VISION 20003/2016
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Der heilige Ludwig Maria Grignion

Artikel drucken (Von Doris de Boer)

Am 28. April 2016 sind 300 Jahre verflossen, seit Ludwig Maria Grignion von Montfort gestorben ist. Der berühmte Volksmissionar und glühende Marienverehrer wurde nur 43 Jahre alt, doch war sein unermüdliches Wirken von großartigen Erfolgen gekrönt. Er hat Gott und Maria geliebt wie kaum ein anderer und die Gläubigen gelehrt, sich ganz und gar Maria zu übergeben, um dadurch ganz Jesus Christus zu gehören. Sein „Goldenes Buch“ über die vollkommene Hingabe an Jesus durch Maria hat einen weltweiten Siegeszug angetreten, viele Päpste inspiriert und das katholische Volk geformt. Seine Wirkung dauert bis heute an.
Der heilige Ludwig Maria Grignion von Montfort wurde am 31. Januar 1673 in Rennes geboren. Er war das älteste Kind einer Großfamilie mit 18 Kindern. Neun der Kinder starben früh, drei wurden Priester, zwei Nonnen, vier heirateten. Leider fand der Heilige in seinen Eltern keine Stütze; sein Vater war jähzornig und aggressiv, seine Mutter mit ihrer großen Kinderschar einfach überfordert.
Aber der Heilige wandte sich einfach an Gott und fand in ihm einen großen, liebenden Vater, dessen Vorsehung er sich kindlich überließ. Maria erwählte er sich zu seiner himmlischen Mutter und vertraute sich ihr ganz an. Von diesem Vater und dieser Mutter erzählte er als Kind schon seinen Spielgefährten.
Als er merkte, dass viele diese kaum kannten, erklärte er ihnen als kleiner Apostel den Katechismus. Er vermochte auch seine leibliche Mutter oft zu trösten und sie zum Vertrauen auf Gott und Maria anzuhalten. Seiner jüngeren Schwester Guyonne-Jeanne, mit der allein aus seiner Familie ihn eine tiefe Verbindung verband, riet er als Kind:
 „Du wirst sehr schön sein und alle werden dich mögen, wenn du Gott liebst.“ Von Kindesbeinen an betete Ludwig täglich den Rosenkranz. „Gott allein!“, dieses Motto war bald der Wahlspruch seines Lebens. Er wollte Priester werden und die Menschen zu Gott führen. Seine Studien in Theologie und Philosophie absolvierte er in Rennes und Paris. Schon als Student diente er seinen Altersgenossen als Vorbild: Er betete kniend vor dem Unterricht und offenbarte eine Frömmigkeit und ein Wissen, die ihn vor allen anderen auszeichneten.
Auch zeigte sich früh seine radikale Entschiedenheit: Einmal kam er an einem Marktstand vorbei, an dem unsittliche Schriften feilgeboten wurden. Kurzerhand kaufte er diese auf, zerriss sie und warf sie vor aller Augen in den Fluss. Sein Gönner, der ihm das Studium finanzierte, übertrug ihm bald den Auftrag, bei den Toten seiner Pfarrei zu wachen – ein Auftrag, der dem jungen, begabten Studenten den Ernst des Lebens gewiss tief ins Herz grub. Im Jahr 1700 wurde er zum Priester geweiht. Keiner aus seiner Familie war dabei. Doch auf die Augenzeugen machte der Neupriester einen gewaltigen Eindruck: „Das ist kein Mensch, das ist ein Engel“, sagte man.
Als er auf einer Reise nach Poitiers im dortigen Spital eine heilige Messe las, erbauten sich die Armen so sehr an seiner Frömmigkeit, dass sie ihn als Spitalpriester einstellten. Der einfach gekleidete Priester, der sich so liebevoll der Armen annahm, ihnen Katechismusunterricht hielt und sie den Rosenkranz lehrte, war schnell stadtbekannt. Später wurde er in ein Kloster, in dem unhaltbare Zustände herrschten, versetzt. Man war gespannt, wie er dort Ordnung schaffen würde. Aber er unternahm nichts Besonderes: Er hielt sich nur genau an die Ordensregel, betete viel und schon bald kamen die Mönche ganz von allein zu ihm, um seinen Rat zu erbitten. Nach kurzer Zeit war das Kloster wie verwandelt. Auch hielt er sich gerne in den Elendsvierteln der großen Städte auf. Auch da wirkte er mit großem Erfolg: Dirnen und Zuhälter, Diebe und Strolche brachte er dazu, dass sie beichteten, zur Messe und Kommunion kamen, sogar bei Prozessionen mithalfen.
Er selbst gründete in Poitiers die „Schwestern der Klugheit“, eine religiöse Gemeinschaft, die sich um die Kranken in den Spitälern kümmern sollte. Auch hielt er in Poitiers Volksmissionen; doch von Gegnern angeschwärzt erhielt er durch den zuständigen Bischof Predigtverbot. So nahm er schließlich den Pilgerstab in die Hand, unternahm eine Pilgerfahrt nach Loreto und nach Rom, wo ihm Papst Clemens XI. eine Audienz gewährte und ihm den Titel und die Vollmacht eines apostolischen Missionars gewährte.
Schon nach einigen Predigten in Rennes schloss er sich Priestern an, welche zur Mission aufbrachen. Unter ihrer Leitung entwickelte er sich zu einem Katecheten und Missionar, der bald die schönsten Früchte seiner Arbeit ernten durfte. Er wirkte in Dinan, Saint-Brienne, Nantes, la Rochelle, Lucon. Sein Name war mittlerweile so bekannt geworden, dass alle nur bei ihm beichten wollten. Doch es kamen auch einige herbe Enttäuschungen: So verließen ihn einige Helfer, da ihnen Grignion als zu extrem galt. Aber die Menschen jubeltem ihm überall, wo er hinkam, in großer Menge zu. In Pontchâteau errichtete er zusammen mit Helfern in 15-monatiger Arbeit sein Lebenswerk: Er baute einen Kalvarienberg mit einigen hundert Metern Durchmesser. Der nächste Tiefschlag kam durch den König. Am Tag vor der Einweihung kam der Befehl zum Abbruch und zugleich das Missionsverbot für Grignion. Auch dieses Kreuz trug er mit Liebe und Ergebung.
Neben den „Schwestern der Klugheit“ gründete er auch eine Gemeinschaft der Priester vom heiligen Geist, welche seine Missionen fortsetzen sollten. Während einer Mission in Saint-Laurent-sur-Sèvres verstarb er völlig aufgerieben und erschöpft am 28. April 1716 mit erst 43 Jahren. Während seines Todeskampfes stimmte er seinen letzten Gesang an: „Was man auch immer in dieser Welt gewinnen möge, das Paradies ist mehr wert!“ Mit dem Kruzifix segnete er die Menschen, die zu ihm strömten, in der linken Hand hielt er die Statue der Jungfrau Maria umklammert, die er wohl selbst geschnitzt hatte und die er immer bei sich trug. Beide, Kreuz und Maria, küsste er voller Inbrust und rief die heiligsten Namen Jesus und Maria an, bis er um 8 Uhr abends am 28. April 1716 entschlummerte.
Zu seinem Begräbnis kamen etwa 10 000 Menschen, die ihn wie einen Heiligen anriefen. Er wurde nach eigenem Wunsch mit Geißel und Büßerhemd begraben, in seinen Händen hielt er noch im Grab Kruzifix und Marienfigur.
Das Kreuz und Maria waren auch die Hauptinhalte seiner Predigten und Missionen. Er hinterließ einige Schriften, eine Regel für die „Schwestern der Klugheit“ und eine Sammlung kirchlicher Hymnen. Sein Leben strahlt in seinem Hauptwerk, dem Goldenen Buch, bis in die heutige Zeit aus. Im Jahr 1888 wurde er selig- und 1947 von Papst Pius XII. heilig­gesprochen. Papst Pius XII. nannte ihn den großen Lehrmeister des Marianischen Weges zur Vollkommenheit und er wünschte, dass wir alle durch seine Schriften in der glühenden und echten Marienliebe dieses großen Heiligen wachsen sollten.
Der heilige Ludwig Maria hat Maria geliebt, wie kaum ein anderer Heiliger. Sie war sein Leben, seine Kraft, in ihr fand er Gott. Von Kindheit an war er der unermüdlich Prediger über die Größe Mariens. Welche Freude fand er darin, von Maria zu sprechen und die Menschen über Maria zu Jesus zu führen. Im Goldenen Buch schrieb er bewegt seine große Hoffnung und Sehnsucht nieder, die ihn zeitlebens erfüllte:
„Wann wird jene glückliche Zeit kommen, in der Maria als Herrin und Königin in den Herzen herrschen wird, um sie gänzlich der Herrschaft ihres großen und einzigen Jesus zu unterwerfen? Wann werden die Seelen ebensosehr Maria atmen, wie die Leiber die Luft atmen? Dann werden wunderbare Dinge hienieden geschehen, wenn der Heilige Geist seine geliebte Braut in den Seelen gleichsam wiedergebildet finden und deshalb in reichster Fülle über sie kommen und sie mit seinen Gaben, besonders mit der Gabe der Weisheit erfüllen wird, um Wunder der Gnade zu wirken.
Mein lieber Bruder, wann wird jene glückliche Zeit, jenes Zeitalter Mariä kommen, da manche Seelen, welche die Gottesmutter erwählt und vom Allerhöchsten erwirkt hat, sich selbst im Abgrund des Inneren Mariä verlieren und so lebendige Abbilder der Allerseligsten Jungfrau werden, um Jesus Christus zu lieben und zu verherrlichen? Diese Zeit wird erst dann kommen, wenn man die Andacht, die ich lehre, kennen und üben wird.“


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