Wieder eimal große Anspannung: Was sollte Thema des nächsten Schwerpunkts sein? Zermürbendes Warten auf Inspiration, der Fertigstellungstermin der Ausgabe rückt näher und immer noch nichts! Dann ein Gespräch mit Weihbischof Laun. Er erzählt vom neuen Buch von Kardinal Sarah: La Force du Silence – Die Macht der Stille. Sofort war klar: Stille – das ist das Thema.
Wir stehen vor dem Advent, Zeit der Vorbereitung auf das alle Vorstellungen übersteigende Fest: Der allmächtige Schöpfer tritt als Mensch in die Geschichte ein, als Baby, dem der Name Jesus gegeben wird. Unerhört, unfassbar – alles, was wir sind, müssten wir mobilisieren, um dieses Geheimnis tiefer zu erfassen, zu betrachten, in uns aufstrahlen zu lassen. Daher auch die Rede von der „stillsten Zeit im Jahr“.
Tatsächlich zeichnet sich jedoch genau das Gegenteil ab: Der Verkehr in Wien nimmt zu, denn bis zum Jahresende ist noch soooo viel zu erledigen! Die Hütten der Weihnachtsmärkte und Punschstandln werden errichtet, Geschäfte und Kaufhäuser rüsten für die Entscheidungsschlacht: das Weihnachtsgeschäft, von dem ein Großteil des Erfolges 2016 abhängen wird. Hektisch werden die Listen der zu Beschenkenden aufgestellt. Wem soll man was schenken?
Ich erwähne das nicht, um billig zu polemisieren, sondern, weil es das Dilemma unserer Situation ganz allgemein illustriert: den vorherrschenden Drang zum Aktivismus, die Unfähigkeit, vom Tun, Denken, Sorgen Abstand zu nehmen – und still zu werden.
Ich habe mich in den letzten Wochen beobachtet und festgestellt, wie sehr ich ein Kind unserer Zeit bin, wie schwer es mir fällt, auch nur kurz innerlich wirklich still zu werden – aus Mangel an Zeit und Geduld. Die Texte des Schwerpunkts haben mir wichtige Impulse gegeben.