VISION 20005/2017
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Die Kindheit
wiederentdecken
Michael Winterhoff, Kinder- und Jugendpsychiater, hat in einem neuen Buch einige Phänomene für psychische Entwicklungsstörungen von Kindern verantwortlich gemacht. Vieles ist bedenkernswert:
Zum einen die digitale Revolution. „Der Haupttreiber dafür, dass das Leben heute so unruhig geworden ist, ist die Durchdringung des Alltags mit digitalen Medien. Kinder konkurrieren mit Smartphone und Laptop um die Zuwendung ihrer Eltern – und Kinder ziehen dabei regelmäßig den Kürzeren.“ Winterhoff diagnostiziert gar einen „exzessiven Konsum digitaler Medien“, den die Eltern meist zugeben und bereuen – und doch nicht ändern. „Das Smartphone hat sie gekapert.“ Der zweite Schuldige ist ideologischer Natur: Lehrern werde eingeredet, sie dürften nicht Erzieher sein, sondern nur mehr Lernbegleiter. Die heute weithin populäre Ansicht von Bildungsexperten, Grundschulkinder könnten selbstbestimmt lernen und ihre Zeit einteilen, bezeichnet der Psychiater als „groben Unfug“.
(…)Die digitale wie die ideologische Revolution hat aber offenbar auch bei der Psyche der Eltern zugeschlagen, denn Winterhoff sieht immer mehr Eltern in der Erziehungs-Falle: An die Stelle einer natürlichen Hierarchie zwischen Eltern und Kindern sei zunächst eine partnerschaftliche Beziehung und schließlich ein symbiotisches Verhältnis getreten. Symbiose sei der „Killervirus“ in der Beziehung, der dafür sorge, dass Kinder immer alles sofort bekommen, lustorientiert agieren lernen und Eltern es nur schwer ertragen, von ihren Kindern getrennt zu sein. Eltern müssten jedoch in sich ruhen, Orientierung und Anleitung geben, statt sich distanzlos mit dem Kind zu identifizieren, erläutert der Autor, der Symbiose für die mittlerweile häufigste Beziehungsstörung in Familien hält.
Stephan Baier, Die Tagespost v. 5.8.17, Besprechung des Buches: Die Wiederentdeckung der Kindheit. Wie wir unsere Kinder glücklich und lebenstüchtig machen. Von Michael Winterhoff. Gütersloher Verlagshaus, 192 Seiten, 17,99 Euro

Englands Kirche wird immer „moderner“
Die Generalsynode der Church of England hat dafür gestimmt, Menschen, die beschließen „transgender“ zu sein, zu ermutigen, und sie hat die anglikanischen Bischöfe aufgefordert, eine Liturgie zu entwickeln, die diese Veränderung feiert. Die Abstimmung ergab eine große Mehrheit – 284 zu 78 Stimmen – und sie war von Wortmeldungen begleitet, die betonten, dass Menschen, die sich als lesbisch oder homosexuell outen, in keiner Weise meinen sollten, dies wäre gegen die Ordnung. Auch stimmte die Synode für ein Verbot von Angeboten, die Heilung von der gleichgeschlechtlichen Anziehung anbieten und eine entsprechende Therapie.
Joanna Bogle in The Catholic World Report v. 3.8.17
Wie sollen unter solchen Umständen die ökumenischen Bemühungen zu einem guten Ende finden?

Klimaschutz durch weniger Kinder
Weniger Kinder zu bekommen, sei laut der unter dem Titel The climate mitigation gap: education and government recommendations miss the most effective individual actions publizierten Studie die wirksamste individuelle Maßnahme zur Bekämpfung des Klimawandels. (…) „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es vier Maßnahmen gibt, die den persönlichen Kohlendioxidausstoß entscheidend verringern können: Vegetarische Ernährung, der Verzicht auf Flug­reisen und Auto – und weniger Kinder haben“, fasst Forscher Seth Wynes von der schwedischen Universität Lund die Ergebnisse der Studie zusammen. Mit dem Verzicht auf ein Auto könne ein Mensch jährlich 2,4 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid einsparen, rechneten die Forscher vor. Eine Ernährung ohne Fleisch spare 0,8 Tonnen CO2 pro Jahr, der Verzicht auf Flugreisen verringere den Kohlendioxid-Ausstoß um durchschnittlich 1,6 Tonnen im Jahr. Der Verzicht auf Kinder ist der Studie zufolge aber bei weitem die wirksamste Klimaschutzmaßnahme: Jedes nicht in die Welt gesetzte Kind bedeute eine CO2-Einsparung von 58,6 Tonnen im Jahr.
IEF-Nachrichten v. 27.7.17
Also wenn das nicht überzeugend ist! Jedenfalls im nachhinein eine Rechtfertigung für die Familienpolitik der meisten europäischen Länder und für internationale Förderung der Abtreibung.

Einfach nur
gestorben?
Nach monatelangem Kampf ist der schwerkranke Charlie Gard aus England gestorben. Die Eltern wollten ihren Säugling für eine experimentelle Therapie nach Amerika bringen – seine Ärzte sprachen sich dagegen aus. (…) Charlie hatte zuvor nur noch mit Hilfe von Maschinen am Leben gehalten werden können. Er musste künstlich beatmet und ernährt werden. (…) Die Ärzte des Babys im Londoner Great-Ormond-Street-Krankenhaus hatten sich dafür ausgesprochen, dass der Junge in Würde sterben darf.
FAZ-online 28.7.17
Man kann das Geschehen durchaus auch anders sehen:
Er wurde getötet. Das sei klargestellt, lassen wir uns nicht für dumm verkaufen. Charlie Gard wurde umgebracht. Umgebracht von den Ärzten und den Richtern, die diesen Tod mit wilder Entschlossenheit erwirken wollten, umgebracht durch das Schweigen so vieler, die (nicht nur) die moralische Autorität gehabt hätten einzugreifen, es aber nicht getan haben.
Riccardo Cascioli in La Nuova Bussola Quotidiana am 29.7.17
„In Würde sterben“ – klingt schön, bedeutet aber nichts anderes, als bewusst einen Menschen zu töten. Wie skandalös dies heute gehandhabt wird, zeigt ein Fall in Kanada, wo Euthanasie legal ist:

Besser, er stirbt jetzt
Heute bereite ich ein Begräbnis vor für jemanden (nennen wir ihn H, um sein Privatleben zu schützen), der an Krebs litt, ins Spital jedoch wegen eines Problems, das nichts mit diesem zu tun hatte, eingeliefert wurde: wegen einer Blasenentzündung. H’s Familie hatte ihn zu Wochenbeginn ins Spital gebracht in der Annahme, die Ärzte dort würden ihn wegen der Infektion behandeln und dann nach Hause entlassen. Schockiert und entsetzt entdeckten sie, dass der behandelnde Arzt jedoch die Entscheidung getroffen hatte, die Infektion nicht zu behandeln. Auf ihr Verlangen, diese Vorgangsweise zu ändern, lehnte der Arzt dies ab und erklärte, für H sei es besser, er sterbe jetzt an dem Infekt, als dass man den Krebs seinen Lauf nehmen lässt und H dann später töte. Trotz aller Bitten und Eingaben, änderte der Arzt seine Entscheidung nicht. Ja, er beschleunigte H’s Ende und verordnete ihm große Mengen Morphine, um „die Schmerzen im Zaum zu halten“ … In weniger als 24 Stunden war H tot.
Father Tim Moyle aus einem ländlichen Bezirk von Québec zitiert von George Weigel in First things v. 22.8.17

Gott sei Dank, gibt es auch erfreuliche Meldungen von der Lebensfront:

Marsch für das Leben
Mindestens 70.000 Menschen haben am Samstag an dem Marsch für das Leben „All Ireland Rally for Life“ teilgenommen. Das Thema des diesjährigen Marsches war „Save the 8th“ – eine Rekordbeteiligung, um den Zusatzartikel zur irischen Verfassung, der das gleiche Recht auf Leben für die Mutter und das ungeborene Baby festschreibt…
LifeSiteNews v. 3.7.17
Erfreuliches gibt es auch aus Österreich zu berichten:
Letztes Wochenende sind wir in Wien angekommen. Insgesamt sind 120 Jugendliche zwei Wochen von Graz nach Wien marschiert. Mit noch nie dagewesener Unterstützung aus Politik, Kirche und Medien haben wir alle unsere Erwartungen übertroffen! ÖVP- und FPÖ-Behindertensprecher Huainigg und Hofer kamen zur Pro Life Tour und sandten Videobotschaften für die Abschaffung der Spätabtreibung von Kindern mit Behinderung. Zahlreiche Bischöfe schlossen sich uns an. Sogar Papst Franziskus sandte ein Grußwort, um für die vorgeburtlichen Kinder einzustehen! Mit dieser Unterstützung setzten sich zahlreiche Medien in Bewegung, so viele, dass selbst der ORF in Wien alamiert war und über diese Jugendgruppe berichten musste, welche sich so sehr für ein Österreich ohne Abtreibung einsetzt!
Aussendung von Jugend für das Leben Österreich


Einen Chip
implantiert
Ein US-Unternehmen hat damit begonnen, Mikrochips, groß wie ein Getreidekorn, bei seinen Mitarbeitern einzupflanzen. „Three Square Market“, eine Technologie-Firma in Wisconsin, teilte mit, dass sich 50 ihrer Mitarbeiter freiwillig für eine Radio-Frequenz-Identifikation entschieden hatten. Zwischen Daumen und Zeigefinger eingepflanzt, wird ihnen das unter anderem ermöglichen, in einer Pause den Imbiss zu bezahlen. Generaldirektor Todd Westby erklärte: „Wir erwarten, dass diese Technologie alles steuern wird, Einkäufe in unserem Pausenraum, das Öffnen von Türen, die Verwendung von Kopiergeräten, das Einloggen in unsere Computer.“ Und er fügte hinzu: „Schlussendlich wird diese Technologie zum Standard werden. Man wird das als Reisepässe, in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkauf verwenden.“
Daily Telegraph v. 24.7.17
Und eines Tages wird dann jeder so ein „wunderbares“ Ding tragen „dürfen“ – und es wird noch viel mehr können, als nur die erwähnten nützlichen Aufgaben zu erledigen.

Christen im Vorderen Orient: kaum weniger

Der jüngste Bericht der Catholic Near East Welfare Association (Cnewa), einer Gesellschaft päpstlichen Rechts, berichtet über die christliche Präsenz im Vorderen Orient:
Nach Auswertung einer Reihe von Daten aus unterschiedlichen Quellen und unter Abwägung ihrer Bedeutung aufgrund der Erfahrungen vor Ort (in neun Ländern…) hat die Cnewa Schätzungen für das Jahr 2017 erstellt und sie mit einer gleichartigen Schätzung aus 2010, vor dem Arabischen Frühling, verglichen. Das Ergebnis: In diesen Ländern des Vorderen Orients, in denen die Ortskirchen ununterbrochen seit der Zeit der Apostel anwesend sind, dürfte die Zahl derzeit bei 14.525.880 Millionen liegen, ein Minus von gerade nur 213.780 (-1,45%). (…) Ein Großteil des Ausharrens ist auf die Christen in Ägypten, die Kopten, die bevölkerungsstärkste christliche Gemeinschaft im Vorderen Orient, zurückzuführen: Ihre Zahl ist von 2010 bis 2017 von 8,1 auf 9,4 Millionen gestiegen. (…) Wo der Aderlass hingegen besonders deutlich ist, das ist Syrien, heimgesucht von sechs Jahren Krieg: Den Schätzungen der Cnewa zufolge ist die Zahl dort von 2,2 auf 1,2 Millionen gesunken. Ähnlich im Irak, wo die Zahl auf 250.000 gesunken ist, weit entfernt von den 1,5 Millionen in den neunziger Jahren. (…) Das wirklich neue Faktum im Vorderen Orient ereignet sich weiter entfernt, im Persischen Golf… Philippinos, Inder, Sudanesen, Eritreer arbeiten in den Gaststätten oder auf den Baustellen von Dubai, Doha oder Abu Dhabi, oft unter schwierigsten Bedingungen. Die Cnewa schätzt, dass sich ihre Zahl seit 2010 verdoppelt hat und 3,8 Millionen erreicht. Eine prekäre Anwesenheit, die aber nicht mehr übersehen werden kann: Sie beläuft sich in Kuwait auf 17% der Bevölkerung, in Bahrein auf 14,5% – gestern noch unvorstellbare Zahlen. Sie leben ihren Glauben streng innerhalb der wenigen Kirchen, die ihnen zu bauen gestattet wurden. In jedem Jahr, das vergeht, ist ihre Anwesenheit immer weniger zu übersehen.
La Nuova Bussola Quotidiana v. 3.8.17

Anteil von Muslimen verdoppelt
Eine Studie des Vienna Institute of Demography bestätigt den Anstieg der Muslime in Österreich. (…) Seit der letzten Volkszählung haben sich die religiösen Zugehörigkeiten in Österreich deutlich verändert: Bekannten sich vor 2001 noch drei Viertel aller Österreicher zum römisch-katholischen Glauben, sank ihr Anteil auf 5,16 Millionen und damit auf zwei Drittel der Bevölkerung. Den stärksten Zuwachs gab es in den vergangenen 15 Jahren bei der Bevölkerung ohne Religionszugehörigkeit: Waren es 2001 noch 12%, sind es im Jahr 2016 schon 17%. Starken Zuwachs verzeichnete auch der muslimische Bevölkerungsanteil. Dessen Anteil verdoppelte sich und entspricht in absoluten Zahlen rund 700.000 (…). Mehr als verdoppelt hat sich die Zahl der orthodoxen Christen: von zwei auf fünf Prozent, was 400.000 Personen entspricht.
derstandard.at v. 4.8.17
Spricht leider nicht für die Glaubensstärke und den missionarischen Elan von uns katholischen Christen. Anregungen könnten wir bei den ersten Christen finden. Sie beeindruckten die Heiden von damals durch Entschiedenheit:

Warum das Christentum einst siegte
a) die Macht der Wahrheiten des Christentums, welche an Gehalt und Fasslichkeit alle weltliche Weisheit übertrafen und andererseits Herz und Geist vollständig befriedigten, indem sie in einzig annehmbarer Weise die Fragen lösten, womit der Menschengeist sich unablässig beschäftigte: Gott, Unsterblichkeit der Seele, Vergeltung nach diesem Leben u.s. w. (…).
b) Die Wunder und Zeichen, welche Gott durch die Christen wirkte, visionäre Erscheinungen, Prophezeiungen, wunderbare Heilungen, Sprachengabe, besonders die Gewalt der Christen über die bösen Geister lieferten den Beweis für die Wahrheit ihrer Lehre.
c) Das heilige Leben der Christen, heroische Tugendübung, ihr Eifer für die Ausbreitung des Glaubens, der sie antrieb, selbst noch im Angesichte des Scharfrichters und auf dem Scheiterhaufen das Evangelium zu verkünden, und vor allem die wunderbare Standhaftigkeit unter den unmenschlichsten Qualen brachten viele zur Überzeugung von der Wahrheit des Christentums.
d) Das Christentum war die Religion der Liebe und Hilfeleistung. Hilfsbedürftige jeder Art fanden opferfreudige Unterstützung, die Kranken, die Armen der eigenen Gemeinde, fremde arme Gemeinden, auch die heidnischen Armen, Witwen und Waisen, verlassene Sklaven, Arbeitsunfähige, Arbeitslose, die Reisenden; und diese Unterstützung wurde als Pflicht des wahren Christen betrachtet. Groß musste der Eindruck sein, welcher die christliche Nächstenliebe bei den Heiden hervorrief, da das Heidentum so wenig Nächstenliebe kannte, zudem musste sich die ärmere Bevölkerung zum Christentum hingezogen fühlen infolge dieser Nächstenliebe.
e) Auch die feste Organisation der Kirche muss als wirksame Ursache ihrer Ausbreitung betrachtet werden.

Aus Lehrbuch der Kirchengeschichte. Trier 1929, S. 77f, zitiert in IK-Nachrichten 8-9/2017

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