeinsam mit einem weiteren Bruder nach Marokko ab. Doch kaum in Nordafrika angekommen, wird Antonius krank. Mehrere Monate versucht er dem Fieber zu trotzen, doch seine körperliche Konstitution ist für das maghrebinische Klima nicht gemacht. Schließlich muß sich der junge Mönch dem Willen des Ordens beugen und die Rückreise nach Portugal antreten.

Auf dieser Reise aber geschieht das Entscheidende: Das Schiff gerät in einen Sturm, kommt vom Kurs ab und landet schlußendlich in Sizilien. Bei den Franziskanern in Messina erfahren Antonius und sein Begleiter, daß der Ordensgründer für Pfingsten in Assisi ein Kapitel einberufen hat. Der Gedanke, Franziskus selbst zu treffen, läßt Antonius schnell gesunden - und auch den rund 800 Kilometer langen Fußmarsch unbeschadet überstehen.

Beim Kapitel aber fällt Antonius nicht weiter auf. Erst nach Abschluß der Versammlung vertraut er sich einem Mitbruder an, der ihn schließlich nach Oberitalien, in die Romagna mitnimmt. In einem einsamen Bergkloster nahe Forlì lernt Antonius erstmals das Leben in einer franziskanischen Gemeinschaft kennen. Im Sommer 1222 wird Antonius dann zum Priester geweiht - oder war das vielleicht schon viel früher, bei den Augustinern in Coimbra geschehen?

Klären läßt sich diese Frage heute nicht mehr. Dennoch: Jene Priesterweihe ist ein weiterer Scheidepunkt im Leben des jungen Mönches. Bei den anschließenden Feierlichkeiten improvisiert er nämlich eine Tischrede - und offenbart dabei ein bisher unbekanntes Redetalent. Der junge Orden will sich dieses natürlich zunutze machen: Nur wenige Wochen nach jener Tischrede ernennt ihn ein Provinzkapitel offiziell zum Prediger.

Aus Südfrankreich war damals die Häresie der Katharer oder Albigenser nach Norditalien herübergeschwappt, deren radikale Ablehnung alles Weltlichen Staat und Kirche existentiell bedrohten. Gegen diese Irrlehre soll Antonius das Evangelium und die Lehre der Kirche verkünden.

Der junge Mann macht sich sofort mit Eifer ans Werk. Zunächst in Oberitalien, dann in Südfrankreich und schließlich abermals in Oberitalien wird Antonius als “Hammer der Ketzer" bekannt, dem es allein durch die Gewalt des Wortes gelingt, zahllose Menschen auf den Weg des rechten Glaubens zurückzuführen.

Auch einige Wunder sollen sich dabei zugetragen haben: So stieß Antonius in Rimini zunächst auf taube Ohren. Erst als die Fische die Köpfe aus dem Meer reckten und gebannt dem Prediger zuhörten, ließen sich auch die Menschen überzeugen. Ein andermal ging ein Esel vor einer gewandelten Hostie in die Knie - und brachte so einen besonders hartnäckigen Anhänger der Katharer zum Glauben zurück.

Das Predigttalent des portugiesischen Paters kommt schließlich auch dem Ordensvater selbst zu Ohren. In einem Brief, der wohl 1224 geschrieben wurde, macht er ihn ersten theologischen Lehrer des jungen Franziskanerordens - eine nur wenig bekannte Tatsache. Als solcher reist Antonius 1228 auch zum Papst, der ebenfalls begeistert vom Predigttalent des Mönches ist.

Die Jahre als Wanderprediger aber haben Antonius' ohnehin stets labiler Gesundheit stark zugesetzt. In Padua versucht er 1230 ein wenig wieder zu Kräften zu kommen. Doch eine echte Ruhepause gönnt sich Antonius nicht. Er arbeitet vielmehr fieberhaft an einer Sammlung von Festtagspredigten.

Zu Beginn der Fastenzeit 1231 schließlich hält es Antonius im Kloster nicht mehr aus. Er zieht durch die Kirchen der Stadt, wo er Tag für Tag Buße und Umkehr predigt. Bald schon werden die Gotteshäuser zu klein, um die Gläubigen aufzunehmen, die zu diesen Predigten kommen. Antonius muß auf die öffentlichen Plätze ausweichen. Seiner Gesundheit freilich gibt dieser Predigtmarathon den Todesstoß. Am 13. Juni 1231 stirbt der erst 36jährige in einem Kloster nahe Padua. Nur knapp ein Jahr später, am 30. Mai 1232 erfolgt die Heiligsprechung durch Papst Gregor IX.

Die Verehrung des Antonius setzt schon unmittelbar nach seinem Tod ein - dafür sorgt allein schon die Beliebtheit, die der große Prediger bei der Bevölkerung genossen hat. Schnell wurde sein Bild verzärtelt und verniedlicht, nicht selten auch verkitscht. Der “Hammer der Ketzer" wird zum liebenswürdigen Volksheiligen. Umso mehr lohnt es, die Predigtsammlungen zu lesen, die Antonius hinterlassen hat und die sein eigentliches Vermächtnis sind. Dafür ernannte ihn Papst Pius XII. 1946 zum Kirchenlehrer.

Literaturhinweis: Antonius von Padua begegnen. Von Justin Lang, Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2007, 128 Seiten, Euro 12,30. ISBN 978-3-936484-94-6

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