Der Autor des folgenden Beitrags hat die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. auf vielen Reisen begleitet und er hat erlebt, wie sehr die Begegnungen mit den Petrusnachfolgern den Glauben der Völker stärkt.
Bei Papstbesuchen in Osteuropa durfte ich viele bewegende Zeugnisse von Menschen erleben, die 48 Stunden Anreise und stundenlanges Stehen bei Regen oder Hitze in Kauf nahmen, um den Nachfolger des hl. Petrus zu erleben. Wo Petrus ist, da versammelt sich die Kirche, da geht es nicht um zweitrangige Diskussionen, einseitige Erwartungen, um Kränkungen oder andere Nebensächlichkeiten. Wer mit Petrus feiert, feiert mit der Kirche, und blickt auf Christus, der im Mittelpunkt des Feierns stehen soll.
Wo auch immer Papst Benedikt XVI. auftritt, schlägt ihm eine Welle der Liebe und Begeisterung entgegen. Diese Erfahrung durfte ich auch auf seiner bisher letzten Auslandsreise nach Brasilien heuer im Mai machen. “Papa Bento wir lieben dich!"-Sprechchöre begleiteten ihn auf allen seinen Stationen, von Sao Paolo bis nach Aperecida.
Wirkte Papst Benedikt kurz nach seiner Wahl bei öffentlichen Auftritten noch etwas schüchtern, so sah man in Brasilien einen stets lächelnden, unglaublich charmanten, liebenswürdigen Petrusnachfolger. Obwohl seine Botschaft anspruchsvoll, eindringlich, manchmal fordernd ist, wie bei einer Begegnung mit Jugendlichen in Assisi heuer im Juni, scheinen die Jugendlichen echte Liebe für ihn zu empfinden.
Die Menschen kommen, um ihn zu hören. Seit seinem Amtsantritt hat sich die Zahl der Pilger zu seinen Mittwoch-Katechesen in Rom fast verdreifacht. Seine Bücher sind Bestseller, das “Jesus-Buch" hatte schon kurz nach dem Erscheinen Millionenauflagen. In Deutschland spricht man seit seiner Wahl zum Papst von einem bisher nie gekannten Interesse an Fragen des Glaubens. Sie bestimmen sogar die Schlagzeilen von Magazinen und die Themen der Talkshows.
Der Besuch in seiner Heimat Bayern, im Herbst 2006, war für die Kirche in unserem Nachbarland eine einwöchige Wanderkatechese, der sich kaum jemand entziehen konnte. Im Gegensatz zu Deutschland ist hierzulande hingegen noch kein Papstboom zu verzeichnen. Auch das Interesse an den Veranstaltungen mit Benedikt XVI. im September, ist noch verhalten. Bisweilen hat man den Eindruck, in Österreichs Kirche würden vorrangig noch immer die Themen der 70er und 80er Jahre diskutiert. Da wäre der Besuch des Papstes eine enorme Chance für unsere Kirche, nach Jahren der Polarisierungen und einer gewissen Lethargie wieder neu aufzubrechen.
Papst Benedikt verkündet nicht das Bild einer Kirche von gestern, der es vor allem um Strukturprobleme geht. Er ist zwar ein Mann mit Tradition, aber mit einer klaren Vision für die Zukunft. Daß diese Visionen besonders von jungen Menschen geteilt werden, zeigt das Bild bei allen bisherigen Begegnungen mit dem Papst. Die Jugendlichen haben kein großes Interesse an politischen Diskussionen, sondern an der authentischen Verkündigung des Wortes Gottes. Papst Benedikt ist so ein authentischer Zeuge des Evangeliums.
Benedikt ist ein Geschenk für unsere Kirche, der Papstbesuch eine große Chance für die Erneuerung unseres Landes. Wenn Benedikt XVI. im September kommt, dann sollte niemand zuhause bleiben, dem die Erneuerung der Kirche Österreichs ein Anliegen ist. Papst Benedikt XVI. wird während dieser Tage zur “Magna, Mater Austriae" nach Mariazell pilgern, um getreu dem Motto des Besuches mit Maria auf Christus schauen.
Bei seinem Mariazellbesuch 2004 zeigte sich Kardinal Ratzinger tief beeindruckt von diesem Gnadenort. Von Mariazell aus sprach er die Bitte aus, daß die Gottesmutter Europa helfe, ihre Seele wieder zu finden. Mariazell hat auch heute eine große Bedeutung für die Länder Mittel und Osteuropas. So gilt dieser Besuch nicht nur unserem Land, sondern allen Ländern dieses geschichtlichen Raumes.
Papst Benedikt wird von Österreich aus eine Botschaft an ganz Europa richten. Er wird dafür beten, daß Österreich, dieses geographische Herz im Zentrum Europas, sich neu an Christus ausrichte, um ein starkes, schlagendes Herz für alle Länder Europas zu werden. Er wird um die Heilung der Wunden bitten, die zwischen den Völkern und Nationen, aber auch in so vielen Herzen von Menschen geschlagen wurden.
Noch nie gab es einen Papst, der Österreich so nahe war wie Benedikt XVI. Über dem dreitägigen Pastoralbesuch in Österreich müßte eigentlich die Bezeichnung “Heimatreise" stehen. Denn es gibt neben seiner Heimat Bayern kein Land, das Benedikt so vertraut ist wie Österreich.
Joseph Ratzinger wurde nämlich in Marktl am Inn geboren, nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt und seine Familie übersiedelte später in die Kleinstadt Tittmoning an der Salzach, die durch eine Brücke mit Österreich verbunden ist. Bei einer Ansprache an die oberösterreichischen Pilger anläßlich der Christbaumübergabe 2005 erzählte Papst Benedikt davon, daß er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern oft über die Brücke nach Österreich ging: “Dann waren wir in Österreich und haben uns gefreut, daß wir in dieses Land gehen durften, das uns so nahe ist, mit dem wir uns in einer tiefen inneren geschichtlichen Einheit und Einheit des Herzens fühlten, so daß ich schon damals das Gefühl hatte: Dies ist keine Grenze, sondern eine Verbindung."
Bis zu seiner Wahl zum Papst besuchte Kardinal Ratzinger jedes Jahr Österreich, sei es aufgrund seiner regen Tätigkeit als Theologe, noch mehr aber, um hier Urlaub zu machen. Bad Hofgastein war über Jahrzehnte hinweg eines seiner beliebtesten Urlaubsdomizile. Urlaube führten ihn oftmals auch nach Linz. Es gibt kaum ein Kloster in Oberösterreich, das unser heutiger Papst nicht schon besucht hat.
Millionen Menschen weltweit würden alles geben, um den Papst zu sehen. Viele Länder Afrikas, Lateinamerikas oder Asiens würden sich einen Papstbesuch wünschen. Nützen wir diese große Chance, die sich mit diesem Besuch für Österreich bieten, und bitten wir schon jetzt für eine Erneuerung dieses von ihm so geliebten Landes.
Christoph Hurnaus
Siehe auch: Papst Benedikt XVI. und Österreich. Von Christoph Hurnaus, Medienverlag Christoph Hurnaus, Linz 2007, Kunstbildband, 120 Seiten, 18,50 Euro.
Diese und andere Bücher können bezogen werden bei: Christoph Hurnaus, Waltherstr. 21, 4020 Linz, Tel/Fax: 0732 788 117; Email: hurnaus@aon.at