In der Nacht zum 23. Juli 2000 war Erzbischof Johannes Dyba (1929-2000) plötzlich verstorben. Die Ordensfrau, die seinen Haushalt machte, fand ihn am frühen Morgen tot im Bett. Die Todesursache ist bis heute unklar. Eine Woche zuvor hatten Homosexuelle und Lesben vor seinem bischöflichen Haus eine wüste Orgie veranstaltet. Die zum Teil nackt vor dem Bischofshaus tobende Menge stieß über Stunden Verwünschungen und Verfluchungen gegen den Fuldaer Erzbischof aus. In Erzbischof Dyba sahen sie ihren am meisten gehassten Gegner, denn er hatte den Mut, sich unerschrocken für die Heiligkeit der Ehe zwischen Mann und Frau einzusetzen.
Der Fuldaer Oberhirte war ein Bischof, wie man ihn sich nur wünschen kann, denn er trat mutig für die Wahrheit und das Leben ein und ging für Gott und die Kirche keine faulen Kompromisse ein! Mutig erhob er seine Stimme für den Schutz des Lebens, sei es geboren oder ungeboren, behindert oder gesund, alt oder jung. Er ging als „Löwe von Fulda“ in die Geschichte ein und ist heute noch im Herzen vieler Christen unvergessen.
Unter Federführung der Publizistin und Verlagsleiterin Felizitas Küble ist im Münsteraner Komm-Mit-Verlag anlässlich des 15. Todestages von Erzbischof Johannes Dyba am 23. Juli 2015 ein sehr lesenswerter Erinnerungsband erschienen. Der Titel der gut 200 Seiten umfassenden vierfarbigen Gedenkschrift mit zahlreichen Fotos lautet: „Der Löwe von Fulda. Ökumenische Würdigung eines guten Hirten.“
33 namhafte katholische und evangelische Persönlichkeiten aus Kirche, Kultur, Theologie, Kunst, Wissenschaft und Publizistik berichten darin über ihre persönlichen Erinnerungen an den Fuldaer Erzbischof.
So weiß etwa seine Schwester, Barbara Dyba-Roth, zu berichten: „Ich habe noch nie einen Menschen mit einem so tiefen Glauben kennen gelernt wie meinen Bruder. Es war der sprichwörtlich Berge versetzende Glaube, deshalb konnte er auch den Glauben so klar und furchtlos verkünden. ,Gott ist da und er liebt uns’ - das war sein 7-Worte-Kurzkompendium des Glaubens.
Manchmal konnte dieser Glaube für mich auch etwas seltsame Blüten treiben. Ich bin von Beruf Apothekerin – und als ich ihm einmal einen Plan aufstellte, welche Tabletten und Sprays er für Herz und Bronchien nehmen sollte, sah er mich mit seinem entwaffnenden Lächeln an und sagte: ,Es heißt: Kein Auge hat es gesehen und kein Ohr hat es gehört, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Und dann komme ich in den Himmel und sehe all diese Herrlichkeit und dann denke ich, wenn ich nun all diese Medikamente von Bärbel nicht genommen hätte, all diese Herrlichkeit hätte ich dann schon 10 Jahre früher haben können.“
Der Leser erfährt viele interessante Episoden aus dem Leben von Erzbischof Dyba, auch von langjährigen Weggefährten, von Mitkämpfern für den Lebensschutz, von Mitbrüdern im priesterlichen oder bischöflichen Dienst. So kommt etwa seine behütete Kindheit in Berlin und Heiligenstadt zur Sprache, sowie die regen Gespräche zwischen Vater und Sohn, die dem vierjährigen Dyba bereits den Ehrentitel „Philosoph“ einbrachten.
Sie schildern seinen Mut und seine Entschiedenheit in Glaubensfragen, sein tiefes Vertrauen, das dem Bewusstsein seiner Gotteskindschaft entsprang; seine Schlagfertigkeit, seinen Witz und Humor, die ihn zu einem gern gesehenen Gast in Talkshows machten. Er war ein impulsiver und entschlossener Charakter. Oft sagte er: „Des Teufels liebstes Möbelstück ist die lange Bank!“
Bei vielen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft warnte er, doch oft mit Scherz: „Heute stehen wir am Abgrund, morgen sind wir ein Stück weiter!“ Er sah die Krise der Kirche sehr kritisch und forderte oft eine theozentrische Wende. Er sagte: „In der Kirche soll Gott herrschen.“ Und: „Wir müssen als Kirche zum Wesentlichen unseres Auftrags zurückfinden. Nicht mehr soziale, gesellschaftspolitische, organisatorische Fragen dürfen weiter im Vordergrund stehen. Vor lauter Aktionismus vergessen wir Gott. Wir haben noch nie einen so breiten amtlichen Apparat und gleichzeitig noch nie so wenig Begeisterung in der Kirche gehabt wie gegenwärtig bei uns.“
Immer behielt er einen Blick für die Armen. Vor seiner Bischofsernennung in Fulda war er Nuntius in Liberia. Dieses Land, das von einem Jahrzehnte langen Bürgerkrieg zerrissen war, hat er oft mit seinem privaten Vermögen unterstützt und auch als Bischof für dieses Land gebettelt.
Sein großes Vorbild in all seinem Kämpfen und Ringen war der heilige Bonifatius. Möge uns dieser große Apostel der Deutschen auch heute Bischöfe vom Format eines Johannes Dyba schenken!
Der Löwe von Fulda. Ökumenische Würdigung eines guten Hirten. 33 Autoren schreiben über Erzbischof Johannes Dyba. Von Felizitas Küble (Hg.) Komm-Mit-Verlag 2015. 207 Seiten im Hardcover, 15,30 Euro. Unterstützungsunterschriften für eine Seligsprechung von Erzbischof Dyba können übrigens online hier abgegeben werden: http://forum-deutscher-katholiken.de/aufruf/