Wir haben es gehört: Beim Abendmahl gibt Jesus in Brot und Wein seinen Leib und sein Blut hin, um uns das Gedächtnis an sein Opfer grenzenloser Liebe zu hinterlassen. Und mit dieser „Wegzehrung“ voller Gnade haben die Jünger alles, was für ihren Weg durch die Geschichte notwendig ist, um das Reich Gottes zu allen zu bringen. (…)
Es gibt eine Gefahr, eine Bedrohung: uns zu entzweien, unsere Würde zu verlieren. Was bedeutet das heute, dieses „sich entzweien“ und „sich entwürdigen“? Wir entzweien uns, wenn wir dem Wort des Herrn gegenüber nicht fügsam sind, wenn wir unter uns nicht die Brüderlichkeit leben, wenn wir um die ersten Plätze kämpfen – die ehrgeizigen Aufsteiger –, wenn wir nicht den Mut haben, von der Liebe Zeugnis zu geben, wenn wir nicht in der Lage sind, Hoffnung zu schenken. So werden wir uneins. Die Eucharistie hilft uns, uns nicht zu entzweien, weil sie das Band der Gemeinschaft ist, die Erfüllung des Bundes, lebendiges Zeichen der Liebe Christi, der sich erniedrigt und entäußert hat, damit wir vereint bleiben.
Wenn wir an der Eucharistie teilnehmen und uns von ihr ernähren, dann werden wir hineingenommen in einen Weg, der keine Spaltungen zulässt. Der im Zeichen von Brot und Wein unter uns gegenwärtige Christus fordert, dass die Kraft der Liebe alle Zerrissenheit überwindet und sie zugleich auch Gemeinschaft mit dem Ärmsten wird, Hilfe für den Schwachen, brüderliche Aufmerksamkeit für jene, die die Last des Alltags kaum tragen können und in Gefahr sind, den Glauben zu verlieren.
Und dann das zweite Wort: Was heißt es für uns heute, „sich zu entwürdigen“, das heißt unsere christliche Würde zu „verwässern“? Es bedeutet, sich von den verschiedenen Arten des Götzendienstes unserer Zeit anstecken zu lassen: äußerer Schein, Konsum, das Ich im Zentrum von allem; aber auch der Konkurrenzkampf, Arroganz als erfolgreiche Haltung, niemals zugeben können, einen Fehler gemacht zu haben oder etwas zu brauchen. All das entwürdigt uns, macht uns zu mittelmäßigen, lauen, faden, heidnischen Christen.
Jesus hat sein Blut vergossen als Lösegeld und um uns reinzuwaschen, damit wir von allen Sünden gereinigt werden: Um unsere Würde nicht zu verlieren, wollen wir auf ihn blicken. Trinken wir aus seiner Quelle, um vor der Gefahr der Korruption bewahrt zu werden! Dann werden wir die Gnade einer Verwandlung erfahren: Wir werden stets arme Sünder bleiben, aber das Blut Christi wird uns von unseren Sünden befreien und uns unsere Würde zurückgeben. Es wird uns von der Korruption befreien. Ohne eigenes Verdienst und mit aufrichtiger Demut werden wir den Brüdern und Schwestern die Liebe unseres Herrn und Erlösers bringen können. Wir werden seine Augen sein, die Ausschau halten nach Zachäus und Magdalena. Wir werden seine Hand sein, die den an Leib und Seele Erkrankten Hilfe leistet. Wir werden sein Herz sein, das diejenigen liebt, die Versöhnung, Barmherzigkeit und Verständnis brauchen.
So vergegenwärtigt die Eucharistie den Bund, der uns heiligt, uns reinigt und uns in wunderbarer Gemeinschaft mit Gott vereint. So lernen wir, dass die Eucharistie keine Belohnung für die Guten ist, sondern Kraft für die Schwachen, für die Sünder. Sie ist Vergebung, sie ist die Wegzehrung, die uns hilft, unseren Weg zu gehen, voranzugehen.
Aus der Predigt beim Hochfest des Leibes und Blutes Christi am 6.6.15