Als die Bitte an mich heran getragen wurde, Zeugnis von meinem Gebetsleben zu geben, habe ich angefangen, eine Liste mit Frömmigkeitsübungen zu erstellen, wann ich was wie oft pro Woche bete…
Doch diese Aufzählung war sehr unbefriedigend. Vielleicht hätte sich ein Leser dann gedacht: „Sooo viel macht die? Das schaff ich ja nie.“ Oder ein anderer: „Ach so wenig genügt? Na dann mach ich auch nicht mehr.“ Dann nahm ich an Einkehrtagen teil, an denen ich sehr beschenkt wurde.
Ich glaube, wenn man sich überlegt, wie man sein Gebetsleben gestalten sollte, ist es in erster Linie wichtig zu wissen, wer ich bin und was meine Berufung ist. Als Ehefrau, Mutter und Hausfrau kann man nun mal nicht Stunden vor dem Allerheiligsten verbringen. Dennoch steht in der Heiligen Schrift: „Betet ohne Unterlass!“ Wie lässt sich das vereinbaren?
Mir wurde klar, dass ich auch als Mama ohne Unterlass beten kann. Und zwar indem ich in ständigem Austausch mit Ihm bleibe, beim Kochen, beim Babybaden, beim Einkaufen. Das geht wirklich. Man muss es nur wollen. Ich weiß schon, dass Glaube ein Geschenk ist, aber gleichzeitig ist es ja auch eine Entscheidung, die man durch stetes Einüben verfestigen kann. Ich bin überzeugt, dass Gott mir gerade die Bitte um den Glauben nicht abschlägt.
Wie schön ist es, dass der allerbeste, heiligste Mensch auf Erden eine Hausfrau war! Sie ist mein großes Vorbild... Sie war sicher gewissenhaft, fleißig und selbstvergessen, ist ganz im Dienen aufgegangen. Ich verstehe jetzt, wie schön es ist, ganz für andere da zu sein, obwohl immer wieder die Versuchung aufkommt, sich selbst zum Zentrum des Lebens zu machen. Maria hat in ihrer täglichen Arbeit Gott verherrlicht, mit demütiger Arbeit, mit der man meist nicht prahlen kann. Wie gut tut das der stolzen Seele!
Es hilft mir, dass Mutter Teresa ihren Schwestern gesagt hat: „In der Anbetung seid ihr bei Jesus in der Eucharistie und wenn ihr einen Armen pflegt, dann pflegt ihr Jesus in ihm. Es ist derselbe Jesus!“ Und ich sage mir oft vor: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Wenn ich mein Baby bade, dann kann ich die Gotteskindschaft betrachten. So wie mein Kind mir blind vertraut, wie es die Ärmchen nach mir ausstreckt, so soll ich mich an den Vater wenden, darauf vertrauend, dass er mich liebend im Sein erhält und meine Gebete immer hört.
Weil ich verheiratet bin, möchte Gott von mir, dass ich zuerst meinen Ehemann so liebe, wie Er ihn liebt! Dann meine Kinder, danach die übrige Großfamilie. Ich kann die Werke der Barmherzigkeit gleich hier und jetzt bei meinen Nächsten in der Familie üben… Hungrige speisen, Nackte bekleiden, Unwissende lehren und manchmal vielleicht auch Lästige geduldig ertragen.
Ich versuche die zärtliche Liebe zu leben und dadurch ein Heim zu schaffen, das von meiner Liebe zu Gott Zeugnis gibt, möchte lieber meine Taten als meine Worte sprechen lassen.
Ein Letztes noch, von dem ich erfahren habe, dass es nicht ohne geht: Ich habe die Stille lieben gelernt. Gott spricht in der Stille unseres Herzens. Ja, man kann jede Arbeit zu Gebet machen, mit jedem Handgriff Gott verherrlichen. Der Satz von Mutter Teresa ist mir eine Leitschnur: „Tue kleine Dinge mit großer Liebe“.
Aber hin und wieder brauche ich eine Zeit ganz mit Gott allein in Stille. Nur Er und ich. Dann lasse ich mich bestrahlen von Seiner Gnade und „tanke“ Liebe auf, damit ich sie weitergeben kann.
Auch die Unterscheidung der Geister ist mir nur in der Stille möglich: zu erkennen, was will der Herr von mir, was steht jetzt gerade an, was sind zur Zeit meine Aufgaben, wie soll ich meine Berufung leben? Auf diese Stille und Einsamkeit hin und wieder muss ich bestehen. Denn die Nummer 1 in meinem Leben ist Gott. Dann erst kommen alle anderen. Deo gratias!