Es ist schwierig, eine ausgewogene Haltung zu den Zeichen der Zeit, die immer bedrohlicher erscheinen, einzunehmen. Im folgenden Beitrag versucht der Autor, die Realität zu deuten und angemessene christliche Antworten auf die Herausforderungen zu geben.
Der Kampf zwischen Gut und Böse hat sich intensiviert, er ist heute komplexer als zu der Zeit als ich „Father Elijah“ geschrieben habe. Wir leben jetzt in einer Ära des Glaubensabfalls, der Degeneration einer einst christlichen Gesellschaft hier im Westen, begleitet von unvermeidlichen Angriffen auf die religiöse Freiheit. Das unterscheidet uns deutlich von der Situation der frühen Kirche.
Damals gab es eine große Anzahl von Menschen, die in der Finsternis lebten und sich nach dem Licht sehnten, in einer Welt, die aus dem Heidentum hervor kroch. In unseren Tagen haben die abgefallenen Christen etwas von dem Licht gesehen und dennoch entscheiden sie sich dafür, in die Finsternis des Neuheidentums zurückzufallen. Sie begründen das damit, dieses sei „toleranter“, „liebevoller“ als die Forderungen von Gottes Gesetz – als der Geist und die Wahrheit, die zum Leben führen.
Schon recht bald nach meiner Bekehrung zum katholischen Glauben vor 50 Jahren wuchs in mir durch Gebet und Schriftlesung die Überzeugung, dass unsere Zeit wirklich jene ist, die von den Propheten des Alten und Neuen Testaments und von Christus selbst vorhergesagt worden ist. Wie lange es dauern wird, bis sich diese Prophezeiungen eintreten, ist ungewiss – niemand kennt den Tag oder die Stunde. Aber es wird geschehen.
In diesem Klima sind wir zwei unterschiedlichen Versuchungen ausgesetzt: Einerseits eine Haltung der Verleugnung und auf der anderen Seite eine Tendenz, zu sehr in dessen Bann zu stehen. Der Teufel versucht zu hypnotisieren, wie eine Schlange es mit ihrer Beute tut, bevor sie diese verschlingt.
Die vielen Fronten des Bösen sind Teil des umfassenden und vielfältigen Kampfes zwischen Gut und Böse – ein Krieg, der bis zum Ende der Zeiten dauern wird. Indem sich die Mächte des Bösen, sichtbar und unsichtbar, breit machen und immer stärker werden, müssen wir, die wir Jesus nachfolgen, uns stets vor Augen halten und es in unseren Herzen bewegen: Sein Kommen als Sieger ist die endgültige Wahrheit.
Wir brauchen eine gesunde Ausgewogenheit bei der Betrachtung endzeitlicher Fragen. Noch einmal: Die Augen der Schlange können uns täuschen und entmutigen, ja zur Verzweiflung verführen. Ich habe dies manchmal erlebt, jedoch immer seltener, je mehr ich gereift bin im Glauben an Christus. Da wurde mir klar, dass unser Herr Jesus diesen Krieg schon gewonnen hat. Es bleibt nur noch der bevorstehende Endkampf.
Worte allein werden die Entwicklung nicht umkehren. Es braucht Gebet und Fasten. Unser Schutz vor dem Geschehen selbst, unser Widerstand gegenüber den verschiedenen Formen eines neuen Totalitarismus erfordert beides: Abwehrmaßnahmen und positive Initiativen.
Als Grundlage jeder wirksamen Abwehr müssen wir zunächst selbst Gewissenserforschung betreiben. Es geht um die Wiederherstellung der Ehrfurcht vor der „ganzen Wahrheit über den Menschen“, eine Rückkehr zu den Grundwahrheiten des Evangeliums in allen Aspekten unseres Lebens – und vor allem: um eine tiefe Umkehr zur Anbetung Gottes.
Indem wir uns von einem tragischerweise verkürzten Konzept der Menschenrechte abkehren und uns dem Vorrang der Rechte Gottes und den Pflichten des Menschen zuwenden, werden wir im Strom der Gnade leben, umhüllt von der Autorität Gottes und der Mission der Kirche vollständig ergeben. So vereinen wir uns mit dem Gehorsam Christi am Kreuz. Wir werden teilhaben an der Aufhebung der Sünde Adams und das Tor zur Freiheit finden: das Sterben, das zum Leben führt. Indem wir das tun, tragen wir bei zur Erlösung der Welt.
Michael O’Brien ist Autor des Erfolgsromans Father Elijah, sein Beitrag gibt Ausschnitte aus einem Interview in The Catholic Weekly v. 28.11.15 wieder.