VISION 20002/2016
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Die Apokalyptischen Reiter

Artikel drucken Wenn sich die systematisch zerstörte und missbrauchte Natur gegen den Menschen wendet (Von Christa Meves)

Wer Zeitungen liest oder Nachrichten hört, erschrickt: Hiobsbotschaft reiht sich an Hiobsbotschaft: Skandale, Verbrechen, Kriege, Attentate, Krisen, wohin man schaut. Und nirgends erkennbare Auswege – ein apokalyptisches Szenario.

Da liegt es nahe, auf die Enthüllungen der Weisheiten des versiegelten Buches, die im Kapitel 6 der Offenbarung des Johannes beginnen, zu schauen. Sie sind allerdings verschlüsselt, die beschriebenen Ereignisse in Symbolen ausgedrückt. Sie bedürfen der Entschlüsselung. Das mag den Tiefenpsychologen legitimieren, die gleichnishaften Bilder- in unsere Alltagssprache zu übersetzen. Mit den Bildern der Erscheinungen von vier Reitern als Einleitung des Gerichts soll das in diesem Beitrag versucht werden.
In Kapitel 4 der Apokalypse haben wir zunächst erfahren, dass der in einem himmlischen Festakt dargestellte allmächtige Gott ein Buch mit sieben Siegeln in der Hand hält, das er Jesus Christus übergibt. Dieser delegiert mit Hilfe eines Engels den Fortgang der Ereignisse an vier Lebewesen – sie stellen die Natur in der Schöpfung dar: an vier Reiter auf verschiedenfarbigen Pferden. Drei von ihnen beschreiben einen Nie­dergangsprozess ohnegleichen.
Eindrucksvoll ist dabei: Vorab wird – wie eine positive Verheißung – das endgültig Sieghafte aller folgenden Vorgänge dargestellt, wie eine riesige Ermutigung für uns, all die folgenden Schrecken ertragen zu können.
Um es vorwegzunehmen: Der erste Reiter bringt den Sieg, der zweite den Krieg, der dritte die Teuerung, der vierte den Tod für den vierten Teil der Erdbevölkerung. Wörtlich heißt es:
„Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen; und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus sieghaft und dass er siegte.  Und da es das andere Siegel auftat, hörte ich das andere Tier sagen: Komm! Und es ging heraus ein anderes Pferd, das war rot; und dem, der darauf saß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde, und dass sie sich untereinander erwürgten; und ihm ward ein großes Schwert gegeben. Und da es das dritte Siegel auftat, hörte ich das dritte Tier sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd. Und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. - Und ich hörte eine Stimme unter den vier Tieren sagen: Ein Maß Weizen um einen Groschen und drei Maß Gerste um einen Groschen; und dem Öl und Wein tue kein Leid! Und da es das vierte Siegel auftat, hörte ich die Stimme des vierten Tieres sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd; und der darauf saß, des Name hieß Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Und ihnen ward Macht gegeben, zu töten den vierten Teil auf der Erde mit dem Schwert und Hunger und mit dem Tod und durch die Tiere auf Erden.“
Was besagen diese Bilder? Was bahnt sich hier an? Ich meine, dass die Bilder dieser vier apokalyptischen Reiter wesentliche Aussagen über Gottes Gericht in der Endzeit machen.
Gehen wir zunächst von den Farben der Pferde aus: Weiß ist die Farbe der Reinheit und des Lichts. Feuerröte, wie das zweite Pferd, das Zeichen feuriger Zerstörungsprozesse, von Aggressionen also. Schwarz ist die Farbe der Dunkelheit, der Unüberschaubarkeit und der seltene Ausdruck „fahl“ für ein aschgraues Pferd ist ein Merkmal des Abgestorbenen, Leichenhaften. Die Tiergestalt Pferd kennzeichnet außerdem die gebändigte, gottgehorsame natürliche Lebenskraft.
Zunächst wird durch die vier Pferde eine Unterscheidung vollzogen: der eines ersten lichten, gekrönten, siegenden Reiters und den drei folgenden, die von dunklem, bedrängendem, tötendem Element sind. Diese vier Reiter weisen auf die notwendige Unterscheidung zwischen Gut und Böse hin, machen auf die Getrenntheit zwischen Sieg und Untergang aufmerksam, kennzeichnen Gott als den entscheidenden, den gerechten Richter.
Der „weiße“ Reiter und seine Krone zeigen die Macht des reinen Geistes an, sein Bogen kennzeichnet die Zielhaftigkeit von Gottes Schöpfungsplan. Dieser ist zielsicher, kämpferisch und absolut sieghaft. Deshalb wird das erste Siegel durch den Löwen, also den König der Tiere eröffnet. Das heißt: Die gesamte Natur huldigt ihrem Schöpfer.
Erst mit dem Reiter auf dem feuerroten Pferd vollzieht sich das Gericht im Symbol der Aggressivität, des Krieges, ja besonders des Bürgerkrieges. Der Reiter auf dem schwarzen Pferd mit der Waage in seiner Hand zeigt ein Überborden der Habgier, der Machtanmaßung und des Egoismus an. Und das hat Geldentwertung und damit Verarmung der Menschen zur Folge, wie es im Text ja gesagt wird. Der Reiter auf dem fahlen Pferd beschreibt den Tod durch Überhandnehmen zerstörerischer Aktivitäten, was Krankheit, epidemische Seuchen und Aussterben zur Folge hat.
Dass die vier Tiere an Gottes Thron von Christus den Auftrag erhalten, die Siegel mit den vier Reitern zu öffnen, kann man teifenpsychologisch wohl so interpretieren: Die Gott anbetenden „Tiere“ – also die Teile unserer gesunden, gewissermaßen gottgehorsamen Natur, die unsere Lebensgrundlage ausmachen – bekommen im Gerichtsvollzug des Herrn einen Auftrag: Die Natur selbst hat das Gericht an den Gott ungehorsamen Aktivitäten der Menschen zu vollziehen, die bösen Missbrauch der Natur in Gottes Schöpfungswerk betrieben haben.
Das Bild der drei richtenden Reiter auf den drei verschieden farbigen Pferden kennzeichnet also die Art, in der sich Gottes Gericht vollziehen wird: Im Bild des feuerroten Pferdes und seines Reiters mit einem Schwert im Mund wird verdeutlicht, dass die gesunde Triebkraft zu Gemeinschafts-,Bindungs- und Konsensfähigkeit verloren gegangen ist. Das heißt: Wer durch Grenzüberschreitungen, Ungehorsam gegen die Schöpfungsordnung Gott missachtet, handelt sich eine allgemeine Unverträglichkeit ein – Streitsucht gewissermaßen – und damit Kampf aller gegen alle, bis hin zu Bürgerkriegen. Es sind rohe Naturkräfte, die dann das Feld zu beherrschen beginnen, sodass Menschenleben in Massen dabei zugrunde gehen.
Wer Gottes Werk außer Acht lässt und z.B. Kleinkindern durch Kollektivierung ihre Mütter raubt, enthebt sich den konstruktiven Naturgesetzen, die Bindungsfähigkeit hervorrufen und einem stabilen Lebensaufbau dienen. Der Mensch überschreitet so die Grenzen, die Gott gesetzt hat. Der solchen Schaden hervorrufende Mensch muss dann erleben, dass sich die Natur selbst im Namen Gottes empört, was letztlich Krieg und damit Lebenseinbuße in Massen zur Folge hat.
Nun zum Reiter auf dem schwarzen Pferd: Wer das Bedürfnis nach Autonomie, nach Macht und Besitz nicht begrenzt, beschwört egomanen Kapitalismus und Bankenkrisen herauf. Verarmung bis zur Geldentwertung sind die Folge.
Schließlich zum Reiter auf dem fahlen Pferd: Wer durch allein Lust suchenden Sex gesunde Fortpflanzungsimpulse ausschaltet, wer durch Verhütung und millionenfache Abtreibung gar dem Tod direkt dient, handelt sich den Verlust der Ehefähigkeit, auch der konstruktiven Kraft zur Halt gebenden Familie ein. Er erzeugt durch Geburtenschwund den Tod der Zukunft. Aber auch, wer durch massenhafte Verschmutzung Boden, Luft und Wasser verpestet, betreibt ein Spiel mit dem Tod.
Es ist Missachtung Gottes, wenn – von hemmungsloser Gewinnsucht getrieben – Flüsse und Meere durch Industrieabfall verseucht werden. Das Gericht darüber wird dadurch vollzogen, dass der Fluss als Lebensquelle unbrauchbar, ja seine Fische giftig werden. Oder auch im Einzelnen: Der Mensch, der die Naturgesetze seines Leibes missachtet, das gesunde Maß bei der Nahrungsaufnahme nicht einhält, gar durch Genussgifte verseucht, wird von Krankheiten befallen und ein zu früher Tod wartet auf ihn.
Das bedeutet die Öffnung der Siegel durch die vier Lebewesen im Auftrag Jesu Christi: Die Natur selbst vollzieht die Strafe durch den Verlust einer gesunden Natur im Menschen, durch Einbuße der lebensnotwendigen na­türlichen Lebenskraft also. Fortgesetzte Grenzüberschreitungen sind ein fatales Vergehen gegen die Schöpfungsordnung. Zu einem unumgänglichen Akt wird es jedoch erst, wenn die Gottlosigkeit jedes Maß überschreitet – gewissermaßen als letztes, durch das Übermaß der Sünden unausweichlich gewordenes Gericht.
Zur Freude Gottes gereicht ein solcher Abstieg gewiss nicht.
Deshalb ist dieses Buch des Schöpfers versiegelt, und der Zeitpunkt für ein solches Gericht liegt allein in Seiner Hand; denn unser Gott ist der Schöpfer des Lebens und hat in Jesus Christus Seine unermessliche Liebe für all Seine Geschöpfe kundgetan. Deshalb hat Er in der Geschichte der Menschen die Unaufgebbarkeit eines Gerichts durch Grenz­überschreitungen der Menschen immer wieder hinausgezögert und einzelne „gerechte“ Menschen wie Noah oder Abraham gefunden, die Gerichtsaufschub ermöglichten.
Findet Er einen solchen „Gerechten“ unter uns Christen heute?
Das ist eine bange Frage. Reißt diese Einsicht jeden von uns hoch angesichts der Wahrscheinlichkeit, dass wir jetzt einmal mehr an dieser Stelle der Weltgeschichte stehen?
Noch einmal: Ist es nicht Grenz­überschreitung, Atomreaktoren an einer Stelle zu bauen, an der Kontinentalverschiebungen unvorhersehbare Naturgewalten entfesseln können? Ist es nicht Sündenwahnsinn der Grenz­überschreitung, von Gott geschaffene Kinder zu Tausenden als Ware an eine internationale Kinderschänderindustrie auszuliefern? Und diese Reihe ließe sich in schrecklicher Vielfalt verlängern. Wie wagt es doch heute eine überheblich gewordene Menschheit, den Schöpfer aller Dinge zu leugnen! Damit ist der Mensch dabei, das Strafgericht unumgänglich zu machen – jedenfalls, wenn keiner hört!
Die zerstörte Natur um uns und in uns beherrscht die Szene. Materialismus, Aggression, Machtanmaßung, Habgier – so zeigen die drei düsteren Reiter – machen die Menschen bereits heute unglücklich. Nach der Wirrsal eines aggressiven Gegeneinanders, nach wirtschaftlichem Niedergang sterben solche Gesellschaften eben einfach aus!
In diesen Bildern ist das Unglück, das Elend, die seelische Not umschrieben, die entstehen, wenn der Mensch sich als gottferner „Menschen-Macher“ einem egomanen Alleingang seiner Lebensformen verschreibt.
Ist uns klar, dass wir jetzt in so einer Situation stehen? Ist durch Umkehr, durch Gottes geduldige Barmherzigkeit und das Flehen der Himmelskönigin Gottes Gericht noch aufschiebbar? Für uns Christen bleibt allemal der große Schluss der Bibel die letztgültige Wahrheit: Wer jetzt gläubig ausharrt, dem wird für alle Ewigkeit zuteil, dass Christus siegt und den Frieden aller in einer neuen Schöpfung herstellt.

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