Das Turiner Grabtuch wird vom 19. April bis zum 24. Juni ausgestellt. Grund genug zu wiederholen: Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Grabtuch Jesu, das erkennbar Zeugnis von der Auferstehung des Herrn ablegt.
Obwohl namhafte Grabtuchforscher bereits im Jahre 1998 in Turin anlässlich des III. Internationalen Congresses über die „Sindone“ (Grabtuch) erklärt hatten, dass in der Grabtuchforschung so ziemlich alles gesagt worden sei, die offiziellen Untersuchungen zum Grabtuch abgeschlossen und damit die Ungewissheit über Alter, Bildentstehung und Person des Grabtuches weiterhin bestünden, nahm die wissenschaftliche Forschung doch unbeirrt ihren Lauf und kam seit der letzten Ausstellung des Grabtuches von Turin – 2010 – zu erstaunlichen Ergebnissen.
Das wohl interessanteste Resultat waren die Erkenntnisse von Giulio Fanti und Pierandrea Malfi bezüglich der Datierung des Grabtuches. Dank eines Projekts der Universität Padua war es möglich, auf der Grundlage mechanischer und opto-metrischer Analysen alternative Datierungsmethoden für das Grabtuch von Turin zu entwickeln. Die Radiokohlenstoffdatierung von 1988 hatte nämlich dekretiert, dass das Grabtuch aus dem Mittelalter stamme. Aber diese Datierung ist schlichtweg falsch und weist insgesamt erhebliche systematische Probleme auf, weil der natürliche Zerfallsprozess zwar theoretisch konstant ist, aber durch äußere, nicht immer bekannte Ereignisse (Brände, Umweltverschmutzung, Thymolauswirkung) verändert worden sein kann.
Nunmehr bieten allerdings insgesamt vier - in der letzten Zeit durchgeführte - alternative Datierungsmethoden die Möglichkeit, das Alter des Grabtuches mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu erfassen. Alle datieren das Grabtuch viel früher als die Radiokohlenstoffanalyse, deutlich vor dem Mittelalter und zwar:
2013 untersuchten Fanti und Malfi Grabtuchfäden mit zwei chemischen Datierungsmethoden, die auf der Schwingungsspektroskopie basieren, nämlich der FTIR (Fourier Transform InfraRed spectroscopy, einer besonderen Variante der Infrarotspektroskopie) und mit der Raman-Spektroskopie (analysiert die Wechselwirkung elektromagnetischer Strahlung mit Materie).
- Beide chemischen Datierungsmöglichkeiten ergaben bei einem Konfidenzintervall von 95%:
- FTIR/ATR: 300 v. Chr.+/- 400 Jahre
- Ramananalyse: 200 v. Chr. +/- 500 Jahre
Zusammen ergibt das eine Kompatibilität mit dem ersten Jahrhundert.
Außerdem hat Giulio Fanti eine einzigartige multiparametrische mechanische Datierungsmethode entwickelt, bei der u.a. der Dehnungswiderstand verschiedener Fäden aus dem Zeitraum von 3000 v. Chr. bis 2000 n. Chr. gemessen worden ist. Demnach würde der Leinenstoff des Grabtuches nicht aus dem Mittelalter, sondern aus der Antike stammen mit dem Ergebnis: 372 nach Christus, mit einem Konfidenzintervall von 95% von +/- 400 Jahren.
Alle drei voneinander unabhängigen Datierungsmethoden Fantis weisen zusammen auf das erste Jahrhundert hin, genau die Zeit, in der Jesus von Nazareth in Palästina gelebt hat.
2012 behauptete die bekannte französische Monatszeitschrift „L’Histoire, Le magazine de référence des passionnés d’histoire“ in der Artikelserie „Le suaire de Turin: La vraie histoire d’un faux“ (Das Grabtuch von Turin, die wahre Geschichte einer Fälschung), dass das Grabtuch aus dem Mittelalter stamme und nach den bereits vorhanden Ikonen geschaffen worden sei.
Aber auch diese Behauptungen konnte Giulio Fanti ad absurdum führen und eindeutig klarstellen, dass die erste Münze mit Christusantlitz (692) nach dem Grabtuch von Turin geschaffen worden sein müsse. Diese „Semissis“-Münze von Justinian II zeigt sogar Christus mit geschlossenen Augen und einer Träne aus dem rechten Auge! Mit seinen Untersuchungen, die sich über einen Zeitraum von ca. 1000 Jahren und einer Ausdehnung von ca. 2000 km erstrecken, weist er nach, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Münzen zufällig, d.h. ohne Vorbild des Grabtuches, entstanden sein konnten, 1: 7.000.000.000.000.000.000 beträgt, d.h. also de facto unmöglich ist, wobei besonders die Relation Augen zu Nase (1:1,28) auffällt.
Bezüglich der Identität des Mannes des Grabtuches wäre zu sagen: Obgleich alle Indizien und alle Wahrscheinlichkeitsrechnungen eindeutig auf Jesus von Nazareth hinweisen, haben es die verantwortlichen Grabtuchexperten in Turin bis dato abgelehnt, sich klar zur Identität des Mannes des Grabtuches zu bekennen.
Es wäre aber unredlich, die kriminalistischen Untersuchungen eines Aaron-Arnaud Upinsky zu ignorieren, der mit binären Expertensystemen eindeutig die Identität des Mannes des Grabtuches entschlüsselt hat.
Neue Erkenntnisse gibt es auch zur Entstehung des Körperbildes auf dem Grabtuch. Da der Vorgang der Bildentstehung wissenschaftlich nicht wiederholbar ist, gibt es diesbezüglich keine eindeutige wissenschaftliche Erklärung. Dieses Phänomen geht über die wissenschaftlichen Erkenntnisse hinaus, zumal ja auch der Körper auf unerklärliche Weise aus dem Tuch verschwunden ist.
Die Versuche, die am ehesten an das Geschehen herankommen, waren verschiedene Experimente anlässlich eines Erdbebens in Piemont mit hoher Radonstrahlung, wobei es zu natürlichen Koronarentladungen (Corona discharge) kam (eine Myriade von Mikroentladungen zwischen Elektroden von sehr hohem Potential).
Aber kein Testversuch ergab ein Doppelbild mit gleicher Helligkeitsintensität! Und die für den Test verwendeten Gegenstände waren natürlich auch nicht verschwunden! Das Doppelbild des Grabtuches weist unwiderlegbar darauf hin, dass dieser hohe Energieschub aus dem Inneren des Körpers des Mannes des Grabtuches gekommen sein muss, sonst gäbe es kein solches Doppelbild (Fanti: bei einer Spannung von 300.000 Volt innerhalb von 0,3 Millisekunden, worauf die hauchzarte Oxydation der Flachsfasern des Grabtuches hinweist, nämlich nur 0,2 Mikrometer der äußersten Zellschicht einer Faser, was eine manuelle Herstellung absolut ausschließt! Für ein solches Bild wären 50 Blitze in einem verschlossenen Grab nötig!).
Andere Forscher, wie Paolo di Lazzaro, verweisen auf eine hohe Laserbestrahlung als mögliche Ursache der Bildentstehung hin.
Alle diese Erkenntnisse sind ein eindeutiger Hinweis auf Jesus von Nazareth, dessen Passion und Auferstehung für unsere glaubenslose, antichristliche Zeit im Grabtuch aufbewahrt und dokumentiert sind, die aber erst mit unseren gegenwärtigen wissenschaftlichen Methoden entschlüsselt werden konnten.
Als Komplementärreliquie zum Grabtuch wurde beim letzten Kongress in Bari (4.-5.Sept. 2014) das Schweißtuch von Oviedo bestätigt, dessen genaue Kenntnis eine durchaus glaubwürdige Erklärung der Perikope von Joh 20, 3-10 ermöglicht. Die neuesten Pollenuntersuchungen von Marzia Boi an Grabtuch und Schweißtuch untermauern zwar die gemeinsame Herkunft, jedoch die unterschiedliche Verwendung beider Tücher. Die starke Präsenz von Helichrysum (Strohblume) am Grabtuch weist auf die Ingredienzien kostbarer Salben und Öle wie für die Bestattung eines Königs hin. Ebenso sind Erdspuren an der Nasengegend des Schweißtuches durchaus kompatibel mit denen des Grabtuches und verweisen auf die Erde von Golgotha.
Orthopädische Untersuchungen der oberen Gliedmaße ergaben, dass der Mann des Grabtuches, Jesus, ein schweres, stumpfes Trauma an Nacken, Brust und Schulter vor seinem Tod erlitten haben muss, mit schweren Verletzungen einiger Hals- und Brustwirbel, des gesamten„Armgeflechtes“, mit einer daraus resultierenden Klauenhand, ausgekegelten Schultern, Lähmungserscheinungen und Atemnot, die wieder durchaus mit dem blutigen Lungenödemgemisch des Schweißtuches von Oviedo kompatibel ist.
Referenzen:
Giulio Fanti & Pierandrea Malfi, La Sindone: primo secolo dopo Cristo! Ed. Segni;
Giovanna de Liso, Francesco Lattarullo, Giulio Fanti, Turin Shroud-like electric imaging connected to earthquakes, 2014 Workshop on Advances in the Turin Shroud Investigation, Bari, ATSI 2014;
Giulio Fanti, Francesco Lattarulo, Giancarlo Pesavento, Experimental Results Using Corona Discharge to Attempt to Reproduce the Turin Shroud Image, ATSI 2014;
Paolo Di Lazzaro, Daniele Murra, Shroud like coloration of linen, conservation measures and perception of patterns into the Shroud of Turin. A survey of experimental studies at the ENEA Research Center of Frascati, ATSI Bari, 2104;
M.Bevilacqua, G. Fanti et alii, Injury, sept. 2013, ebenda oct. 2014.
Er sah – und glaubte
Wer sich einen Überblick über den Stand der Forschung bezüglich des Grabtuchs von Turin verschaffen will, dem sei das Buch Er sah und glaubte von Gertrud Wally empfohlen. Da wird auf die Spuren der Geißelung, der Dornenkrönung, des Tragens eines Kreuzes-Querbalken, der Durchbohrung zwischen sechster und fünfter Rippe und, und … hingewiesen. Eindrucksvoll auch die Überlegungen zur Entstehung des Bildes und über das „geheimnisvolle Verschwinden des Leichnams vor der Verwesung“. Ein eigenes Kapitel beschäftigt sich mit dem Schweißtuch von Oviedo.
CG
Er sah und glaubte - Grabtuch von Turin und Schweißtuch von Oviedo. Zwei Reliquien für das dritte Jahrtausend. Von Gertrud Wally. Bernardus-Verlag, 146 Seiten, 14,60 Euro