VISION 20003/2015
« zum Inhalt Schwerpunkt

Ermutigt durch die anderen

Artikel drucken Die Wichtigkeit gegenseitiger Bestärkung christlicher Familien in einer zunehmend glaubensfernen Umwelt (Katrin Ott)

Der Alltag junger christlicher Familien ist heute schwierig: Ihr Umfeld ist meist kinderarm und glaubenslos. Daher ist der Aus­tausch und die Gemeinschaft mit gleichgesinnten Familien so wichtig. Ein Zeugnis.

Als Jugendliche kam ich zum Glauben und war Teil einer lebendigen Gebetsgruppe. Da war es leicht, in Verbindung mit Gott zu bleiben. Als Familie mit kleinen Kindern ist es schwieriger, da man nicht mehr über viel freie Zeit verfügt, geistliche Angebote zu nutzen. Dann ist die Zeit gekommen, Gott im Alltag zu begegnen, zwischen Kochen, Windeln Wechseln, Putzen und Streit Schlichten.
Dank Gottes wunderbarer Fügung und Dank einer Verspätung der Bahn haben mein Mann und ich uns vor zehn Jahren kennengelernt. Im Sommer sind wir neun Jahre verheiratet. Wir haben drei Kinder im Alter von sieben, fünfeinhalb und zweieinhalb Jahren.
Da wir aus unterschiedlichen Gebetsgruppen kamen, suchten wir nach einem gemeinsamen geistigen Zuhause. Als unsere Pfarre wählten wir die Kirche der Franziskaner in Maria Enzersdorf. Ausschlaggebend dafür war die häufige Eucharistische Anbetung, die dort angeboten wird und die herzliche Aufnahme durch die Gläubigen. Wir fühlten uns gleich zuhause.
In der Vorderbrühl bei der Gemeinschaft Immaculata fanden wir in den monatlichen Familiennachmittagen eine weitere geistige Heimat. Wir merkten, wie wichtig es für uns war, stets neu dort aufzutanken. Die Zeit des Lobpreises, der Danksagung, des Fürbittgebetes und der Anbetung am Beginn des Familiennachmittages, der in der Kapelle startet, war oft ein Loslassen der Sorgen und Lasten des Alltags, ein Öffnen für die Liebe Gottes.
Der anschließende Vortrag ist Nahrung und gibt Kraft für den Alltag, in dem wir überschwemmt werden vom Gedankengut dieser Welt. Wir hören über das Leben in der katholischen Familie, die Lehre der Kirche, Erfahrungsberichte anderer Familien und auch Geistlicher, werden dadurch im Glauben gestärkt und können uns immer wieder neu an der Lehre der Kirche orientieren. Die darauffolgende Austauschgruppe mit zirka vier bis fünf anderen Ehepaaren hilft zu sehen, dass man als Familie nicht alleine dasteht: Es gibt andere Familien, die mit ähnlichen Sorgen und Problemen kämpfen, und man wird gestärkt durch Erfahrungsberichte von Gottes Hilfe. Den Abschluss findet der Familiennachmittag beim gemeinsamen Abendessen und persönlichen Gesprächen.
Wir haben uns bei diesen Familiennachmittagen immer will­kommen und als Familie angenommen gefühlt. Man spürt dort die Freude über jedes weitere Kind, das eine Familie bereichert. Es tut so gut, zu sehen, dass viele Familien auch den Weg mit Jesus gehen und deine Kinder Freunde aus anderen gläubigen Familien finden können. Nach dem letzten Familiennachmittag kam unser Sohn ganz glücklich von der Kindergruppe zurück. Er erzählte begeistert vom Fußballspiel und vom Lied „Der Himmel erfüllt mein Herz“. Das Lied sangen sie gemeinsam in der Gruppe.
Es gab aber auch Samstage, da kostete es Überwindung zum Familiennachmittag aufzubrechen. Nahmen wir dann trotzdem daran teil, bemerkten wir, dass diese Nachmittage besonders gesegnet waren.
Ein jährlicher Fixpunkt für unsere Familie ist auch das Jungfamilientreffen in Pöllau. Das High­light des Treffens ist für uns als Ehepaar jedes Jahr der Ehe­erneuerungsabend. Es ist schön, das Eheversprechen, das Ja zum Ehepartner, zu erneuern und es ist schön zu hören, wie der Ehepartner sein Versprechen neu bekräftigt. Manchmal fühle ich mich als Familienmutter leer und ausgebrannt. Dann tut eine Woche Jungfamilientreffen so gut, und ich kann meine Berufung als Ehefrau und Mutter neu mit Gottes Augen sehen. Das ist einfach belebend.
Vor drei Jahren merkten wir, dass wir zwar gerne zum Familiennachmittag gingen, dass es uns aber noch zu wenig war. Wir hatten immer wieder das Gefühl, uns im Alltag als christliche Familie alleine durchkämpfen zu müssen. Damals stellten wir uns die Frage, ob wir uns vorstellen könnten, als Familie Teil der Immaculatagemeinschaft zu sein. Wir trafen uns als Ehepaar mit Robert und Michi Schmalzbauer, und sie erzählten uns über die Gemeinschaft.
Wir waren erstaunt. Es war genau das, was wir uns gewünscht hatten: Eine Gemeinschaft, in der man die anderen im Gebet trägt und sich von den anderen im Gebet getragen weiß. Es ist auch wunderbar, für die Anliegen der Brüder und Schwestern im Gebet eintreten zu dürfen. Unsere Gebetsanliegen werden an jeden in der Gemeinschaft per SMS weiter geleitet. Ein Beispiel für das Getragensein im Gebet war die Geburt unseres dritten Kindes. Als die Schmerzen unerträglich schienen, schickte mein Mann eine SMS an die Gemeinschaft. Es wurde nicht leichter, aber nach einiger Zeit merkte ich, wie ich auf Grund des Gebetes der anderen durch den Schmerz durchgetragen wurde.
Ich denke, dass es Gottes Wille ist, dass wir uns als christliche Familien gegenseitig auf  dem Weg des Glaubens helfen. Aus tiefstem Herzen möchte ich alle jungen Eltern ermutigen, sich einen Ort des geistlichen Lebens und der Stärkung für ihre Ehe und Familie zu suchen .

Interessierte können sich an die Initiative Christliche Familie (Tel. 02236/30 42 80) wenden.

© 1999-2024 Vision2000 | Sitz: Hohe Wand-Straße 28/6, 2344 Maria Enzersdorf, Österreich | Mail: vision2000@aon.at | Tel: +43 (0) 1 586 94 11