VISION 20003/2016
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Die Macht des Gebets

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Der Arm des Herrn ist nicht kürzer geworden,“ sagt Erzbischof Thomas Luke Msusa von Blantyre in Malawi. „Es gibt noch Wunder, auch heute.“ Er selber hat eines erlebt.

Das war vor elf Jahren, am Tag seiner Bischofsweihe. Plötzlich kniete sein muslimischer Vater vor ihm nieder und bat um die Taufe. Jahrelang hatte der Vater, der Imam in seinem Dorf, versucht, seinen Sohn zum Islam zurückzuholen. Jahrelang hatte dieser Sohn aber auch für ihn gebetet. Wer weiß, über welche Macht die Väter in muslimischen Familien verfügen können, der kann sich vorstellen, wie schwierig das Verhältnis des Sohnes zu seiner Familie war, seit er als Jugendlicher zum katholischen Glauben konvertiert war und sich den Montfort-Missionaren angeschlossen hatte.
Sie hatten ihn aufgenommen, als seine Mutter starb. Da war er fünf. Mit zwölf will er Priester werden, er besucht die Schule, studiert, legt die ewigen Gelübde ab und sucht den Segen des Vaters. Dieser sagt zu ihm: „Fahr zur Hölle! Du zerstörst unsere Kultur.“ Auch die Schwester und die zwei Brüder wollen nichts mehr von ihm wissen. Mit 34 Jahren wird er zum Priester geweiht, knapp acht Jahre später ist er Bischof der Diözese Zomba.
Der damals junge Bischof hebt seinen Vater auf, umarmt ihn stumm. Tränen fließen. Der Vater: „Gott hat mich berührt, ich will getauft werden.“ Dann erklärt der Sohn, der Vater, der gelehrte Imam, müsse als Katechumen-Schüler wie vor 2000 Jahren der Schriftgelehrte Paulus, den katholischen Glauben kennenlernen. Heute ist der Vater getauft, die Familie auch, von Anfang an vom Gebet begleitet. Und der Sohn, mittlerweile Erzbischof in Blantyre und Vorsitzender der Bischofskonferenz von Malawi, ist nun eine Schlüsselfigur im Dialog mit den Muslimen…

Auszug aus: Echo der Liebe 4/15, Hrsg. Kirche in Not

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