VISION 20002/2016
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Die Kultur des Nichts

Artikel drucken Über die Unfähigkeit des Säkularismus, sich der Herausforderung zu stellen (Von Riccardo Cascioli)

Die Konfrontation mit dem Islam stellt die westlichen Gesellschaften vor die Herausforderung, sich auf ihre christlichen Wurzeln zu besinnen. Eine erfolgreiche Integration der Muslime  erfordert eine christliche Erneuerung Europas. 

Ich denke, Europa wird entweder wieder christlich oder es wird muslimisch. Was mir hingegen ohne jede Perspektive erscheint, ist die ,Kultur des Nichts’, der grenzenlosen und inhaltsleeren Freiheit, des Skeptizismus, der als intellektuelle Errungenschaft gerühmt wird. Sie scheint die vorherrschende Grundeinstellung der Völker Europas zu sein, die alle mehr oder weniger reich an Mitteln, jedoch arm an Wahrheit sind. Diese ,Kultur des Nichts’ wird nicht imstande sein, dem ideologischen Ansturm des Islam, der uns bevorsteht, standzuhalten: Nur die Wiederentdeckung der christlichen Geschichte als einzige Rettung für den Menschen – und somit eine entschiedene Auferstehung der althergebrachten Seele Europas – könnte eine Alternative zur unvermeidlichen Konfrontation eröffnen.“
Das Bild, das sich im Kielwasser der Ereignisse in der Neu­jahrs­nacht in Köln immer deutlicher zeigt und das klarerweise für ganz Europa bedeutsam ist, lässt einen zwangsläufig an diese Prophezeiung denken, die Kardinal Giacomo Biffi vor 20 Jahren ausgesprochen hat. Sie beginnt, sich zu verwirklichen. Zwar sind die Umstände nicht so, wie wir sie erwartet haben, aber es besteht kein Zweifel, dass wir einen ideologischen Angriff des Islam erleben, zu dessen wichtigen Aspekten die Gewalt  gegen Frauen gehört.
Noch schwerer wiegt aber die unfassbare Verwirrung der europäischen Institutionen, der zivilen wie der religiösen, die nicht imstande sind zu begreifen, was da auf uns zukommt, die sich einbilden, die Lage zu beherrschen. Zehn Tage nach den Ereignissen in Deutschland gab es praktisch keine erkennbare Reaktion der Autoritäten außer den üblichen Polemiken und der Entlassung irgendeines Funktionärs. Die Angst, als Rassist zu gelten oder islamophob zu erscheinen, ist größer als die Pflicht, gerecht und für das Gemeinwohl verantwortlich zu sein.
Noch Schlimmeres geschah in England. Konfrontiert mit dem Missbrauch von 1.400 englischen Minderjährigen und der ihnen gegenüber angewendeten sexuellen sowie psychischen Gewalt durch die örtliche islamische Gemeinschaft haben dort Beamte und Funktionäre jahrelang geschwiegen. Ähnliches wie in Köln geschah auch in Schweden, und die Polizei unterdrückte diese Wahrheit monatelang. Wer weiß wie viele ähnliche Geschichten noch bekannt werden.
Hier haben wir es mit einer offensichtlichen Lähmung zu tun, die nicht einfach nur Unfähigkeit der Autoritäten ist, sondern eine Impotenz, die Frucht der kulturellen Leere ist. So wie es Papst Franziskus unlängst ausgedrückt hat: „Extremismus und Fundamentalismus treffen auf fruchtbaren Boden nicht nur bei der Instrumentalisierung der Religionen für den Machtmissbrauch, sondern sie profitieren auch vom Mangel an Idealen und vom Verlust der Identität – auch der religiösen –, welche den sogenannten Westen kennzeichnen.“
Man spricht davon, die Werte der Person und der Freiheit zu verteidigen. Aber wenn man die Wurzeln, aus denen diese gewachsen sind, verloren hat, sind diese Worte in den Wind gesprochen. Die Freiheit der Frau, von der so viel die Rede ist, hat ihren Ursprung nicht in der sexuellen Revolution. Diese hat im Gegenteil eine neue Form der Sklaverei bewirkt, die typisch in der Art und Weise zum Ausdruck kommt, wie Werbung, Film und Fernsehen den weiblichen Körper miss­brauchen.
Es ist das Christentum allein, das die gleiche Würde aller menschlichen Wesen – Männer, Frauen, Kinder, Alte, Behinderte – in die Geschichte eingeführt hat  trotz ihrer unterschiedlichen sozialen Rollen, eine gleiche Würde, die keine andere Kultur oder Religion (nicht nur der Islam) je kannte. Nur das Bewusstsein derselben Zugehörigkeit zu Christus verhindert, dass die Beziehung von Mann und Frau zu Gewalttätigkeit neigt, dass das Gesetz des Stärkeren zum Zuge kommt, dass die Beziehung zu einer Inbesitznahme der Frau durch den Mann wird.
Die christlichen Wurzeln Europas abzulehnen und sich von ihnen loszureißen, war gleichbedeutend mit folgenden Entwicklungen: Man ersetzte die wahre Freiheit durch Libertinismus, den geheiligten Wert der Person durch Individualismus, Männlichkeit und Weiblichkeit durch vagen Genderismus, das Gute durch Wohlbefinden, die Ge­wiss­heit durch Relativismus, die Verantwortlichkeit für andere durch Gleichgültigkeit und so weiter, von einer Karikatur zur nächsten.
Da verwundert es auch nicht, dass man angesichts von Belästigung und sexueller Gewalt, ja ganz allgemein der ideologischen Herausforderung durch den Islam, nicht so recht weiß, wie man reagieren soll. Das signalisiert allerdings freie Fahrt für jene Gemeinschaften, die das Gesetz des Korans auch bei uns einführen wollen. Wir müssen daher mit noch deutlicheren Kraftproben rechnen.
Wie vorherzusehen, geht die „Kultur des Nichts“ vor den neuen Herren in die Knie. In Deutschland und in England werden schon islamische Gerichte bei Familienstreitigkeiten anerkannt. In den größeren europäischen Städten sind islamische Stadtviertel für die Ordnungshüter „off limits“, und man toleriert die Polygamie. Und schon gibt es feministische Gruppen, die sogar nach den Ereignissen in Köln, Frauen aller Konfessionen einladen, am „World Hijab Day“ (1. Februar) teilzunehmen – aus Solidarität mit den Muslimen und als Protest gegen die vermeintliche Islamophobie in Europa: einen Tag den Schleier anzulegen – eine tragische Vorwegnahme der Zukunft. Die Unterwerfung ist schon im Gang.
Der Autor ist Chefredakteur von La nuova bussola quotidiana (www.lanuovabq.it). Sein Artikel erschien dort am 12.1.16

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