VISION 20002/2017
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Eine Schale Reis verändert die Welt

Artikel drucken Mary’s Meals: 1,1 Millionen Kinder erhalten Essen und Schulbildung (Christoph Hurnaus)

Magnus MacFarlane-Barrow, der Gründer von Mary’s Meals (Portrait VISION 2/09), startete 1992 während des Krieges in Bosnien-Herzegowina gemeinsam mit seinem Bruder und Freunden Hilfslieferungen für das schwer vom Krieg geschüttelte Land. Auch Monate nach seinem ersten Aufruf war die Spendenfreude in seiner schottischen Heimat noch so groß, dass Magnus nie mehr in seinen Beruf als Fischzüchter zurückkehren konnte.
Da der Strom an Spenden nicht versiegte, meldeten die Brüder ihre Initiative unter dem Namen „Scottish International Relief“ als Hilfsorganisation an. Spannend beschreibt Magnus die teilweise waghalsigen LKW-Fahrten in das Land am Balkan. Gemeinsam mit Geschwistern und Cousins hatte er Bosnien-Herzegowina bereits einige Jahre davor im Spät­herbst 1983 kennengelernt. Das Ziel war damals das kleine Dorf Medjugorje in der Herzegowina, wo sechs Kinder von Erscheinungen der Muttergottes berichteten.
Dieser Besuch in Medjugorje hatte für die Teenager aus Schottland ein einschneidendes Erlebnis dargestellt, das ihr Leben verändern sollte. Das Gästehaus der Eltern, die „Craig-Lodge“, wurde zu einem Einkehr- und Gebetshaus für Menschen, die sich bemühten, die Botschaften von Medjugorje zu leben. Daher sieht Magnus alle Hilfsprojekte, die später zur Gründung von Mary´s Meals führten, als Werk Gottes und Frucht von Medjugorje an.
Die Geschichte der Hilfslieferungen nach Bosnien wurde für Magnus übrigens zur Liebesgeschichte. Denn er heiratete Julie, eine Krankenschwester, die ihn auf seinen ersten LKW-Fahrten begleitete. Heute leben Magnus und Julie mit ihren sieben Kindern in Dalmally in Schottland, wo ein Schuppen der Familie, der während des Bosnienkrieges als Lager für Hilfsgüter diente, heute das „Headquarter“ von Mary´s Meals ist.
Als der Krieg in Bosnien zu Ende war, wurde Magnus nach Rumänien gerufen, wo er in der Stadt Targu Mures ein Projekt für vernachlässigte und HIV-infizierte Kinder gründete. Magnus holte mit Hilfe einer Amerikanerin die völlig verwahrlosten Kinder aus einem Krankenhaus und baute für sie Wohnungen, in denen sie fortan menschenwürdig und liebevoll betreut wurden.
1996 kam Magnus nach Liberia in Westafrika, wo ein schrecklicher Bürgerkrieg das ganze Land verwüstet hatte. Mit Hilfe englischer Missionare leistete er in den um die Hauptstadt Monrovia gelegenen Flüchtlingscamps Erste Hilfe und setzte sich dafür ein, dass die entwurzelten Menschen wieder in ihre Dörfer zurückkehren konnten.
2002 besuchte MacFarlane-Barrow Malawi im südlichen Afrika, wo eine furchtbare Hungersnot das Überleben von Millionen Menschen bedrohte. Mit Gay, einer ehemaligen Pilotin und ihrem Mann David bereisten sie das Land, um sich ein Bild von der Katastrophe zu machen. Der Besuch bei einer Mutter, die kurz davor stand, an Aids zu sterben und die ihre sechs Kinder zurücklassen musste, wurde zu einem Schlüsselerlebnis für Magnus. Auf seine Frage, was sich der damals 14-jährige Edward, der älteste der sechs, von seinem Leben erhoffe, antwortete dieser: „Ich möchte genug zu essen haben, und ich möchte eines Tages eine Schule besuchen können.“
Die Idee, chronisch hungrigen Kindern, von denen damals allein in Malawi 30% keine Schule besuchen konnten, eine tägliche warme Mahlzeit am Ort ihrer Schuldbildung zu geben, führte zur Gründung von „Mary’s Meals“. Bereits im Jänner 2003 konnte das bei Kindern äußerst beliebte Porridge „Phala“ in einer ersten Schule in Malawi ausgegeben werden.
Heute ist „Mary’s Meals“ in Malawi das größte Schulausspeisungsprojekt mit den niedrigsten Kosten (derzeit etwa 14,50 Euro, um ein Schulkind ein ganzes Jahr zu ernähren). Diese extrem niedrigen Kosten sind möglich, weil die Lebensmittel vor Ort angebaut werden und die Mütter der Kinder in den Schulküchen kostenlos arbeiten.
1,1 Millionen Kinder auf vier Kontinenten werden heute in 1.200 Schulen täglich durch Mary’s Meals mit einer nahrhaften Mahlzeit versorgt. Diese hoffnungsvolle Geschichte zeigt, dass es mit bescheidenen Mitteln möglich wäre, das Problem des globalen Hungers zu überwinden.
Das Buch, das nun auch in deutscher Sprache vorliegt, ist ein faszinierender Bericht, der zeigt, wie ein Einzelner mit Gottvertrauen und Tatkraft die Welt positiv und nachhaltig verändern kann. Im letzten Kapitel bringt Magnus MacFarlane-Barrow ermutigende Beispiele einer „Generation Hope“, die, durch das Programm von Mary’s Meals der Spirale von Hunger und Armut entrissen, nun selber zu Hoffnungsträgern für ihre Gesellschaften werden.

Eine Schale Getreide verändert die Welt, Tyrolia Verlag, 364 Seiten, 22,95 Euro.

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