Besorgt zu sein, ist ganz normal: Wer mitbekommt, was in der Welt los ist, kann nicht unberührt bleiben. Dazu kommt die Mühsal des Alltags. Die modernen Medien bieten wunderbare Möglichkeiten, miteinander in Kontakt zu treten. Sie sind aber auch ein Vehikel, um uns mit schlechten Nachrichten – wahren und falschen – zu versorgen. So erzeugen sie ein Klima der Angst, das sich mit dem Tempo von Internet und Telefon ausbreitet.
Da behauptet irgendjemand irgendetwas: Je schlimmer – umso besser kommt es an. Wenn man dann noch durch Alter, Krankheit oder Erschöpfung angeschlagen ist, kann es schon leicht vorkommen, dass einen die Angst überkommt.
Beunruhigt zu sein, ist jedoch kein Zeichen von mangelndem Glauben. Man kann durchaus erschrecken und doch sein ganzes Vertrauen auf Gott setzen. Denn der Glaube ist kein magisches Heilmittel, kein wundersamer Angstlöser: Er beseitigt keines unserer Gefühle und enthebt uns nicht der Notwendigkeit, bei krankhaften Ängsten auf ärztliche Hilfe zurückzugreifen.
Der wahre Mut ignoriert die Angst nicht etwa, sondern überwindet sie. Und der wahre Glaube besteht darin, sich gerade inmitten wildester Stürme an Gott zu klammern: „Herr, ich weiß, Du liebst mich und wachst über mich, selbst wenn alles auf das Gegenteil hindeutet. Ich höre jetzt nicht auf meine Ängste. Ich will nur auf Dich hören.“ (…)
Wenn wir auf Jesus hören, kann uns die Angst nichs anhaben. Wer in Ihm bleibt, dem schadet nichts. Dieses Gottvertrauen verdrängt die Realität keineswegs. Mit dem Aufruf, den Mut nicht zu verlieren, übersieht Jesus keineswegs die Schwierigkeiten. Er fordert uns nicht auf, uns über die Prüfungen erhaben zu fühlen, vor ihnen davonzulaufen und uns in eine weltfremde Spiritualität zu flüchten. Er will vielmehr, dass wir uns dem Alltag stellen, allerdings ohne uns vor dem Morgen zu fürchten.
Das einzige Kreuz, das uns aufgetragen ist zu schultern, ist das des jeweiligen Augenblicks. Wie oft aber laden wir uns eingebildete Kreuze auf, viel schwerer als die aktuellen Herausforderungen! Wir verschleißen unsere Kraft zu hoffen, indem wir uns vor Übeln fürchten, die nicht existieren: Vielleicht treten sie ein, derzeit jedenfalls wissen wir es jedoch nicht. Es bringt gar nichts, sich vor möglichen Gefahren zu fürchten. „Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine Zeitspanne verlängern?“ ( Mt 6,27)
Auszug aus Famille Chrétienne v. 3.11.02