VISION 20002/2015
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Durchhalten – nicht aufgeben!

Artikel drucken Selbst wenn es aussichtslos scheint: (Horst Obereder)

Als ich einem Freund aktuelle private Probleme geschildert und ihn um sein Gebet gebeten hatte, schrieb dieser zurück: „Momentan scheint alles zu­sam­menzukrachen! Überall in unserem Umfeld brechen Men­schen zusammen, geben auf, haben keine Kraft, sind verzweifelt! Die Macht des Bösen ist deutlicher zu spüren denn je! Wir müssen in die Krypten hinabsteigen, um vor Gott zu knien. Wir können nur mit Seiner Kraft wir­ken – und trotzdem erheben wir unsere Häupter, weil Christus stärker ist und siegen wird!“

Ja, mein Freund hat recht. Die Bedrängnisse sind oft sehr groß und die Aussicht auf Erfolg ist so gering, dass man versucht ist aufzugeben. Man will in der Familie, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz von Jesus reden – keine Chance! Ein wehmütiges Lächeln ist die Antwort. Und wenn es einmal gelingt, Zeugnis zu geben durch ein gutes Gespräch oder einen Leserbrief, dann erfährt man oft umgehend die „Vergeltung von unten“. Im Volksmund kennen wir den Begriff „Hexenschuss“! Den gibt es im geistigen Bereich in vielerlei Gestalt.
Aber ich will niemanden entmutigen, im Gegenteil! Im Epheserbrief lesen wir: „Hört nicht auf zu beten und zu flehen ... harrt aus“ (Eph 6,l8)! Schon im Alten Testament wird von Judas, dem Makkabäer, berichtet: „Der Makkabäer aber hörte nicht auf, sein Vertrauen und all seine Hoffnung auf die Hilfe des Herrn zu setzen“ (2 Makk 15,7). Was tat der Makkabäer? Er weckte Begeisterung, spornte seine Freunde an und sie gewannen Mut und Zuversicht und waren mit Erfolg gekrönt.
Wenn der Teufel auch Heilige peinigte und sogar aus ihren Betten warf, wenn er sie selbst bis in die Gotteshäuser verfolgte, letztlich musste er sich geschlagen geben, auch wenn es oft lange dauerte. Deshalb ist es wichtig durchzuhalten, einander gegenseitig zu ermutigen und sich vorzustellen, dass der Himmel vor uns und die Hölle hinter uns ist. Wer würde dann nicht nach vorne laufen?
Ich möchte dazu eine Begebenheit erzählen, die mir am 6. Jänner 2015 widerfahren ist. Es ist „ein weltlich Ding“ mit „himmlischer Lehre“, wie ich meine. Ich habe ein Haus in den Bergen, und da waren die Straßen ab dem 26. Dezember eisig und schneeglatt. Trotz neuer Winterreifen begann beim Bergabfahren mein Auto wie ein Schlitten zu rutschen. Ich konnte es gerade noch abbremsen, fuhr an die Seite und montierte meine Schneeketten, die mir von da an gute Dienste leisteten.
Am letzten Urlaubstag wollte ich vor dem Gottesdienst die Ketten abnehmen, da es nach der hl. Messe auf die Autobahn gehen sollte. Normalerweise ist das ein Handgriff, und die Ketten sind herunten. Aber diesmal schienen sie mit dem Reifen verschweißt zu sein. Nach einiger Zeit gab ich auf, um nicht zu spät zum Gottesdienst zu kommen.
Nach der hl. Messe schickte ich meine Frau zu dem befreundeten Ehepaar, mit dem wir essen gehen und wandern wollten. Ich fuhr zu einem Parkplatz, um die Sache zu erledigen. Diesmal begann ich mit dem zweiten Rad. Ein Griff, und die Kette war gelöst. Ermutigt machte ich beim ersten Rad weiter. Fehlanzeige! Was immer ich versuchte, die Kette bewegte sich nicht.
Nach einer ¾ Stunde kam mein Freund. Gemeinsam versuchten wir es nochmals eine halbe Stunde – ohne Erfolg. Ich schlug vor, mit dieser scheinbar aussichtslosen Arbeit aufzuhören und mit unseren Frauen essen zu gehen. Das taten wir auch. Anschlie­ßend gönnten wir uns noch einen kurzen Spaziergang. Natürlich dachte ich darüber nach, was ich mit dieser widerspenstigen Kette noch alles tun könnte. Letzte Möglichkeit wäre, das Rad abzunehmen und dann weiter zu sehen. Vorher aber wollte ich es noch ein letztes Mal versuchen. Ich griff zur Kette – und sie löste sich ohne das geringste Problem!
Das ist es, dachte ich mir! Hört nicht auf zu beten, zu hoffen, zu lieben und zu arbeiten. Haltet durch! Gebt nie auf! Es kann sich alles plötzlich verändern, obwohl man nichts Neues macht. Gott prüft unsere Geduld und unsere Ausdauer. Manchmal denkt man, es geht nicht mehr schlimmer, ich halte es nicht mehr aus. Dann sollte man wohl, wie bei meiner Kette, mit der direkten Problemlösung aufhören und eine Zeit im Gebet verbringen, wie ich es in der Kirche machte.
Man sollte sich auch nicht so in die Problemlösung verstricken, dass man keine Zeit mehr für sich selber hat. Ich habe eine Zeit lang die Kette alleine gelassen, bin essen und spazieren gegangen. So kann man auch seine Probleme beiseite legen und sagen: Jetzt beschäftige ich mich eine Zeit lang nicht mit euch. Jetzt gönne ich mir selbst etwas und erhole mich, damit ich wieder zu Kräften komme. Vielleicht überlege ich sogar einen anderen Plan für die Lösung meiner Probleme, aber in entspannter Atmosphäre.
Und wenn ich dann wieder an die Lösung meines Problems gehe, dann könnte sich eines Tages dasselbe ereignen, wie bei meiner Kette. Ich weiß dann nicht mehr wie, aber plötzlich fällt die Kette herunter, das Problem ist gelöst. Und mit Recht könnte ich sagen: „Gott hat mich erhört“!


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