VISION 20002/2015
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„Ihr Volk braucht keine andere Religion, es braucht Jesus“

Artikel drucken Auf Mission in Kambodscha (Todd Burke)

Er war mit der Absicht nach Kambodscha gekommen, dort eine Mission aufzubauen, hatte aber nur ein Kurzzeit-Visum erhalten. Gegen jede realistische Hoffnung versuchte er nun, im Büro eines hohen Beamten eine Verlängerung zu erreichen. Auszug aus dem Buch: Anointed for Burial.
Diesem Visum zufolge bleibt Ihnen nur noch ein Tag hier im Land.“ Noch bevor mir der Dolmetsch die Worte aus dem Kambodschanischen ins Englische übersetzt hatte, spürte ich die große Spannung, die knisternd in der Luft lag, und das Misstrauen des Beamten, während er die Seiten meines Rei­sepasses durch seine Finger gleiten ließ. Er hob den Blick, seine Augen verengten sich, als er mich betrachtete. Sein forschender Blick erfüllte mich mit Unbehagen.
Das geschmackvolle Ambiente vermittelte mir den Eindruck: Mit Herrn Dy Bellong hatte ich es mit einem bedeutenden Mann zu tun. Meine Nervosität wäre wohl noch viel größer gewesen, hätte ich gewusst, dass ich im Büro des Außenministers von Präsident Lon Nol stand.
„Sie haben recht, Mr. Dy Bellong,“ gab ich via Dolmetsch zur Antwort, „das ist ja der Grund, warum ich mich an Sie gewandt habe. Ich habe viele Freunde im Volk der Khmer, und daher war es mir ein Anliegen, im Land zu bleiben.“ Mir war klar, dass ich Kambodscha am folgenden Tag verlassen müsste, wenn nicht ein Wunder geschah.
Als ich in Dy Bellongs Büro eintrat, hatte ich einem seiner Mitarbeiter meine Visitenkarte gegeben. Mein Name hatte sofort ihr Misstrauen erweckt. Irgendwie hatte ein Gerücht die Runde gemacht, ich sei aus Thailand ausgewiesen worden.
„Ich war noch nie in Thailand,“ hatte ich ihnen versichert und ihnen meinen Pass gegeben, wissend, dass sie darin keinen Einreisevermerk nach Thailand finden würden. So kam es, dass sie feststellten, dass mein Visum nur noch für einen Tag reichte.
Mr. Dy Bellong legte meinen Pass auf den Schreibtisch, während ich in aller Kürze den Grund für mein Kommen erklärte. Da ich nichts mehr zu verlieren hatte, fragte ich gerade heraus: „Wie kommen wir zu einer Genehmigung für die Benützung des Olympiastadions?“ Meine Frage schien ihn zu erstaunen. Ich erklärte ihm, dass wir es für ein öffentliches Konzert einer Musikgruppe aus den USA brauchten, um dem Volk der Khmer die Botschaft von Jesus zu bringen. Etwas verärgert erwiderte er: „Das Volk der Khmer hat schon seine Religion. Warum wollen Sie ihm eine andere bringen?“
Mit so einer Frage war ich noch nie konfrontiert worden. So atmete ich tief durch und gab die kühne Antwort: „Sie haben Recht Mr. Dy Bellong, ihr Volk braucht keine andere Religion. Aber es braucht Jesus.“ Ich wartete, bis der Dolmetsch meine Worte übersetzt hatte. Dy Bellong schaute mich erstaunt an.
„Religion bedeutet,“ setzte ich fort, „dass der Mensch trachtet, zu Gott emporzusteigen in der Hoffnung, das Heil zu finden. Aber Jesus, das ist Gott, der zum Menschen kommt – und Rettung als freie Gabe bringt. Das Heil kann man sich nicht verdienen, kaufen oder stehlen; Jesus hat den Preis dafür bezahlt. Es ist ein Geschenk, das wir nur erlangen, indem wir an Ihn glauben. Auch das Christentum ist in seinen vielen Ausprägungen zu nichts nutz. Nur Jesus rettet. So wollen wir ihr Volk an Jesus teilhaben lassen.“
Einige Momente lang ließ er meine Worte auf sich wirken, dann richtete er wieder seinen Blick auf meinen Pass. Nachdenklich schloss er ihn und steckte ihn in eine der vielen Taschen seines Uniformrocks. Nach einem leisen Wortwechsel mit seinem Mitarbeiter, richtete er mir aus, in drei Tagen wiederzukommen. Wir tauschten die übliche, respektvolle „Sam peah“ Grußgeste aus und ich verließ hinter Kai Wan das Büro.
Im Freien platzte es dann ganz aufgeregt aus Kai Wan heraus: „Gott wird uns helfen!“

Auszug aus: Anointed for Burial (Gesalbt zum Begräbnis), Plainfield Vlg 1977. Der Autor (verstorben 2006) war evangelikaler Missionar und hat u.a. zwei Jahre bis zur Eroberung von Pnom Penh durch die Roten Khmer mit seiner Frau in Kambodscha gewirkt.

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