VISION 20004/2007
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Plädoyer für die Reinheit

Artikel drucken Aufruf zur entschiedenen Abkehr von der immer unerträglicheren Sexualisierung (Von Gabriele Kuby)

Die sexuelle Revolution, die sich seit langem vollzieht, greift den Kern des Menschen an. Sie wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus: auf die Frage, wer der Mensch ist, auf seine Beziehung zu Gott, zum Nächsten, auf die Zukunft von Familie...

Johannes Paul II., der den Terror der “Ideologien des Bösen" im 20. Jahrhundert am eigenen Leib erlebt hat, schreibt in seinem letzten Buch Erinnerung und Identität über Abtreibung und die Homosexualisierungspolitik der EU: “Es ist zulässig und sogar geboten, sich zu fragen, ob nicht hier - vielleicht heimtückischer und verhohlener - wieder eine neue Ideologie des Bösen am Werk ist, die versucht, gegen den Menschen und gegen die Familie sogar die Menschenrechte auszunutzen."

Die Gender-Revolution hat sich auf Samtpfoten hinter dem Rücken der Öffentlichkeit von der EU über die staatlichen Institutionen, die Universitäten und Ausbildungseinrichtungen bis an die Basis der Schulen und Kindergärten eingeschlichen.

Wer jetzt erschrocken aufwacht und Widerstand leistet, muß mit Diffamierung, Ausgrenzung, Mobbing, in manchen Ländern mit Strafverfolgung rechnen. Die Verblendung ist so massiv, daß selbst die Opfer der heutigen “Ideologie des Bösen" den Schleier nicht zerreißen: 50 Millionen Abtreibungen pro Jahr weltweit, Familienzusammenbruch mit ungeheuren Folgeschäden, Aids-Pandemie, Geburtenschwund, Vergreisung.

Der verantwortungsvolle Umgang mit der Sexualität, der der Würde des Menschen als Einheit von Leib und Geist gerecht wird, könnte - wenn er zur gesellschaftlichen Norm würde - von der Kultur des Todes zur Kultur des Lebens zurückführen. Die Abtreibungen würden auf einen Bruchteil sinken; Aids hätte keine Chance; Homosexuelle, Lesben, Bi- und Transsexuelle würden ihren Neigungen im Privaten nachgehen; das Fundament der Familie würde gelegt; die Bereitschaft, in verläßlicher Bindung Kinder zu bekommen, würde steigen. Ist es nicht erstaunlich, wieviel die Menschen zu opfern bereit sind, um ihren Sexualtrieb ungehemmt ausleben zu können?

Der Sinn der Sexualität ist Liebe und Fortpflanzung, ihre treibende Kraft die Lust. Wenn aber die Lust zum Ziel der Sexualität wird, bleiben Liebe und Fortpflanzung auf der Strecke. Eine Gesellschaft, die aufhört, Gott als Schöpfer anzubeten, betet die menschliche Schöpferkraft an und macht sie zum falschen Gott. Falsche Götter lieben den Menschen nicht, sie zerstören ihn.

Der Kampf ist nicht neu. Es zieht sich durch die ganze Bibel. Die falschen Götter der Sexualität heißen Baal und Aschera, sie wurden von den heidnischen Völkern angebetet, in deren Mitte sich das auserwählte Volk zu behaupten hatte. Immer wieder gerieten die Israeliten in Versuchung und auf Abwege, dienten den Baalen und erzürnten Gott.

Der Prophet Elija zwang sein wankelmütiges Volk zur Entscheidung. Ganz Israel versammelte er zum göttlichen Showdown auf dem Berg Karmel, auch die 450 Propheten des Baal und die 400 Propheten der Aschera. “Ich allein bin als Prophet des Herrn übriggeblieben; die Propheten des Baal aber sind vierhundertfünfzig." (1Kön 18,22) Er setzt alles auf eine Karte, auf den Glauben, daß der lebendige Gott Seine Macht für jedermann sichtbar kundtun wird. Dafür wirft er sein Leben in die Wagschale.

Er macht dem Volk einen Vorschlag: Die Baal-Priester sollen ihrem Gott einen Opferstier darbringen und Elija dem seinen. Beide dürfen das Opferfeuer nicht selbst entzünden, sondern müssen Feuer vom Himmel erflehen. “Der Gott, der mit Feuer antwortet, ist der wahre Gott. Da rief das Volk: der Vorschlag ist gut." (1 Kön 18,24)

Die Baal-Priester schreien, tanzen, ritzen sich wund, bis das Blut an ihnen herabfließt, verfallen in Raserei, aber ihr Gott schweigt. Elija verspottet sie: “Er könnte beschäftigt sein, könnte beiseite gegangen oder verreist sein. Vielleicht schläft er und wacht dann auf." (1 Kön, 18,27)

Elias baut den Altar Jahwes wieder auf, legt den Stier auf das Holz, läßt dreimal Wasser darüber gießen, tritt zum Altar und betet: “Erhöre mich, Herr, erhöre mich! Dieses Volk soll erkennen, daß du, Herr, der wahre Gott bist und daß du sein Herz zur Umkehr wendest. Da kam das Feuer des Herrn herab und verzehrte das Brandopfer, das Holz, die Steine und die Erde. Auch das Wasser im Graben leckte es auf. Das ganze Volk sah es, warf sich auf das Angesicht nieder und rief: Jahwe ist Gott, Jahwe ist Gott!" Das war - für eine Weile - das Ende der Baal-Priester. “Elija ließ sie zum Bach Kischon hinabführen und dort töten." (1 Kön 18,37-40)

Am Drama der Beziehung zwischen Gott und den Menschen hat sich über die Jahrtausende nicht viel geändert. Auch wir vergessen Gott zusehends und beten stattdessen die Sexualität an. Es scheint geradezu lächerlich realitätsfern, auf die Umkehr der Menschen zu setzen. Wenn wir Umkehr nicht für möglich halten, dann hat die Gender-Ideologie in unserem Bewußtsein gesiegt.

Das einzige Land, das die Aids-Rate erheblich senken konnte, ist Uganda, und zwar nicht in erster Linie durch Kondome, die nirgendwo einen Umschwung herbeiführen, sondern durch Abstinenzprogramme. In den USA gibt es eine starke Abstinenz-bis-zur-Ehe-Bewegung, die von der Regierung mit 800 Millionen Dollar gefördert wird und Veränderungen im Sexualverhalten der Jugend bewirkt. Warum sollte es unmöglich sein, daß eine solche Bewegung auch in unserem Land entsteht und von einer zukunftsmutigen Regierung gefördert wird?

In der sexualisierten Gesellschaft, in der wir leben, hat sich die Meinung verbreitet, der Sexualtrieb wäre unbeherrschbar, es wäre ausgeschlossen, von jungen Menschen zu verlangen, mit der Sexualität bis zur Ehe zu warten, es wäre gegen die Natur des Menschen und so unmöglich, als wollte man einen Fluß zwingen, aufwärts zu fließen. Der Mensch ist kein Tier: Er ist mit Willensfreiheit ausgestattet und kann mit seiner Freiheit verantwortlich umgehen, insbesondere so, daß seine Entscheidungen hingebungsvolle Liebe ermöglichen.

Ein Haus zu bauen, dauert länger, als es abzubrennen. Die jüdisch/christliche Sexualethik zur kulturprägenden Kraft zu machen, war ein Werk von mehreren Jahrtausenden, sie einzureißen ein Werk von ein paar Jahrzehnten. Einen Kulturkampf gab es nicht.

Jetzt müssen wir erkennen: Dem Kampf gegen die Gender-Revolution können wir als Christen nicht ausweichen, wenn wir wollen, daß wir und unsere Kinder in einer christlichen Kultur leben. Die Sexualmoral hat Christen schon immer von den Heiden unterschieden, und schon immer waren sie genau deswegen den Heiden ein Dorn im Fleisch. Sie wurden verfolgt bis in den Tod und hatten dennoch die Kraft, die Kultur ganzer Erdteile zu prägen. (...)

Der Weg der Reinheit ist ein heroisches Unternehmen in unserer Zeit. Sie ist eine politische Tat, die die Kultur des Lebens aufbaut, weil sie das Fundament ist, auf dem eine Familie gegründet und gelebt werden kann. J. D. Unwin schreibt: “Die Einführung partieller sexueller Enthaltsamkeit in eine Gesellschaft, die an sexuelle Freiheit gewöhnt ist, ist die wichtigste und die schmerzhafteste aller sozialen Revolutionen."

Christen müssen sich nicht rechtfertigen, wenn sie der Sexualmoral der Kirche treu sind. Im Gegenteil! Sie gehen den Höhenweg der Liebe, gehen ihn erhobenen Hauptes und geben jedem Auskunft, der nach dem Grund des gelingenden Lebens fragt. Die Reinheit verleiht dem Christsein die Schönheit und die Freude, die nach außen strahlen. In dem Maß, in dem sie einzelne oder eine Gemeinschaft leben, haben sie Integrität und Kraft. Reinheit glänzt, und Glanz zieht an.

Näheres: Die Gender-Revolution. Von Gabriele Kuby, fe-Medienverlag, D-88353 Kisslegg, Tel: 0049(0)7563 92006, Euro 9,95

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