Im Rahmen der 100-Jahr-Feiern der Erscheinungen der Muttergottes wird Papst Franziskus Ende dieser Woche nach Fatima reisen und dort die Seherkinder Jacinta und Francisco heiligsprechen. Wir haben dieses Jubiläum zum Anlass genommen, uns mit der Botschaft dieser schon lange kirchlich anerkannten Erscheinung Mariens auseinanderzusetzen (siehe Beiträge auf den Seiten 11, 18 und 24-25). Ich kann mir gut vorstellen, dass die Artikel unterschiedliche Reaktionen auslösen werden. Da gibt es sicher Leser, die sagen: Endlich berichtet ihr über diesen wichtigen Appell zur Umkehr, dem sträflicherweise kirchlich so lange kaum Gehör geschenkt wurde! Und dann gibt es wohl Leser, die meinen: Auch das noch, eine Marienerscheinung breitwalzen, an die ohnedies niemand glauben muss und die außerdem die Ökumene mit den Protestanten erschwert! Gerade die Skeptiker lade ich ein, die Beiträge trotzdem zu lesen. Vielleicht geht es Ihnen, liebe Leser, dann wie mir: Mir wurde bewusst, dass in den letzten Jahrzehnten ein wesentlicher Aspekt der Offenbarung durch Jesus Christus fast ganz unter den Tisch gefallen ist: der wichtige Hinweis, dass der Mensch durch sein Verhalten auf Erden seine ewige (!) Seligkeit verspielen kann. Dieser HInweis ist eine lebensrettende Warnung. „Frohbotschaft statt Drohbotschaft“ – unter dieser Parole steht die Verkündigung schon lange. Zugegeben, sie hat eine gewisse Berechtigung dort, wo einseitig Wohlverhalten durch Androhung von Höllenstrafen erzwungen werden soll. Nur, die Zeiten, in denen das geschehen sein mag, sind längst passé. Heute hat sich eine Vorstellung breitgemacht, die Gott karikiert: als „gutmütigen, permissiven, toleranten Onkel“ (Messori, S. 24), der ohnedies fünf gerade sein lässt. Dass dies eine fatale Irrlehre ist, daran erinnert die Botschaft von Fatima. Die Menschen unserer Tage haben Anspruch darauf, dass man sie auf eine tödliche Gefahr aufmerksam macht. Das kann sehr wohl dazu beitragen, dass jemand den rechten Weg finden kann. Die Heiligsprechung der Seherkinder deutet darauf hin, dass die Kirche wieder stärker den Ernst der Entscheidung für oder gegen Jesus Christus in den Vordergrund rücken will. Da geht es ja wirklich um alles, wie im Buch Deuteronomium nachzulesen ist: „Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen. Liebe den Herrn, deinen Gott, hör auf Seine Stimme, und halt dich an Ihm fest; denn Er ist dein Leben.“ Der Schwerpunkt zum Thema Vergebung kann als Kontrapunkt gelesen werden. Er weist den Weg der Umkehr, der Heilung von Beziehungen – zwischen den Menschen sowie zwischen Gott und Mensch. Bleibt mir, Ihnen im Namen der Mitarbeiter viel Segen für die restliche Osterzeit und ein geisterfülltes Pfingsten zu wünschen.