VISION 20005/2017
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Alles tun, um die Ehe zu retten

Artikel drucken Ein Appell an die Männer (P. Luc Emmeric)

Bei so einem Titel kann man nur feststellen: Es gibt nur einen einzigen Retter, eine einzige Rettung, eine einzige Quelle für unsere Ehe. Was Gott uns als erstes sagen will, klingt vielleicht banal, ist aber entscheidend. Er will uns sagen: Er ist da. Er ist bei dir und in deinem Herzen da auf eine Art und Weise, die du dir gar nicht vorstellst. Gott ist gegenwärtig in deiner Ehe, in deiner Familie, in deinem Herzen und in Orten deines Herzens, von denen du es nicht annimmst. Er sagt uns: Vor allem schau nicht auf deine Schwierigkeiten, fixiere dich nicht auf deine Probleme… Jesus sagt: Wende dich ab von dir selbst, von dem Gefängnis deiner Sorgen, deiner Mängel, deiner Enttäuschungen, von der Tatsache, dass dein Leben nicht so geworden ist, wie du es dir erhofft hattest, dass deine Ehe, deine Familie, nicht dem entspricht, was du gern gehabt hättest… Schau vielmehr mich an. Ich bin da, bin wirklich da, ich komme.
Ja, Jesus kommt und er sagt dir: Mein Sohn, du lebst allzu oft so, als wärest du allein. Für uns Männer ist das eine Versuchung: Wir sind erwachsen, kennen uns aus, haben studiert, haben viele Ausbildungen hinter uns, haben viele Vorträge gehört über „How to do, what you want“ – wir kennen uns einfach aus. Und wir lieben es, Lösungen zu finden, sind überzeugt, wir werden das schon schaffen. Und dabei: Wir schaffen gar nichts. Je mehr unser geistiges Leben voranschreitet, umso mehr führt uns Gott auf eine merkwürdige Art: Wir werden immer unfähiger. Man schafft es weniger gut als vorher, ist weniger stark… Gott will nicht, dass du zu einem Meisterwerk von Autonomie und Unabhängigkeit wirst und Ihn nicht mehr brauchst. Er will einen Platz haben in deinem Leben.
Und das ist die Lösung. Das ist der Kern unserer Probleme. Wir brauchen Gott. Christus möchte nicht nur jemand sein, an den du ab und zu denkst, von dem du theoretisch weißt, dass Er da ist, über den du Fragen beantworten kannst. Er will nicht nur eine Figur sein, die irgendwie über deinem Leben schwebt. Er möchte eine echte Rolle in deinem Leben spielen, möchte dein Freund sein – und zwar in einem Ausmaß, das du noch gar nicht kennst. Er möchte immer unentbehrlich für dich und deine Ehe sein. Denn du gehörst Ihm und deine Frau gehört Ihm. Du kommst von Ihm und kehrst zu Ihm zurück. Er hat dich erschaffen.
Und noch etwas, woran man kaum denkt: Wir existieren durch Ihn –jetzt gerade. Denn alles ist von Ihm, durch Ihn, in Ihm. Christus ist es, der dich trägt, so dass du überhaupt existierst. Wenn du in der Früh aufwachst und feststellst, es gibt dich immer noch, dann ist dies, weil Christus dich trägt. Es gibt nämlich eine Verbindung zwischen Christus und uns, die wir uns gar nicht vorstellen. Deswegen lädt Er uns ein, dass wir diese Präsenz als Priorität in unserem Leben erkennen und annehmen.
Wir könnten jetzt über vieles nachdenken: Wie macht man es, wenn die Frau schlecht gelaunt ist, wenn es dieses oder jenes Problem gibt? Das ist alles schön und gut. Das gehört auch dazu. Aber nur darüber zu sprechen, wäre zu kurz gegriffen. Denn das machen die Heiden genauso. In jeder Buchhandlung kann man Bücher mit Tipps für die Ehe finden. Aber Gott sagt nicht: Folge zuerst den Tipps, denn das kann eine Art Selbsterlösung sein. Sicher, Tipps sind gut. Aber es ist eine Frage der Priorität. Und deswegen sagt Gott jedem Mann: Ich bin wirklich dein Vater. Du bist wirklich mein Sohn. Und du bist Sohn im Sohn. Und deswegen höre diese Stimme und folge Christus nach, deinem besten Freund, der sagt: Gehöre wirklich mir.
Gott sagt uns: Ich habe eine größere Sehnsucht nach dir, als du dir vorstellst. Deswegen rufe ich dich. Wenn wir nun zum Titel „Alles tun, um die Ehe zu retten“ zurückkehren, sollten wir die Worte des hl. Thomas von Aquin hören. Er sagt, man sei nur Freund dessen, mit dem man Zeit verbringt. Deswegen fragt uns Gott: Mein Sohn, Ich kenne dich, Ich weiß, sehr viel hängt an dir, darum frage ich dich, ob du Mir eine Viertelstunde schenkst. Ich bitte dich darum.
Aus meiner Erfahrung als Begleiter kann ich sagen, dass eine Viertelstunde das Minimum ist. Denn das Gebet, die stille Zeit, die Zeit mit Gott, ist nichts, was man einfach erledigt, hinter sich bringt. Wo man sagt: Machen wir das einfach mal schnell…
Denn es geht um etwas Zentrales, etwas, das alles ändert. Für uns alle ist diese Zeit, die man Gott schenken kann, eine der wichtigsten Antworten auf die unendlich brennende Sehnsucht Gottes nach uns. „Mich dürstet“ hat Jesus am Kreuz gesagt. Sobald ich mich hinsetze und sage: „Herr, ich bin da“, trinkt Gott unsere Gegenwart. Tun wir das für Ihn. Das Gebet, die stille Zeit – das ist nicht kompliziert. Es heißt einfach da sitzen und Ihm sagen: Ich habe diese Zeit eingeplant, um mich für Dich zu öffnen. Das ist ein königlicher Weg, um den Herrn in den Tag zu rufen.
Sehr oft merkt man, dass alles an diesem Tag besser geht, speziell mit der Frau, mit den Kindern. Man bekommt einen anderen Blick auf das Geschehen. Man beginnt langsam, die anderen so zu sehen, wie Gott sie sieht.
Gott will die Schönheit unseres Herzens berühren, will dass sie immer deutlicher zutage tritt. Gott will uns daran erinnern, wer wir sind: Sein Ebenbild.

Aus seinem Vortrag vor Männern  beim Jungfamilientreffen in Pöllau am 20.7.17.

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