VISION 20003/2015
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Ist Jesus unter uns?

Artikel drucken Eine Anfrage an das Glaubensverständnis heute (Helmut Hubeny)

Was würden Sie von einem Menschen halten, der Ihnen verspricht: Ich bin immer bei dir, solange die Welt besteht. Egal, was geschieht. Das klingt doch absurd, ... ist doch nichts anderes als die Flucht in eine Illusion, die über die grausame Wirklichkeit des Todes hinwegtäuschen will. Und nun behauptet Jesus: ‚Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.’ ... Jesus verspricht in der Tat seine Gegenwart seinen Jüngern. Obwohl sie wussten, dass er ihnen nicht mehr so begegnen würde, wie sie ihn von früher kannten. Aber er war damit nicht einfach weg.
Mit diesem spannenden Vorwort eröffnet Karl-Heinz Fleckenstein, der bekannte Erzähler aus dem Heiligen Land, sein neuestes Buch. Es gelingt ihm darin, die Verheißungen der Evangelien mit seinen eigenen inneren Wahrnehmungen und den lebendigen Berichten gegenwärtiger Zeitzeugen auf begeisternde Art zu verknüpfen.
Der Autor wählt immer zentrale Aussagen der Evangelien und lässt sie im inneren Gespräch mit Jesus wirken: „Jesus, du sagst bei Matthäus 28,20 ‚Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.’ Meinst du damit, dass deine reale Gegenwart wirklich erfahrbar ist? Obwohl du doch unsichtbar bleibst? Mit diesem Satz ‚ich bin bei euch’ möchte ich an den brennenden Dornbusch im Buch Exodus erinnern. Dort offenbarte sich mein Vater dem Mose: ‚Ich bin der Ich-bin-da’. Und euch habe ich mich als der ‚Emmanuel, der Gott mit euch’ offenbart. ... Wenn ich den ‚Ich-bin-da’ meinen Vater nenne, so dürft auch ihr ihn Vater nennen. Weil ich euer Bruder geworden bin.“
So werden die tiefen, bekannten Jesusworte dem Leser, der Leserin, zum persönlichen Gespräch: „Ich will mitten unter euch gegenwärtig sein“, „Ich verwandle euch in meinen Leib“, „Ich bin euer Weinstock – ihr seid meine Reben“ und viele andere mehr. Am Ende dürfen wir zustimmen: „Nicht mehr ihr lebt, sondern ich lebe in euch.“
Zwischen die Kapitel aus den Evangelien streut Karl-Heinz Fleckenstein erstaunliche Geschichten aus dem Leben „normaler“ Menschen, in denen Jesus lebt. „Rosenkränze gegen Panzerraketen“ setzen weinende Mütter im Heiligen Land vor ihren abgebrannten Häusern der Spirale der Gewalt entgegen. Die Worte des Evangeliums dröhnten ihnen wie Lautsprecher in den Ohren: „Liebt eure Feinde!“ Immer wieder sind es Mütter, die sich für Kinder in allen gewalttätigen Winkeln dieser Welt einsetzen. Jesus lebt aber auch in Menschen, die selbst gewalttätig waren oder fernstehend oder die an ihrer Krankheit zu verzweifeln drohten: „Herr, wir, die Kranken, kommen zu Dir. Wir sind die Nutzlosen der Gesellschaft. Wir stören überall. ... Und dennoch, eine ungeheure Aufgabe wartet auf uns: den Menschen zu ihrer Rettung zu verhelfen! Lass uns, Herr, diesen Auftrag erkennen, der uns, vereint mit Dir, aufgegeben ist.“

Ist Jesus wirklich lebendig unter uns? Oder nur als Symbol und Erinnerung? Von Karl-Heinz Fleckenstein, United pc Verlag, Berlin, 2015,  20,90Euro.


 

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