VISION 20005/2017
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Die eigene Ãœberzeugung auch leben

Artikel drucken Ãœber den Umgang mit den Dogmen des politisch Korrekten (Costanza Miriano)

Es gibt eine Reihe von Ansichten, die genau genommen absurd sind, dennoch heute als selbstverständliches Credo etabliert sind. Die Autorin zitiert einige Beispiele und wirft die Frage auf, wie Christen mit dieser Situation umgehen können.

Versuchen Sie einmal, wenn sie zum Nachtmahl eingeladen sind, zu erklären, es missfiele Ihnen sehr, wenn durch Elektroschock Tiere getötet werden, um ihren Pelz zu verarbeiten. Aber weitaus mehr beängstige Sie, dass Kinder im Schoß ihrer Mütter zerstückelt werden und dies als Errungenschaft, die Misshandlung von winzigen Hermelinen jedoch als Barbarei angesehen werde. Sie werden erleben, wie sich eisiges Schweigen unter den Tischgenossen breitmacht.
Oder versuchen sie zu erklären, dass biologische Nahrung zweifellos eine gute Sache sei, dass ihnen aber die Manipulation an den Embryonen weitaus größere Sorgen bereite als die genetische Veränderung von Pflanzen.
Oder versuchen Sie festzustellen, dass man zweifellos nicht alles über einen Kamm scheren dürfe, dass es aber von größter Dringlichkeit sei, dass die abgetriebenen Kinder – sie werden derzeit wie Spitalsabfall behandelt – einer Begräbnisstätte bedürfen. Sagt man das unter Freunden, so werden sich diese wohl „nur“ denken, es mit einem Geistesgestörten zu tun zu haben. Wem es ihnen allerdings gelingt, es vor einem größeren Forum, einer maßgebenden Plattform zu äußern, so werden Sie damit einen Krawall entfesseln.
Ich bin davon überzeugt, dass der Mensch, der sich von Gott abwendet, dennoch eine Art Religion braucht. Daher muss er sich selbst eine zurechtlegen – und sei sie noch so künstlich, unvernünftig, irreal. Es ist so, als habe er das diffuse Gefühl, es sei für den Menschen nicht gut, ohne höhere Bezugspunkte dazustehen. Und daher schafft er sich welche, indem er die eigenen Vorstellungen verabsolutiert, sie mit der Würde von Glaubenssätzen umgibt.
Wer an Gott glaubt, dem ist das Los der Hermeline nicht gleichgültig, aber er sieht das nicht als vorrangiges Problem an, zumindest nicht, solange menschliche Wesen ein weitaus schlimmeres Ende finden.
Und so gibt es einige Leitsätze dieser merkwürdigen, von Menschen selbst gemachten Religion, über die es extrem schwierig ist, in ein Gespräch einzutreten. Und ich frage mich, ob es überhaupt nützlich ist.
Ein befreundeter Priester hat einmal folgendes gesagt: Beim Anblick eines verlotterten Hauses gibt es zwei Möglichkeiten, dessen Eigentümer auf sein Fehlverhalten aufmerksam zu machen. Man kann ihn kritisieren, ihm Vorwürfe machen, usw… oder man kann ihm vor Augen führen, wie schön es ist, in einem gepflegten Haus zu leben.
Wir Christen müssen überzeugender wirken als die anderen. Das können wir aber nur dann, wenn wir zunächst selbst überzeugt sind. Wenn unser eigenes Haus tatsächlich schön und sauber ist, wenn man dort gute Luft einatmet und fröhlich lebt – macht es dann überhaupt noch Sinn, sich darüber zu ereifern, dass die Häuser anderer hässlich, dreckig, traurig und übelriechend sind? Sollten wir nicht eher ihretwegen traurig sein? Und die Betroffenen zu uns einladen?
Oder – wenn wir ganz besondere Leute sind – können wir dem Freund, der unter diesen Umständen lebt, Hilfe anbieten, ihm erklären, wie man anders lebt. Nur wir können die Kirche verraten, vor äußeren Feinden müssen wir uns nicht fürchten. Die wahre Evangelisation findet in der Verfolgung statt.
Wir Katholiken müssen neue Wege finden, um die Dogmen des politisch Korrekten in Frage zu stellen, neue Wege, um unsere Kinder vor den verqueren Informationen zu schützen, die ihnen in der Schule vorgesetzt werden. (…)
Wenn die Kinder zu Hause die oben erwähnte gute Luft geatmet haben, werden sie von sich aus wissen, auf welche Seite sie sich schlagen sollen – vor allem, wenn sich ihre Eltern, die daheim immer von Gott geredet hatten,  sich von den anderen, die sich zutrauen, alles selbst in die Hand zu nehmen und dabei traurig und gescheitert sind, – deutlich unterscheiden.

Costanza Miriano ist Autorin von Sposati e sii sottomessa, das in seiner spanischen Übersetzung eine Debatte im spanischen Parlament und die Forderung, das Buch vom Markt zurückzuziehen, ausgelöst hatte. Ihr Beitrag ist ein Auszug aus Il Timone, Jänner 2014

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